Michael Sarbach
ist neuer Botschafter der Stadt Wil.
«Insgesamt wurden 130 Gegenstände angeliefert», erzählt Kurt Egger (u. M.). Die Expertinnen und Experten reparierten Schmuck, machten Messer und Scheren wieder scharf – und setzten sogar eine alte Pedikürlampe wieder instand.
Im Gemeinde- und Kulturzentrum Aadorf wurde am Samstag die Kreislaufwirtschaft angekurbelt. Die Argumente von Kurt Egger, Präsident des Repair Cafés Hinterthurgau, sind einleuchtend: «Reparieren ist nicht nur billiger und umweltfreundlicher, sondern erhält so auch eine soziale Komponente.»
Aadorf Repair Cafés setzen sich für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ein, in der Produkte möglichst lange genutzt und nicht vorschnell entsorgt werden. Jährlich fallen in der Schweiz rund 130’000 Tonnen Elektroschrott an – vieles davon könnte mit geringem Aufwand repariert werden. Auch am vergangenen Samstag brachten zahlreiche Besucherinnen und Besucher ihre defekten Alltagsgegenstände mit, um sie von Reparaturexpertinnen und -experten wieder instand setzen zu lassen. Auch die WN hatten bei ihrem Besuch eine defekte Kaffeemaschine im Gepäck. Kurt Egger, Präsident des Repair Cafés Hinterthurgau, verriet im Gespräch, welche Gegenstände sonst noch mitgebracht werden können, wie oft Repair Cafés in der Region stattfinden und warum Reparieren eine bewusste Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft ist.
Der Verein Repair Café Hinterthurgau wurde 2019 gegründet und zählt mittlerweile rund 40 Mitglieder. Pro Jahr organisiert das Team sechs Veranstaltungen an wechselnden Standorten wie Aadorf, Eschlikon, Münch-wilen und Affeltrangen. «Unser Angebot ist breit gefächert», erklärte Egger. «Wir reparieren Holz- und Metallgegenstände wie Spielzeuge oder Gartenmöbel, Modeschmuck, Buchbindungen, Elektronikgeräte wie Staubsauger, Lampen, Tonbandgeräte oder Kaffeemaschinen. Auch Textilien werden geflickt, IT-Hilfe für Computer und Smartphones angeboten und sogar Messer geschliffen.» Die Reparaturen werden von ehrenamtlichen Fachleuten durchgeführt, da-runter pensionierte Berufsfachleute und talentierte Hobbyhandwerker. «Jeder Experte bringt extra seine eigenen Werkzeuge mit», betonte Egger. Die Reparaturleistungen sind kostenlos, lediglich Ersatzteile müssen von den Besucherinnen und Besuchern selbst bezahlt werden. Die Finanzierung erfolgt über freiwillige Spenden. «Wir freuen uns über jede Unterstützung, damit wir weiterhin Reparaturen anbieten können», so Egger.
Im oberen Stock liefen drei Nähmaschinen heiss beim Flicken von Skihose und Lieblingspullover. «Ich bin jetzt 86. Da kann man ja nicht einfach im Stuhl sitzen, bis man umfällt, oder?», sagte eine der Näherinnen mit einem Schmunzeln. Nebenan tauschten zwei Schmuckexpertinnen fast vier Stunden am Stück Verschlüsse aus und fädelten Halsketten wieder ein. «Was wir machen, fühlt sich sinnvoll an – Hauptsache, man muss nicht alles wegschmeissen», sagten sie. Im unteren Stock wurde an einem alten Kinderspielzeug aus Holz geschraubt. «Viele Grosseltern bringen Spielsachen wie Puppenhäuser, die sie noch aus ihrer eigenen Kindheit haben – das hat immer etwas Nostalgisches», erzählte Egger. Doch der kurioseste Gegenstand an diesem Samstag war wohl eine ausgediente Pedikürlampe, die wieder zum Leben erweckt wurde. «Ich bin schon lange pensioniert, aber die Lampe mit integrierter Lupe ist immer noch praktisch – zum Beispiel, um einen Splitter aus dem Finger zu entfernen», erklärte die Besitzerin der Lampe.
Die am häufigsten gebrachten Gegenstände sind Kaffeemaschinen, Küchengeräte, Tonbandgeräte und Radios. Doch wie steht es um die defekte Kaffeemaschine der WN? Leider kam die Redaktion zu spät. «Nach 13 Uhr konnten wir keine weiteren Elektronikgeräte mehr annehmen – sie sind am aufwendigsten zu reparieren», erklärte Egger. «Im einfachsten Fall reicht es, eine Batterie zu tauschen – aber oft sind Geräte verschraubt, verklebt oder verschweisst, sodass man kaum ans Innenleben herankommt. Ersatzteile sind zudem oft schwer erhältlich.» Auch die Experten des Repair Cafés können nicht immer helfen. «Wir recherchieren und probieren viel aus, aber in manchen Fällen bleibt nur der Weg ins Servicecenter.»
Jedes Jahr bringt die Elektronikindustrie neue Modelle auf den Markt – wie Drucker mit neuen Bauteilen und veränderten Tintenpatronen. Dass viele Produkte bereits kurz nach Ablauf der Garantie kaputtgehen, ist kein Zufall. Hinter diesem Phänomen steckt oft geplante Obsoleszenz – eine Strategie, bei der Hersteller die Lebensdauer ihrer Produkte bewusst begrenzen, um die Konsumentinnen und Konsumenten zum Neukauf zu bewegen. Das Problem: Geplante Obsoleszenz ist schwer nachweisbar. In der Schweiz liegt die Beweislast bei den Konsumenten, die kaum eine Möglichkeit haben, eine gezielte Verkürzung der Lebensdauer zu belegen. Dies führt nicht nur zu steigenden Kosten für die Verbraucher, sondern auch zu unnötigem Ressourcenverbrauch und wachsendem Elektroschrott. Repair Cafés sind die Gegenbewegung zu dieser Praxis. Sie bieten eine Plattform, um defekte Geräte zu reparieren, Wissen weiterzugeben und gemeinsam ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft zu setzen. «Es geht nicht nur ums Reparieren», betonte Egger. «Es geht darum, ein Bewusstsein für nachhaltigen Konsum zu schaffen.»
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