Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Kilian Brunner (Bild) weiss, wie viel Strom von den auf dem Dach der Sporthalle in Aadorf angebrachten Solaranlagen produziert wird.
Seit ihrem Bau im Jahr 2013 produziert die Anlage auf der Sporthalle Strom mithilfe von Sonneneinstrahlung. «Damals war Photovoltaik bei öffentlichen Bauten noch kein grosses Thema», erinnert sich Kilian Brunner, Präsident der Solargenossenschaft. Den WN erklärt er, warum er sich für nachhaltige Energie engagiert.
Aadorf Kilian Brunner, was kann mit dieser Solaranlage betrieben werden?
Alles, was Strom benötigt. Aber ein gutes Beispiel sind Elektrofahrzeuge: Der Stromverbrauch von E-Autos wird in Kilowattstunden pro 100 Kilometer gemessen, wobei etwa 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer gebraucht werden. Ein E-Auto benötigt jährlich Strom für eine Strecke von durchschnittlich 15’000 Kilometern. Das ist in etwa so viel Strom, wie eine mit Photovoltaik (PV) überdachte Parkplatzfläche von drei mal fünf Metern produziert. Unsere 120 Kilowatt-Peak-Anlage auf dem Dach der Sporthalle Aadorf produziert genug Strom, um 40 Elektroautos ein Jahr lang zu versorgen.
Eignet sich Solarenergie besonders gut für Aadorf?
Neben PV haben wir in Aadorf auch zwei Wasserkraftwerke. Eines davon ist das Wasserrad an der Lützelmurg. So können wir Strom auch dann produzieren, wenn die Sonne nicht scheint. Ich finde, es ist auf jeden Fall sinnvoll, Energie lokal zu produzieren, statt auf Importe aus dem Ausland angewiesen zu sein. Ausserdem: Die älteste Solaranlage der Solargenossenschaft wurde 1995 gebaut und läuft immer noch.
Welche Vorteile haben die lokale Wirtschaft und die Anwohner von der Solaranlage?
Die Solargenossenschaft verkauft den Strom vergünstigt an die Gemeinde und die Schule, was den Steuerzahlern Geld spart. Aktuell legen wir ebenfalls ein Projekt auf, mit dem wir zusätzliche öffentliche Ladestationen in der Gemeinde Aadorf bauen. Finanziert wird dieses Projekt teilweise aus den Gewinnen der Solargenossenschaft. Ebenfalls plant man, noch weitere Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden zu installieren. Bei einem nachträglichen Ausbau muss allerdings immer die Lebensdauer der Gebäude und Dächer berücksichtigt werden.
Welche Herausforderungen sehen Sie beim Ausbau erneuerbarer Energien in Aadorf?
Ich finde, die Selbstverantwortung von Privatpersonen und auch Firmeninhabern steigt. Das Betreiben von Solaranlagen ist mittlerweile kommerziell interessant geworden, weshalb es zu einem Selbstläufer wird. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass es viele individuelle Gespräche benötigt und der Ausbau des Stromnetzes aufwendig sein kann. Die Gemeinde und wir als Solargenossenschaft können in persönlichen Gesprächen motivieren und eventuell gemeinsam mit dem EW am Ausbau des Stromnetzes helfen.
Wie sehen Sie die Entwicklung der Elektromobilität in der Schweiz und speziell in Aadorf in den nächsten fünf Jahren?
Aktuelle Verkaufszahlen zeigen, dass das Interesse zurückgeht. Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass wir in der Schweiz ein Land von Mietern sind. Viele Mieter haben keine Tiefgaragenparkplätze mit Lademöglichkeiten, was den Verkauf hemmt. Verbote für Verbrenner halte ich für keine gute Lösung – ich befürworte eine Veränderung der Denkweise. Aber dies kann bei uns Schweizern bekanntlich etwas länger dauern, da wir kein Volk von Ameisen sind.
Was motiviert Sie in Ihrem Engagement für erneuerbare Energien und Elektromobilität?
