Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
«Die Türen waren weit geöffnet – ich glaube, dass die Arbeiter den Geruch selbst nicht ertragen und dann einfach Lüften», schreibt ein Anwohner zu diesem Foto. z.V.g.
Anlieferungsstau, Sommerhitze, Mitarbeiter, die lüften, oder Überlastung der Anlage – die Theorien der Anwohner häufen sich. Die WN haben mit einem ehemaligen Arbeitnehmer der Bima Energie AG gesprochen und einen exklusiven Blick hinter die Kulissen erhalten.
Münchwilen Die Bima Energie AG in Münchwilen, die rund um die Uhr und 365 Tage im Jahr in Betrieb ist, verarbeitet Schlachtabfälle oder tierische Nebenprodukte zu Biogas. Ein ehemaliger Mitarbeiter erklärt, dass der Anlagenbetrieb nicht nur äusserst geruchsintensiv, sondern auch technisch herausfordernd sei. Die Ursache des Gestanksproblems sieht er vor allem im Alter und der mangelnden Abdichtung des Altbau-Gebäudes: «Die angelieferten Flei-schabfälle müssen zunächst in riesigen Dampfkochtöpfen (sogenannten Autoklaven) gekocht werden. Dabei strahlen sie Hitze aus», berichtet er und ergänzt: «Im selben Gebäude befindet sich auch die Anlieferung und Lagerung der Fleischabfälle» Die angelieferten Abfälle würden jedoch nicht gekühlt, was gerade im Sommer zu einer erhöhten Geruchsentwicklung beitrage. Die nicht vorhandene Kühlung führe dazu, dass die Wärme den Verwesungsprozess zusätzlich beschleunigt und ein Teil der entstehenden Faulgase durch undichte Stellen am Gebäude nach draussen gelangt.
Der ehemalige Arbeitnehmer berichtet von unzureichenden Arbeitsbedingungen und gefährlichen Situationen: «Sterile Arbeitsräume gibt es nicht, und Schutzkleidung beschränkt sich auf typische Suva PSA - T-Shirts, Pullover, Hosen und Sicherheitsschuhe. Einweganzüge sind nur für Besucher vorgesehen.» Der durchdringende Geruch der Anlage setzte sich direkt in der Kleidung fest. Der Arbeitnehmer hörte von einem Vorfall, bei dem ein Mitarbeiter aufgrund von austretendem Laugengas ohne Atemschutz ins Innere der Luftreinigungsanlage musste: «Er hielt die Luft an, rannte rein und schloss die Luke. Es war ein riskanter, aber typischer Ablauf.» Weiter bemängelt er, dass Wartungen nur mangelhaft ausgeführt wurden: «Vorbeugende Wartungsarbeiten wurden schlecht oder gar nicht gemacht; repariert wurde meist erst, wenn etwas bereits kaputt war.»
Nach dem Kochen in der Autoklave werde das Substrat in einen sogenannten Fermenter gegeben, wo Bioorganismen das Material zersetzen. Bei der Zersetzung entstehen Gase, welche gereinigt zu Biogas werden. Nebst den Gasen müssen regelmässig die Ausscheidungen der Bioorganismen abgelassen werden – diese Gärreste sind kein Abfallprodukt, sondern werden bei der Bima ebenfalls weiterverarbeitet zu Biodünger für die Landwirtschaft. Bevor die gesammelte Flüssigkeit zu Biodünger wird, müssen darin enthaltene Feststoffe mithilfe eines sogenannten Dekanters herausgefiltert werden. Auch dort gab es gemäss dem ehemaligen Arbeitnehmer Unstimmigkeiten: «Der Dekanter stand über längere Zeit still. Die verbliebenen Feststoffe im Dünger führen zu erhöhten Geruchsemissionen auf den Feldern.» Es ist also möglich, dass man den unwissenden Abnehmern in der Zeit Dünger mit höherer Geruchsbelastung mitgegeben hat.
Die im Fermenter entstehenden Biogase müssen noch durch mehrere Reinigungsinstanzen, bevor sie der Erdgasleitung zugeführt werden können. «Im Endeffekt verdient die Bima an dem Gas, welches durch den Zähler zum Erdgas eingespeist wird. Diese Schleuse öffnet sich jedoch nur, wenn die Qualität des Gases bestimmten Vorgaben entspricht. Gas von schlechter Qualität wird direkt verbrannt», weiss der ehemalige Angestellte. Auch die Luftfilter sieht er nicht zwingend als Ursprung des Geruchsproblems: «Die kontaminierte Luft wird erst wieder in die Umgebung freigesetzt, nachdem sie mehrfach gewaschen und durch Biofilter gereinigt wurde.» Auch könne man die Kapazität der Anlage nicht überschreiten, denn die Bioorganismen können nur ein gewisses Volumen an Substrat verarbeiten. Gibt man zu viel dazu, sind sie übersättigt und es kommt zu instabilen Gärbedingungen – der Tank des Fermentors würde überschäumen. «Dass das in der Vergangenheit schon passiert ist, sieht man an der schmutzigen Gebäudefassade, wo der Schaum aus den Fenstern ausgetreten ist.» Dafür kam es dort aber, wie Bima-Geschäftsleiter Marcel Kraus erwähnt hatte, tatsächlich des Öfteren zu einem Anlieferungsstau an der Anlage. «Die Fleischabfälle sind ein wertvoller Rohstoff. Um ihre Zulieferer nicht zu verlieren, lehnt die Bima keine Lieferung ab. Es kam schon vor, dass angelieferte Fleischabfälle ungekühlt in Containern draussen gelagert werden mussten.» Schlussendlich sei er aber sicher: «Der Altbau der Anlage und die marode Infrastruktur im Gebäude ist baufällig und müsste komplett erneuert werden. Ohne eine funktionierende Kühlanlage ist dieser Ort eine Brutstätte für Ungeziefer. Einmal war der ganze Anlieferungsbereich voll mit Fliegenmaden.»
Nun reagiert das Amt für Umwelt (AfU) des Kantons Thurgau auf die zunehmenden Geruchsbeschwerden rund um die Bima Energie AG in Münchwilen mit konkreten Massnahmen. Es folgte eine Überprüfung der Geruchsemissionen mittels Olfaktometrie-Messungen. Bei dieser Messmethode wurde Luft mittels grosser Plastiksäcke entnommen und im Labor an mehrere Prüfpersonen dargeboten. Dabei wurde eine Übermässigkeit der Emissionen bestätigt. Infolgedessen hat das Amt eine Sanierungsverfügung erlassen, welche die Bima verpflichtet, technische und betriebliche Massnahmen zur Reduktion des Geruchs umzusetzen und die Annahmemenge während der Sanierungsphase zu reduzieren. Zusätzlich wurde ein Geruchs-Monitoring eingerichtet, an dem neben dem Amt auch die Gemeinde Münchwilen teilnimmt. Hierbei werden detaillierte Protokolle über Geruchswahrnehmungen geführt, um die Auswirkungen der Massnahmen zu überwachen. Die Bevölkerung kann ebenfalls anonym Geruchsmeldungen einreichen. Die Sanierungsverfügung ist noch nicht rechtskräftig, da die Bima Rekurs einlegen könnte. Geschäftsleiter Marcel Kraus von der Bima Energie AG wurde mit den in diesem Artikel dargelegten Vorwürfen konfrontiert und meint, dass diese mit den vom Amt für Umwelt und der Bima Energie vereinbarten Sanierungsmassnahmen nicht in Verbindung stehen.
jms
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