Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Bei Bauarbeiten in Sirnach wiederentdeckt: ein Eisenschwert aus dem Mittelalter. Ob die Waffe dort einst einem Ritter gehörte und welche Bedeutung die Beschaffenheit der Klinge hat, erklärte Kantonsarchäologe Hansjörg Brem letzten Donnerstag am Museumshäppli im Schloss Frauenfeld.
Sirnach-Büfelden Der Fund eines originalen Ritterschwerts ist eine Seltenheit, die selbst erfahrene Archäologen und Historiker in Staunen versetzt. Eines dieser einzigartigen Fundstücke liegt heute im Keller des Historischen Museums Thurgau. Geborgen wurde es jedoch ganz zufällig in Sirnach-Büfelden. 1959 stiessen Bauarbeiter auf das Schwert, welches im Laufe der Jahrhunderte im Boden konserviert wurde. Wie es einst dahin gelangte, sei nicht ganz klar: «Auf dem historischen Weg von Sirnach nach Fischingen vermuten Archäologen diverse Burgstellen», erklärt Kantonsarchäologe Dr. Hansjörg Brem und ergänzt: «Im Thurgau wurden bisher erst drei Schwerter gefunden. Dabei war das aus Sirnach noch am besten erhalten.» Entsprechend gross war die Faszination an der Waffe und so wurde sie unmittelbar zur Restaurierung ins Schweizerische Nationalmuseum gebracht. Im Jahr 1960 wurde das Schwert bereits im Historischen Museum Thurgau ausgestellt, welches damals neu eröffnet hatte. «Es ist fast schade, dass das Schwert so rasch restauriert wurde. Dadurch wurde beispielsweise der Holzgriff komplett wegrestauriert», so Brem. Das erschwere nun die Analyse der Waffe: «Aber mit etwas Glück darf das Schwert bald ins Kantonsspital, wo es geröntgt wird. Dadurch können weitere Geheimnisse aufgedeckt werden.»
Mit einer Länge von über einem Meter, einer zweischneidigen, leicht abgerundeten Klinge und einer in der Mitte verlaufenden Hohlkehle sei das Schwert aus Sirnach ein beeindruckendes Beispiel mittelalterlicher Schmiedekunst. Die Hohlkehle, welche makabererweise oft als «Blutrinne» bezeichnet werde, habe laut Brem jedoch nichts mit dem Abfliessen von Blut zu tun: «Sie dient vielmehr der Gewichtsreduktion und der Stabilität.» Nichtsdestotrotz seien deutliche Kampfspuren ersichtlich: «Das Schwert gehört zu einem weit verbreiteten europäischen Waffentyp des Mittelalters, der für den Kampf zu Pferde und zu Fuss konzipiert war», erläutert Brem.
Die feine Einlegearbeit aus andersfarbigem Metall nennt man Tauschierung. Diese Dekorationstechnik kannten Schmiede bereits im 4. Jahrhundert. «Viele mittelalterliche Schwerter haben solche Einlegearbeiten», erklärt der Archäologe, «die Tauschierung könnte zur Wiedererkennung des Schwertes gedient haben.» Die zwei kleinen Kreuze und ein «G» in der Mittelrippe der Klinge, machen das Schwert von Sirnach einzigartig. Deren Bedeutung konnte von Archäologen noch nicht vollständig entschlüsselt werden. «Viele Schwerter tragen religiöse Symbole oder die Marken ihrer Hersteller. Auch die in Gottlieben und Sommeri gefundenen Schwerter haben einzigartige Dekorationen», erläutert Brem. Solche Schwerter wurden einst von spezialisierten Handwerkern gefertigt, die damit nicht nur Waffen für Krieger, sondern Symbole der Macht erschufen.
Brem weist darauf hin, dass Schwerter im Mittelalter zwar eng mit dem Rittertum verknüpft waren, jedoch nicht jeder Schwertträger automatisch ein Ritter war: «Eigentlich können wir nicht eindeutig sagen, dass das Sirnacher Fundstück ein Ritterschwert ist. Die Aufnahme eines Edelmannes in den Ritterstand erfolgte über die Schwertleite oder den Ritterschlag mit dem Schwert.» Auch wenn die eigentliche Geschichte des Schwerts und seines Besitzers im Dunkeln liegt, lässt sich dennoch vermuten, dass es mit historischen Routen und Siedlungen im Thurgau in Verbindung steht.
Im Jahr 2021 stiessen Archäologen in Sirnach auf zwei weitere Funde – einen berühmten Schweizer Dolch und einen Radsporn. Der Dolch könne dabei durchaus noch einige Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte älter sein als das Eisenschwert aus dem 13. Jahrhundert. Der Sporn hingegen sei etwas jünger.
jms
Bichelsee Ende November 2019 sowie anfangs Oktober 2021 fanden am Bichelsee archäologische Feldarbeiten statt. Bei Bohrungen und Untersuchungen der Sedimente vom Grund des Bichelsees stiess ein Forscherteam des kantonalen Amts für Archäologie auf einen rund 5000 Jahre alten Leinsamen aus der Jungsteinzeit. Dieser kleine Fund, der auf das 29. oder 28. Jahrhundert v. Chr. datiert wurde, zeigt, dass Pfahlbauer am Bichelsee bereits damals Flachs kultivierten – eine überraschende Erkenntnis, die die bisherigen Annahmen, dass der Lein erst in späteren Epochen angebaut und das Gebiet um den Bichelsee erst ab dem Mittelalter besiedelt wurde, deutlich widerlegt.
Zusammen mit dem Leinsamen fanden die Forscher in den Sedimentproben auch Getreidepollen und Spuren von Holzkohle. Das weise laut den Archäologen auf eine dauerhafte landwirtschaftliche Nutzung und möglicherweise saisonale Brandrodungen hin. Diese Entdeckungen legen nahe, dass am nordöstlichen Ufer des Bichelsees eine jungsteinzeitliche Siedlung existiert haben könnte, in der Flachs zur Herstellung von Textilien und Getreide als Nahrungsquelle kultiviert wurde. Zudem zeigt die Analyse der Bohrkerne, dass das Gebiet am Bichelsee deutlich intensiver besiedelt war, als noch bisher angenommen.
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