Alfons Brühwiler
hat Anfang Jahr sein Amt als Gemeindepräsident angetreten.
David Enderst wurde belästigt, vergewaltigt und gemobbt – mithilfe von psychologischer Beratung kämpfte er sich zurück ins Leben. Nun will er anderen Betroffenen Hoffnung schenken und die Gesellschaft sensibilisieren.
Busswil bei SirnachDavid Enderst stammt aus Arbon und wuchs in Bülach auf. Der mittlerweile 49-Jährige führte einst ein aufregendes Leben. Im Kanton Schwyz stand er seit seiner Jugend mehrere Jahre als Männermodel vor der Kamera und arbeitete als Modeberater in einem renommierten Kleidergeschäft, wo er hochkarätige Kunden, darunter Musiker und Banker, einkleiden durfte. Enderst selbst war sportlich, charmant und kam bei den Leuten gut an – doch hinter der glänzenden Fassade kämpfte er mit Belastungen, denn in den 2000er-Jahren begann das Blatt sich zu wenden. «Aufgrund meines Aussehens wurde ich zunehmend von meinen männlichen Mitarbeitern sexuell belästigt. Das belastete mich so sehr, dass ich entschied, den Beruf, den ich damals sehr liebte, an den Nagel zu hängen», so Enderst. Auch an seinem nächsten Arbeitsort hatte der gebürtige Thurgauer wenig Glück.
Von da an arbeitete Enderst nicht mehr in der ihm vertrauten Modebranche, sondern in einer Bäckerei. «Die neuen Mitarbeiter gaben mir schnell das Gefühl, dass ich dort nicht hingehörte», erzählt Enders. Dennoch überredete ihn die damalige Geschäftsleiterin zu bleiben. «Ich hatte immer viele Sozialkontakte, doch durch das Mobbing am Arbeitsplatz kapselte ich mich zunehmend ab», so der 49-Jährige. Und auch wenn er nach der Arbeit nach Hause kam, erwartete ihn keine Ruhe: «Ein Nachbar versuchte mehrmals, gewaltsam meine Wohnungstür aufzubrechen. Von da an begannen meine Angstzustände.» Kurz darauf folgte ein weiterer schwerer Schlag für Enderst: «Eine verheiratete Frau vergewaltigte mich. Ich war vor Angst so gelähmt, dass ich mich nicht bewegen konnte.» Als er sein Erlebnis der Polizei schilderte, wurde ihm nicht geglaubt. All diese Rückschläge brachten Enderst schliesslich an seine Grenzen. Er zog sich immer weiter zurück, verlor den Anschluss an die Gesellschaft und fiel in ein Burn-out. Der Mann, der einst vor Energie sprühte, wurde zu einem Einzelgänger.
Erst durch intensive psychologische Betreuung begann Endersts Weg zurück ins Leben. 2016 fand er in der Klinik Littenheid die nötige Hilfe, um wieder Halt zu gewinnen. Nach dem Aufenthalt zog er nach Busswil bei Sirnach, wo er eine eigene Wohnung beziehen konnte. Diese Umgebung bot ihm die Sicherheit, die er brauchte, um sich neu zu orientieren. Enderst begann, sich Schritt für Schritt wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Er belegte mehrere Fernstudiengänge in Bereichen wie Kriminologie, Konfliktmanagement und Journalismus. Besonders wichtig wurde ihm, anderen zu helfen: «Ich engagierte mich sechs Jahre lang für die katholische Kirche in Wil, wo ich Flüchtlingen Nachhilfe in Deutsch und Mathematik gab. Dieses Engagement gab mir das Gefühl, gebraucht zu werden und der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können», erzählt der 49-Jährige.
Ein weiterer Schlüssel zu Endersts Genesung war der Kampfsport. Seit vielen Jahren praktiziert er Ju-Jitsu, eine japanische Selbstverteidigungskunst. «Obwohl ich sie nie in einem Ernstfall anwenden musste, gibt sie mir psychologische Stärke und Selbstbewusstsein», sagt Enderst, der mittlerweile den braunen Gürtel trägt. Er rät auch anderen von Angst Betroffenen, eine Art der Selbstverteidigungskunst zu erlernen: «Zu wissen, dass man sich im Notfall verteidigen kann, hilft enorm im Kampf gegen Ängste und Unsicherheiten.» Dank regelmässiger Gespräche mit Therapeuten und medikamentöser Unterstützung ist Enderst mittlerweile so weit, dass er sich wieder mehr öffnen kann. Regelmässige Besuche in Cafés und Gespräche mit Fremden gehören zu seinem Alltag: «Ich liebe es, wieder Kontakt zu Menschen zu knüpfen.»
David Enderst träumt von einer Zukunft, in der er nicht nur seine Erlebnisse hinter sich lassen, sondern sich auch verstärkt sozial engagieren und anderen helfen kann, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Einen ersten Schritt bildet das Teilen seiner Geschichte. «Ich möchte die Gesellschaft sensibilisieren und allen ans Herz legen, mehr Verständnis zu zeigen», sagt er. Sein Ziel ist es, das Miteinander zu stärken und aufzuzeigen, dass es Wege gibt, auch nach schweren Rückschlägen wieder aufzustehen.
jms
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