Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Dieser Auswirkungen war sich in der Gemeinde Tobel-Tägerschen an der vergangenen Gemeindeversammlung wohl kaum jemand bewusst. Wegen der Ablehnung des Gemeindebudgets mussten ungebundene Ausgaben gestrichen werden.
Tobel-Tägerschen Die Problematik begann mit der Ablehnung des Budgets der Einheitsgemeinde an der Gemeindeversammlung im November. Dadurch wurde auch das Budget der Schulgemeinde Primarschule abgelehnt. «Dies führte dazu, dass nur noch gebundene Ausgaben in diesem Jahr möglich sind und ungebundene Ausgaben, wie das Skilager und Veranstaltungen, in Gefahr gerieten», erklärt der Schulleiter Michael Münger. Bereits erfolgte Vorbereitungen durch Lehrpersonen für das Skilager oder Anzahlungen wären verloren gewesen. Die Unterscheidung zwischen gebundenen und ungebundenen Ausgaben ist im harmonisierten Rechnungsmodell definiert.
Zusätzlicher Aufwand
Nach der Ablehnung des Budgets der Einheitsgemeinde musste überlegt werden, wie die politische Gemeinde und die Schule damit umgehen sollten. Eine Sitzung mit dem Gemeinderat wurde einberufen, um den weiteren Verlauf zu definieren. Die als ungebunden betrachteten Aktivitäten, insbesondere Exkursionen, standen auf der Kippe. «Kinder erinnern sich später selten an eine Matheprüfung zurück. Aber Erinnerungen an eine gemeinsame Aktivität mit den ‹Gspänli› bleiben ein Leben lang und sind wichtig für die Entwicklung der Kinder», so Münger. Die Schule findet nicht nur im Schulzimmer statt. Erlebnisse, wie beispielsweise das Skilager mit fast 70 Personen, in dem vom Viertklässler bis zum Schulleiter alle gemeinsam eine Woche verbringen, müssten abgesagt werden. Nach der gemeinsamen Sitzung der Behörden hat sich die Schulkommission entschieden, einen Spendenaufruf durchzuführen. Diese Situation war für Michael Münger und Bernhard Koller neu. «Es kann nicht sein, dass den Kindern mit einer Absage der Exkursionen unrecht getan wird», ergänzt Koller.
Zeitdruck als Problem
Im Hauruckverfahren wurde in der letzten Schulwoche im vergangenen Jahr der Spendenbrief aufbereitet und ein Konto bei der örtlichen Raiffeisenbank eingerichtet, um den Spendenaufruf zu ermöglichen. Die Herausforderung dabei war, den regulären Schulbetrieb nebenbei zu führen trotz zusätzlicher Pendenzen. Die Spendenaktion konnte zum Jahreswechsel hin lanciert werden. «Eine grosse Schwierigkeit war der Zeitdruck. Denn viele der geplanten Aktivitäten finden im ersten Halbjahr bis zum Schulwechsel statt», betont Koller.
Rückhalt aus der Bevölkerung
Positive Reaktionen von Eltern und Spendern zeigten, dass die Gemeinschaft die Anstrengungen der Primarschule unterstützt. Bis in die erste Januarwoche konnte festgestellt werden, dass das Skilager und die Winteraktivitäten der Unterstufe und des Kindergartens gesichert sind. Die Herausforderungen für die Projektwoche und die Schulreise bleiben jedoch bestehen. Die Spendenaktion hat bisher 13'820 Franken eingebracht und die Schule ist dankbar für die grosszügige Unterstützung. Die Schulleitung betont jedoch den Mehraufwand und die zusätzlichen Herausforderungen, die durch die finanzielle Unsicherheit entstanden sind. Trotzdem spiegelt die Resonanz der Spender die Wertschätzung für die Schule und ihre Arbeit wider. Allen Beteiligten ist klar, dass es sich hierbei um eine Ausnahmesituation handelt, die sich unter keinen Umständen wiederholen soll. «Die Einheitsgemeinde muss alles daransetzen, an der kommenden Gemeindeversammlung im Juni ein Budget zu präsentieren, das auch tragbar ist», sagt Koller. Denn nochmals auf Spendentour wollen die beiden nicht gehen. «Das ist eine kurze Überlebensspritze, aber keine langfristige Lösung», schliesst sich Münger an.
«Gemeinsam schaffen wir das»
Momentan fehlen noch Spenden für die Schulreisen aller acht Klassen und für die Projektwoche. «Wenn wir das Geld nicht zusammenbekommen, stehen diese Erlebnisse auf der Kippe», sagt Koller. Ein besonderer Dank seitens der beiden gilt den Lehrpersonen, die an der Front ihr Bestes geben, um mit der Situation umzugehen. «Wir haben auch dort gute Rückmeldungen erhalten. Gemeinsam schaffen wir das.»
