Laura Oberholzer
ist seit zwei Jahren Leiterin der Midnightsports in Zuzwil.
So ergeht es dem Plastik im Recyclingprozess, aber auch den Gemütern einiger Anwohner Eschlikons. Denn schon seit Längerem stören sie sich am Plastikgeruch in der Luft – dahinter vermutet wird die Innoplastics AG.
Eschlikon «Es riecht, als würde man Folie auf den heissen Herd legen», beschreiben Anwohner den Plastikgeruch gegenüber den «Wiler Nachrichten». «Besonders nachts und vor allem auch sonntags riecht es sehr stark. Das geht schon seit über zwei Wochen so. Am schlimmsten ist es an der Bahnhofstrasse, wenn man von Sirnach her in Richtung Kreisel in Eschlikon unterwegs ist.» Doch auch die Kapell- sowie die Ziegeleistrasse lägen im betroffenen Gebiet. Natürlich wisse er um den Recyclinghof in der Nähe und sei sich sicher, in der Inno-Gruppe den Übeltäter für die üblen Gerüche gefunden zu haben. «Wird etwas unternommen oder müssen wir das einfach hinnehmen?», so seine Frage.
Patrik Ettlin, Leiter Marketing und Kommunikation der Inno-Gruppe ist der Reklamation auf den Grund gegangen: «Ich bin der Sache – um sicher zu sein – noch einmal nachgegangen und habe sowohl mit dem Schichtleiter als auch mit dem Produktionsleiter gesprochen. Sie versicherten mir, dass der Produktionsablauf in den letzten 24 Stunden (Stand Freitag) normal verlaufen sei und die Geruchsimmissionen keine speziellen Werte erreicht haben. Von daher können wir uns nicht erklären, woher der offensichtlich nicht alltägliche Geruch kommt.»
Gewisse Grundimmissionen gehören laut Ettlin beim Plastikrecycling-Prozess dazu. «Wir haben einen 24-Stunden-Betrieb, entsprechend fällt es schnell auf, wenn etwas nicht so läuft, wie es sollte. Aber wenn der Fall trotzdem einmal eintreten sollte, dass uns etwas nicht sofort auffällt oder ein länger anhaltendes Geruchsproblem besteht, sind wir froh um Hinweise aus der Bevölkerung», so Ettlin. Aber eine kurzzeitig verstärkte Geruchsimmission könne man laut Ettlin meist auf ein paar einfache Faktoren zurückführen: «Ein angehender Filterwechsel, Windverhältnisse und Sonne oder Nebel können beeinflussen, wie störend der Geruch gerade ist.»
Dazu nennt Ettlin mehrere Gründe: «Einerseits gibt es, wie der Anwohner bemerkt hat, den Geruch, der beim Erhitzen des Plastiks entsteht.» Ein deutlich intensiveres Geruchsprofil entstehe laut Ettlin jedoch beim Waschen der Plastikteile, nachdem diese sortiert und geschreddert wurden. «Wir bemühen uns, das Recyclinggut nur einmal zu waschen.» Auch hier ist der Grundgedanke der InnoGruppe: «Möglichst nachhaltig sein. Wir möchten kein Wasser verschwenden und so wird dieses sogar mehrmals wiederverwendet.» Entsprechend könne es zum Beispiel gerade im Sommer, wenn die Hitze auf die ausgedienten Plastikmilchpackungen trifft, durchaus zu einer unangenehmen Geruchsentwicklung auf dem Recyclinghof kommen.
Ettlin gibt Entwarnung: «Eine Gefahr für die Gesundheit besteht durch den Geruch nicht, weder für Anwohner noch für die Mitarbeiter.» Der Gesundheitszustand der Mitarbeiter werde nämlich regelmässig geprüft und viele von ihnen seien schon seit Jahrzehnten ohne Beschwerden im Betrieb. Ob sie also auch der Geruch nicht störe, dazu meint Ettlin: «Ich denke, sie haben sich an den Geruch gewöhnt, so wie im Beruf als Kanalreiniger oder bei der Müllabfuhr.» Die Inno-Gruppe erhalte allgemein extrem wenige Reklamationen betreffend Geruchsimmissionen. Auf die Frage, ob auch er selbst in der Nähe der Anlage wohnen würde, sagt er: «Ich wohne selber in Eschlikon und spaziere jeden Tag mit unserem Hund an der Anlage vorbei.»
«Wir sind schweizweit praktisch der einzige Anbieter, der aus Plastikabfällen neuen Kunststoff generiert. Wir schenken einem grossen Teil des Plastiks ein zweites Leben.» Alternativ müsste man laut Ettlin extrem viel erdölbasiertes Material neu in Umlauf bringen. Entsprechend sei es der Inno-Gruppe auch ein grosses Anliegen, in die Forschung unter anderem mit der ETH und der EMPA, zu investieren. Daraus resultierende Neuerungen sind zum Beispiel eine verbesserte Sortierungsqualität dank KI (künstlicher Intelligenz) und neue Anwendungen.
jms
Vom aktuellen Geruchsproblem hört Gemeindepräsident Bernhard Braun zum ersten Mal: «Die Gemeindeverwaltung hatte noch keine Meldung zu dem Thema erhalten.» Es gäbe aber seltene Fälle, in denen Leute, um Gebühren zu sparen, Abfälle im privaten Haushalt verbrennen. «Da es sich gemäss Anwohner aber primär um Plastikgeruch handelt, kann dieser durchaus von der Innoplastics AG sein», so Braun. Geruchsimmissionen würden ab und zu von der Anlage ausgehen, je nach Windverhältnissen nehme man diese einfach unterschiedlich wahr. «Wenn der Wind nach Osten weht, geht der Geruch raus aufs Feld und stört so grundsätzlich niemanden. Dreht er aber in Richtung Dorf, kann es durchaus vorkommen, dass sich einmal jemand daran stört. Dasselbe gibt es aber auch, wenn ein Bauer sein Feld düngt. Dort gibt es auch manchmal Reklamationen wegen Geruchsimmissionen», so Braun. Die Innoplastics AG sieht er als sehr seriöse Firma an, die kein Interesse daran hat, widerrechtlich zu handeln.
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