Laura Oberholzer
ist seit zwei Jahren Leiterin der Midnightsports in Zuzwil.
Selbst in kleinen Gemeinden wie Affeltrangen und Tobel brennt nachts noch viel Licht. Astrid Gurtner (kl. Bild) vom Natur- und Vogelschutzverein Lauchetal sorgt sich um die Folgen von zu viel Lichtverschmutzung
Das Verschwinden der Glühwürmchen aus Affeltrangen und die Schlaflosigkeit vieler Menschen haben einen gemeinsamen Nenner: die Lichtverschmutzung. Astrid Gurtner aus Märwil erklärt die Gründe.
Affeltrangen In den WN von letzter Woche wurde in Kirchberg die Frage nach der Notwendigkeit einer dauerhaften Nachtbeleuchtung diskutiert. Zwei Anwohner stellten infrage, ob die stetige Beleuchtung wirklich erforderlich ist. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass insbesondere kaltes LED-Licht negative Auswirkungen auf Insekten hat. Doch das Problem der Lichtverschmutzung reicht weit darüber hinaus. Astrid Gurtner, Obfrau des Natur- und Vogelschutzvereins Lauchetal, warnt: «Wir müssen uns bewusst machen, dass zu viel Kunstlicht nicht nur Insekten schadet, sondern auch unseren eigenen Biorhythmus durchei-nanderbringt.» Sie hofft, dass durch eine grössere Sensibilisierung mehr Menschen ihren eigenen Umgang mit Licht überdenken.
Lichtverschmutzung beeinflusst unser Leben auf vielfältige Weise. Viele Menschen klagen über Einschlaf- oder Durchschlafprobleme, da das künstliche Licht – insbesondere mit hohem Blaulichtanteil – die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin unterdrückt. «Wir werden immer später müde, weil wir abends von Bildschirmen, Strassenlaternen oder Gartenbeleuchtungen umgeben sind», erklärt Gurtner. Sie rät dazu, wo möglich, auf warme Lichtfarben zu setzen und Blaulichtfilter zu nutzen.
Auch Tiere leiden massiv unter der Aufhellung der Nacht. «Anfang 2000 beobachteten wir Glühwürmchen an verschiedenen Stellen an der Lauche, auch beim Buecher und Märwiler Ried», berichtet Gurtner. Das letzte Glühwürmchen fand man dort vor acht Jahren. «Das Werbungsblinken der Weibchen ist bei zu starker Beleuchtung nicht mehr sichtbar – die Männchen finden sie nicht, und die Fortpflanzung bleibt aus», begründet Gurtner. Auch Fledermäuse meiden beleuchtete Flächen, was ihre Nahrungssuche einschränkt. «Seitdem die Beleuchtung in vielen Wohnquartieren durch verdichtetes Bauen zugenommen hat, haben Fledermäuse ihre jahrelang genutzten Tagesschlafstätten in Estrichen verlassen.» Laut Gurtner gibt es auch Tiere, die durch das Kunstlicht fälschlicherweise angelockt werden: «Zugvögel orientieren sich nachts am Mondlicht. In nebligen Nächten kommt es daher vor, dass sie bis zur Erschöpfung um beleuchtete Türme kreisen.»
Sogar auf Bäume kann die unnatürliche Beleuchtung einen negativen Einfluss haben. «Bäume, die direkt von Strassenleuchten angeschienen werden, verlieren im Herbst später das Laub», erklärt Gurtner und ergänzt: «Das bedeutet, dass das Wasserleitsystem noch in Betrieb ist und es bei Kälteeinbrüchen zu Frostschäden am Stamm kommt.»
Die Problematik reicht weit über die direkte Umgebung hinaus. «Auf Satellitenbildern kann man noch aus 900 Kilometern Höhe einzelne Bauwerke durch Lichtemissionen erkennen», berichtet Gurtner. Besonders gravierend sei aber die sogenannte Lichtüberlagerung: Auch in Gebieten ohne direkte Beleuchtung, etwa in Wäldern, kann es heller sein als erwartet, weil sich Lichtquellen aus weiter Entfernung überlagern. «Unser Ziel sollte sein, die Dunkelheit in die Natur zurückzuholen, denn sie benötigt die Dunkelheit genauso wie den Tag.»
«Generell ist auf den Gemeinden ein gewisses Desinteresse der Thematik gegenüber feststellbar», sorgt sich Gurtner. Dabei gäbe es bereits Hilfestellungen, um Lichtemissionen zu reduzieren, wie die «Vollzugshilfe» zur Vermeidung von Lichtverschmutzung. Städte wie Bern oder Schaffhausen setzen auf durchdachte Beleuchtungskonzepte. «Man benötigt oft weniger Licht, als man denkt», ist sich Gurtner sicher. Entsprechend rät sie jedem Einzelnen, die eigenen Garten- und Fassadenbeleuchtungen nachts auszuschalten oder zeitlich zu begrenzen. Nicht zuletzt verweist Gurtner auf ein Bundesgerichtsurteil zur Weihnachtsbeleuchtung, das festlegt, dass diese nur zwischen dem ersten Advent und dem 6. Januar leuchten darf. «Ich bezweifle, dass das vielen bekannt ist.»
jms
Im Raum Gähwil und Dietsch-wil..
Die Zukunft der Frauengemeinschaft..
Es herrscht Investitionsbedaft beim..
Als Melanie Bösch die Spendenaktion..
Ein unscheinbarer Dorfbrunnen sorgt..
Sende uns ein Bild oder Video! Bild hochladen
Wir verwenden Cookies zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit. Mit der Nutzung dieser Seite erklären Sie sich einverstanden, dass Cookies verwendet werden. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte unsere Datenschutzerklärung
Lade Fotos..