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Von Jan Isler
Sonja Wepfer:
«Die Ablehnung des Budgets hat uns überrascht, vor allem, weil auch klar wurde, dass die Kinder davon betroffen sind. Es hat mich beeindruckt, wie die Schule und die Behörden sich stark engagiert haben. Ich finde es nicht fair, dass die Kinder nun die Leidtragenden sind. Selbst als Mutter von zwei Kindern in der Primarstufe und zwei in der Oberstufe bin ich betroffen. Ich glaube, meine Kinder wären enttäuscht gewesen, wenn die besonderen Aktivitäten wie ein Skilager weggefallen wären. Wir waren trotzdem eine Weile unsicher, ob die geplanten Aktivitäten ausserhalb des Schulzimmers stattfinden werden. Kürzlich kam mein jüngerer Sohn begeistert nach Hause und sagte: ‹Mami, sie händ gnueg Gäld. Mir dörfed go schlittschüele.› Das hat mich gefreut für ihn.»
Rolf Hubmann:
«Ich finde es schön, dass eine Lösung gefunden wurde, um das Skilager zum Wohl der Kinder zu ermöglichen. Auch unsere eigenen zwei Kinder sind betroffen und meine Frau und ich unterstützten die Initiative der Schule von Anfang an. Es ist schade, dass es so weit kommen musste. Die Initiative der Schule finde ich gut, und es freut mich, dass es zumindest mal mit dem Skilager klappt. Aber eine dauerhafte Lösung ist das ganz bestimmt nicht. Unsere Kinder haben davon gar nicht viel mitbekommen, aber ich kann mir vorstellen, wie enttäuscht sie gewesen wären, wenn sie nicht ins Lager gedurft hätten.»
Anonymer Vater:
«Ich habe meinen Sohn in der Primarschule und ich kann mir gut vorstellen, dass er enttäuscht gewesen wäre, wenn das Skilager nicht stattgefunden hätte. Diese Situation ist gerade für alle schwierig im Dorf. Ich freue mich besonders, dass sich die Schule und die Gemeinde mit der Crowdfunding-Idee lösungsorientiert zeigen und auch bereit sind, die aufgekommenen Probleme nach der letzten Gemeindeversammlung anzupacken. Denn es muss ja irgendwie weitergehen.»
Anonyme Mutter:
«Ich freue mich für meine Tochter, dass sie jetzt trotzdem ins Skilager kann. Privat könnte ich ihr das nicht ermöglichen.»
Die WN haben bei der Gemeinde Tobel-Tägerschen um eine Stellungnahme gebeten, wie es so weit kommen konnte und welcher Vorgeschichte der angesprochene Sachverhalt zugrunde liegt. Die Gemeinde antwortete. «An der Gemeindeversammlung vom 23. November im vergangenen Jahr hat der Souverän das beantragte Budget 2024 nicht genehmigt und zur Überarbeitung zurückgewiesen. Da die Politische Gemeinde Tobel-Tägerschen als Einheitsgemeinde aufgestellt ist, betreffen die Auswirkungen dieser Ablehnung auch die Primarschule», heisst es in einem Schreiben an die Redaktion. «Der Gemeinderat und die Schulkommission sind gezwungen, ohne Budget ins Jahr 2024 zu starten. Finanzielle Aufwendungen, die nicht zwingend die tägliche Arbeitserledigung betreffen und somit ungebunden sind, dürfen in dieser Phase des Notbudgets nicht getätigt werden», heisst es weiter. Ergänzend schreibt die Gemeinde, dass eine Ausgabe dann gebunden ist, wenn sie durch einen Rechtssatz prinzipiell und dem Umfang nach vorgegeben ist oder zur Erfüllung der gesetzlich geordneten Verwaltungsaufgaben unbedingt erforderlich ist. «Für die Schule heisst dies beispielsweise, dass ausschliesslich für den Schulbetrieb notwendige Auslagen gemacht werden dürfen. Sport und Bewegung in der Schule gibt das Sportförderungsgesetz vor», ist weiter zu lesen und die Gemeinde ergänzt abschliessend: «Dies kann im Turnunterricht erfolgen, weshalb ein Skilager aus Sicht des Gemeinderats somit als ungebunden gilt; zum Beispiel benötigt dies zusätzliche Aufwände für Lagerhaus oder Skibillette. Um aber den Kindern doch noch ein Skilager zu ermöglichen, hat der Gemeinderat zusammen mit der Schulkommission nach Lösungen gesucht. Dies wurde mittels einer Spendenaktion gefunden.»
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