Juliana Hassler
half Kindern, ihre eigenen Schoko-Osterhasen
herzustellen.
Links hinter Revierförster Ramon Ritter liegt ein Steinhaufen, rechts hinten thront ein Haufen Äste. Beides sind natürliche Mittel, um die Biodiversität zu fördern. Auch vom Blitz getroffenes Totholz wird, wenn man es stehen lässt, zum Schauplatz für die Tiervielfalt.
Im vergangenen Jahr sind 18 von Guido Bühlers selbst gebauten Nistkästen aus dem Wald verschwunden – Revierförster Ramon Ritter sieht darin keine gezielte Sabotage. Auch er engagiert sich für die Förderung von Biodiversität – jedoch sind seine Massnahmen nicht für jeden auf den ersten Blick sichtbar.
Sirnach Guido Bühler aus Sirnach engagiert sich seit fast 50 Jahren für den Vogelschutz, indem er selbst gebaute Nistkästen im Sirnacher Wald und Rosetwald aufhängt. Allein im vergangenen Jahr verschwanden laut Bühler 18 davon – ein schwerer Rückschlag für sein langjähriges Projekt. In den WN vom 13. März kritisierte er unter anderem, dass sich Revierförster Ramon Ritter auf Anfragen nie zurückgemeldet habe und die Kästen beim Fällen von Bäumen achtlos zerstört worden seien. Ritter nimmt die Vorwürfe ernst, stellt aber klar: «Ich wusste nicht, dass diese Nistkästen von Herrn Bühler stammten. Wir haben uns einmal im Wald getroffen, aber er hat mir nie konkret gesagt, dass es Probleme mit beschädigten oder verschwundenen Kästen gebe.» Erst der Artikel habe ihn auf das Problem aufmerksam gemacht. «Ich bin daraufhin direkt auf ihn zugegangen und wir treffen uns Anfang Mai, um gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten.»
Ritter ist seit rund drei Jahren für die Wälder in Sirnach und Umgebung zuständig und betont: «Ich war selbst nie vor Ort, wenn ein Baum mit Kasten gefällt wurde, und ich sehe auch keine gezielte Sabotage. Ich kann mir aber vorstellen, dass so ein kleines Vogelhäuschen bei der Holzerei leider schnell übersehen werden kann.» Ebenfalls sieht der studierte Forstfachmann die Möglichkeit, dass Waldbesitzer die Brutkästen eigenmächtig entfernt haben. «Im Hinterthurgau besteht der Wald grösstenteils aus kleinen privaten Parzellen. Ohne Einverständnis der Eigentümer sollte man nichts anbringen – so gut die Absicht auch ist.»
Ramon Ritter betont, dass der Schutz von Tier- und Pflanzenarten ebenfalls ein zentraler Teil seiner Arbeit ist – allerdings mit einem anderen Ansatz als Bühlers: «Der Wald braucht keine künstlichen Strukturen. Durch entsprechende Bewirtschaftung entstehen Lebensräume auch durch ganz natürliche Prozesse.» So setze der Revierförster beispielsweise auf das gezielte Stehenlassen von Habitatbäumen – alte, oft beschädigte Bäume, die Höhlungen aufweisen oder abgestorbene Kronen haben. Gerade diese Strukturen seien für viele Tierarten von grossem Wert: Diverse Insekten tummeln sich unter der Rinde und Vögel wie der Specht nutzen sie zur Brut. «Diese Bäume bleiben bewusst erhalten, auch wenn sie wirtschaftlich keinen Nutzen mehr bringen – hier wird ganz klar der ökologische Wert über den Holzertrag gestellt.» Nistkästen hält der Förster nicht grundsätzlich für problematisch, doch sie seien eben ein künstlicher Eingriff: «Wenn man sie mit Nägeln befestigt, verletzt man den Baum und es können Pilze oder Krankheitserreger eindringen.» Eine Alternative sei, die Kästen mit einem Bügel über Äste zu hängen. Noch besser sei es jedoch, die natürlichen Strukturen im Wald zu fördern, die vielen Tierarten von sich aus Lebensraum bieten. Für Hobbynaturschützer empfiehlt Ritter noch einen anderen Ansatz: «Die Biodiversität im Wald hat sich in den letzten Jahren stark erhöht. Im Siedlungsraum hingegen nimmt sie weiter ab. Um der Tier- und Pflanzenvielfalt etwas Gutes zu tun, sollte man also lieber im eigenen Garten anfangen und eine Wildblumenwiese einem Steingarten vorziehen oder an Bäumen in der Stadt Nistkästen bereitstellen.»
Neben grossflächigen Massnahmen achtet Ritter auch auf die kleinen Dinge. So legt er in seinem Forstrevier Ast- und Steinhaufen an – einfache Strukturen mit grosser Wirkung. «Ein Asthaufen kann für Igel, Wiesel oder Mäuse ein sicherer Unterschlupf sein, während ein Steinhaufen wärmeliebende Tiere wie Eidechsen oder Blindschleichen anzieht», erklärt er. Auch feuchte Stellen im Wald werden erhalten oder neu geschaffen, um Amphibien wie Fröschen oder Molchen Laichplätze zu bieten. Was ebenfalls nicht auf den ersten Blick nach Artenschutz aussieht, ist ein aktuelles Projekt zur ökologischen Aufwertung von Waldrändern, das Ritter gemeinsam mit der Bürgergemeinde Sirnach vo-rantreibt. Statt eines abrupten Wechsels zwischen Wiese und Wald entsteht ein gestufter Übergang mit Krautsäumen, Sträuchern und schliesslich Bäumen. «Ein idealer Waldrand beginnt mit einer Wildblumenwiese, geht über in eine Strauchschicht mit Dorn- und Beerensträuchern und endet erst dann in der eigentlichen Baumschicht. Diese Übergangszone bietet Lebensraum für zahlreiche Tierarten», erklärt der Revierförster und ergänzt: «Das ist moderner Naturschutz – unauffällig, aber effektiv.»
jms
Als Regionalleiter Ostschweiz bei..
Der Eschlikoner Jean Baldo lebt..
In Guntershausen hat es sich eine..
Peter Kuhn ist seit über vier..
Der Umbau des Sonnegrunds, Haus für..
Sende uns ein Bild oder Video! Bild hochladen
Wir verwenden Cookies zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit. Mit der Nutzung dieser Seite erklären Sie sich einverstanden, dass Cookies verwendet werden. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte unsere Datenschutzerklärung
Lade Fotos..