Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Harfenbauer Daniel Zurlinden zusammen mit der Italienerin Rebecca Martinelli, die das Harfenhandwerk bei ihm lernt. Die Harfe ist in der Schweiz ein beliebtes Instrument. Laut Zurlinden spielen rund 8000 Menschen Harfe hierzulande.
In der Schweiz gibt es gerade mal fünf Harfenbauer. Zwei davon wollen einem Lehrling das jahrhundertealte Wissen weitergeben. Einer davon ist der Dussnanger Daniel Zurlinden, der seit Kurzem eine Lehrtochter beschäftigt. Bis dahin war es aber ein weiter Weg.
Dussnang «Und so wird eine Harfe bespannt», sagt Harfenbauer Daniel Zurlinden zu Rebecca Martinelli. Die gebürtige Italienerin ist seit Sommer ein fester Bestandteil des Harfenbauteams und lernt das Handwerk in Dussnang. Über Umwege kam sie zu Zurlinden. Sie machte einen Sprachkurs, um Deutsch in St.Gallen zu lernen, und wohnte in dieser Zeit bei einer Gastfamilie in Dussnang. Auf ihrem Weg zur Schule kam sie oft am Geschäft von Daniel Zurlinden vorbei, das ihre Aufmerksamkeit weckte. Dies, weil sie selbst leidenschaftliche Harfenspielerin seit Kindertagen ist. «Ich wollte eine Anschlusslösung nach meinem Jahr in St.Gallen und begann ein Praktikum bei Daniel», so die 21-Jährige.
Unterstützung vom Arenenberg
Ein Glücksfall für Daniel Zurlinden, denn das Handwerk der Harfenbauer ist ein absoluter Nischenberuf. «Die Branche kämpft um jungen Nachwuchs und ist vom Aussterben bedroht», betont er. Rebecca Martinelli fing als Praktikantin an, und Zurlinden setzte sich intensiv mit dem Wunsch auseinander, aus dem Praktikum eine Lehrstelle zu formen. Was auf dem Papier als Idee entstand, entpuppte sich schnell als Herkulesaufgabe, in der beide immer noch stecken. Da Zurlinden gute Kontakte zur Berufsschule der Musikinstrumentenbauer im Arenenberg pflegt, holte er den Instrumentenbaufachlehrer Jörg Gobeli mit ins Boot. «Er war sofort angetan von der Idee und begann, auf kantonaler Ebene die Hebel in Bewegung zu setzen», erinnert sich Zurlinden zurück. Ein Betriebsausflug der Lehrerschaft aus dem Arenenberg in der Werkstatt in Dussnang brachte den Stein definitiv ins Rollen. Zusammen mit dem Arenenberg arbeitet Zurlinden daran, dem Beruf den Titel EFZ zu verleihen. «Wir sind auf gutem Weg. Aber es brauchte viel Einsatz, vor allem im Umgang mit den Behörden, wie zum Beispiel dem Thurgauer Amt für Bildung», sagt Zurlinden.
Ziel: LAP im Jahr 2027
In der Zwischenzeit konnte Rebe-
cca im Arenenberg Berufsschulluft schnuppern und besucht dort den Unterricht mit den Orgel-, Klavier-, und Trompetenbauern. Im vergangenen Sommer startete sie also in die provisorische Lehre und es wurde ein Lehrvertrag aufgesetzt. Eine Szene wird dabei Zurlinden nie vergessen. Als er den Lehrvertrag an das Berufsbildungsamt in Frauenfeld sendete, kam ein Anruf zurück mit der Frage, was sie damit machen sollen, denn den Beruf gibt es ja nicht. Zurlinden hofft, dass bis ins Jahr 2027 alle Details rund um die neue Lehre geklärt sind, damit Rebecca Martinelli nach vier Jahren Ausbildung auch den Abschluss in der Hand hat. «Sobald es eine Lehrabschlussprüfung geben wird, melde ich sie an», betont der Harfenbauer. Momentan ist er dabei, überbetriebliche Kurse aufzugleisen und einen Lehrverband zu finden. Zurlinden sagt, dass es erstaunlich sei, an wie viele Sachen man denken müsse, wenn es darum gehe, einen neuen Lehrberuf auszuarbeiten.
Mauerblümchen Harfenbau
Daniel Zurlinden ist zuversichtlich, dass sich der neue Lehrberuf etablieren wird. Für ihn ist es die einzige Chance, das Überleben des etwa 4000 Jahre alten Handwerks zu sichern. «Wir streben eine gute Lösung an und ich bin davon überzeugt», sagt er und ergänzt: «Wenn talentierte junge Menschen dann auch mit einem Abschluss belohnt werden, hat sich die Arbeit gelohnt.» Zurlinden sieht den Beruf des Harfenbauers derzeit als Mauerblümchen unter den 180 anderen Berufen, die man im Kanton Thurgau lernen kann. Abschliessend betont er, dass er auf dem richtigen Weg sei, dies jedoch ohne die Unterstützung auf kantonaler Ebene nicht funktioniert hätte. In der Schweiz ist das Instrument sehr beliebt.
Von Jan Isler
Harfenbauer sind Handwerker, die sich auf die Herstellung und Reparatur von Harfen spezialisiert haben. Sie konstruieren und verfeinern die Instrumente, um eine optimale Klangqualität und Spielbarkeit zu gewährleisten. Auch Reparaturen gehören dazu.
Lade Fotos..