Ich war schon als Kind an PV inte-ressiert und habe mit meinem ersten Kosmos-Baukasten im Alter von zehn Jahren meine erste Solaranlage gebaut. Mit dieser konnte ich eine kleine Lampe leuchten lassen, wenn die Sonne schien. Weiter bin ich als Elektroingenieur seit jeher interessiert an Strom. Persönlich möchte ich aber auch zeigen, dass man nicht immer nur negativ über den CO-Fussabruck reden sollte. Ich finde das Konzept des «ökologischen Handabdrucks» viel schöner, das zeigt, wie viel positiven Einfluss man durch eigenes Handeln auf andere haben kann. Das Engagement der Solargenossenschaft und der Arbeitsgruppe Energiestadt soll nicht nur unseren persönlichen Fussabdruck minimieren, sondern auch andere dazu bewegen, «besser» zu handeln.
jms
Oetwil am See «Das Interesse an Solarenergie ist gross. Man hat davon gehört, doch wenige kennen sich gut aus – hier wollen wir vermitteln und zeigen, wie simpel es ist», erzählt Till Siegrist, der Gründer von Autosolar. Ein Balkonkraftwerk sei dabei der perfekte Einstieg in die Solarenergie. Siegrist erklärt: «Die kompakten Anlagen bestehen aus einem oder zwei Solarpanels, die mit einem Wechselrichter verbunden sind. Dieser wandelt den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom um, der dann über eine Steckdose ins Hausstromnetz eingespeist wird.» Mit einem Balkonkraftwerk könne man nicht nur sein Smartphone aufladen, sondern auch Geräte wie den Kühlschrank das ganze Jahr über betreiben: «Ein Meter auf 50 Zentimeter kann ausreichen, um das ganze Jahr über ein kühles Getränk im Kühlschrank zu haben.»
Der grosse Vorteil dieser Anlagen liege in ihrer einfachen Handhabung. «Jeder, der einen Staubsauger einstecken kann, kann auch ein Balkonkraftwerk installieren», sagt Siegrist. Die Installation dauere in der Regel nur etwa 30 Minuten und könne von Laien problemlos durchgeführt werden. «Ein Balkonkraftwerk eignet sich besonders für Balkone oder Hausfassaden, die nach Süden oder Südwesten ausgerichtet sind, da hier die Sonnenausbeute am grössten ist. Einmal angeschlossen, produziert das Kraftwerk Strom, der direkt in den eigenen Haushalt fliesst – das senkt die Stromrechnung spürbar», meint Siegrist. Dank des verbauten Mikroinverters produzieren die Balkonkraftwerke von Autosolar maximal 600 Watt, wodurch sie in der Schweiz ohne Genehmigung betrieben werden dürfen. Sie sind nur meldepflichtig beim Elektrizitätswerk. Zum Vergleich erwähnt er: «Ein grösserer Fernseher braucht etwa 50 Watt.»
Solarkraft fasziniert den jungen Unternehmer schon lange. Angefangen habe alles mit seiner Suche nach optimaler Energieversorgung beim Camping, deswegen findet Siegrist die Möglichkeiten und den Vergleich in Aadorf super: «Wir haben bereits über 3000 Balkonkraftwerke in der Schweiz installiert. Die in einem Jahr davon produzierte Energie würde reichen, dass man mit einem Elektroauto bis zum Mond und zurück und nochmals halb zum Mond fahren könnte. Oder alle zwei Wochen einmal um die Erde.»
Seit der Diskussion um mögliche Stromengpässe in der Schweiz sei die Nachfrage nach Balkonkraftwerken stark gestiegen. «Im Jahr 2022, als der Bundesrat über Stromknappheit sprach, haben wir innerhalb von sechs Wochen unseren Zweijahresbestand verkauft», erinnert sich Siegrist. Mittlerweile seien ihre Anlagen nicht nur funktional, sondern auch optisch ansprechend. Denn Autosolar bietet als weltweit erster Anbieter farbige Solarpanels an, die sich harmonisch in das Umfeld einfügen: «Besonders beliebt sind unsere Panels in Holzoptik.» Die Zukunft von Balkonkraftwerken sieht Siegrist positiv: «Mit einem Balkonkraftwerk kann jeder einen kleinen Beitrag zur Energiewende leisten – und das ganz einfach vom eigenen Balkon aus. Deshalb ist es unsere Mission, Solarenergie für alle zugänglich zu machen – und dabei auch noch gut aussehen zu lassen.»⋌jms
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