Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Seit 124 Jahren steht der Dorfbrunnen auf dem Stolzenberg. Was einst ein Ort der Idylle war, ist nun verwahrlost und dreckig. Weshalb wird der Brunnen nicht mehr gepflegt? Die WN haben sich auf Spurensuche begeben.
Stolzenberg Im Zentrum vom Stolzenberg in der Gemeinde Uzwil steht seit 1900 ein Brunnen. Gleich gegenüber sind seit 48 Jahren Reinhold Grimm und seine Frau Vreni zu Hause. Der Blick aus dem Fenster ist für die beiden seit zwei Jahren ein Trauerspiel. Denn der einst saubere und gepflegte Dorfbrunnen ist verwahrlost und he-runtergekommen. «So kann es doch nicht weitergehen», sagt Reinhold Grimm kopfschüttelnd und schaut sich den mittlerweile trockengelegten Brunnen an.
«Als wir in unser Haus auf dem Stolzenberg zogen, war es für uns Anwohner selbstverständlich, den Brunnen gemeinschaftlich zu unterhalten», erzählt der Pensionär. Es habe sich mit der Zeit so ergeben, dass sich Grimm der Pflege des Dorfmittelpunktes annahm. «Wenn die Nachbarn mich bei der Arbeit sahen, kamen sie manchmal mit einem Besen vorbei und halfen mir», erinnert sich Grimm zurück. Es habe nie ein Problem gegeben und der im Jahr 1900 erbaute Brunnen war ein idyllischer Treffpunkt für die ganze Nachbarschaft. «Der Brunnen ist der Dreh- und Angelpunkt unseres Dorfes», weiss Grimm. So stehe beispielsweise bei einer Altmetall-Sammelkation im Gemeindeblatt als Treffpunkt der Dorfbrunnen. «Als Gemeindepräsident Lucas Keel den Stolzenberg besuchte, stellten wir Tische und Bänke neben den Brunnen und lauschten seinen Worten», erinnert sich Grimm.
Vor vier Jahren baute die Atrimos Immobilien AG ein modernes Gebäude mit Eigentumswohnungen neben den Brunnen. «Nach der Fertigstellung der Überbauung war es kein Problem, dass ich mich um den Brunnen kümmerte», erzählt Grimm. Als er eines Tages gerade an der Arbeit war, sprach ihn der Hauswart der Liegenschaft an und teilte ihm mit, dass das Grundstück zur Stockwerkgemeinschaft gehöre. «Darauf hin übergab ich die Reinigung dem Hauswart», erinnert sich der Pensionär. Nach zwei Jahren wurde der Brunnen dann aber vernachlässigt. Weshalb der Hauswart den Dorfbrunnen nicht mehr reinigte, darüber kann der Pensionär nur spekulieren: «Vielleicht arbeitet er nicht mehr als Hauswart.» So kam es, dass der Brunnen im Herbst mit Laub des benachbarten Baumes verstopfte. «Es war eine Riesensauerei. Der Dreck lief die gesamte Strasse hinab.» Für den Pensionär sei es ein Rätsel, weshalb die Verwaltung der Liegenschaft niemanden mit der Reinigung beauftragte.
Für Reinhold Grimm ist klar, dass die Eigentümer des Grundstücks für die Reinigung des Brunnens verantwortlich sind. «Mittlerweile wurde der Brunnen trockengelegt, da ihn niemand mehr pflegt», weiss der Pensionär. Er wandte sich mit seinem Anliegen an die Gemeinde. «Es gab Gespräche mit der Verwaltung der Liegenschaft sowie der Gemeinde. Einigen konnte man sich aber nicht und so bleibt der Brunnen verwahrlost», sagt Grimm. Die Gemeinde habe dem Eigentümer des Grundstücks das Angebot gemacht, die Parzelle überschreiben zu lassen und den Brunnen zu pflegen. Dies wurde der Redaktion auf Anfrage bestätigt.
«Die Probleme mit dem Unterhalt wären mit dem Übertrag an die Gemeinde gelöst», ist sich Grimm sicher. Weshalb das Angebot von der Stockwerkgemeinschaft nicht angenommen wird, darüber kann er nur spekulieren: «Vielleicht stören sich zwei der Anwohner am Geplätscher des Brunnens.» Die Verwalterin der Liegenschaft, die Atrimos Immobilien AG, äussert sich auf Anfrage folgendermassen: «Bei der nächsten Versammlung wird die Gemeinschaft darüber entscheiden, wie wir in Bezug auf den Brunnen weiter vorgehen. Es steht zur Diskussion, ob der Brunnen an die Gemeinde übergeben werden soll, die sich bereit erklärt hat, diesen unentgeltlich zu übernehmen. Auch der Unterhalt des Brunnens wird ein Thema sein, das bei der Versammlung angesprochen wird. Da es sich um eine Stockwerkgemeinschaft handelt, können Entscheidungen nicht immer sofort getroffen werden.» Reinhold Grimm und seine Frau bleiben mit dieser Antwort fragend zurück. «Der Brunnen wird seit rund zwei Jahren nicht mehr unterhalten. Es ist traurig, dass so lange nichts geschieht», bedauert er. Ob der einstige Dorf-mittelpunkt in neuem Glanz erstrahlen wird, bleibt fürs Erste abzuwarten.
Von Dominique Thomi
Brunnen würden den öffentlichen Raum bereichern und seien wichtige Elemente in den Dörfern, nicht nur für ihre Eigentümer, äussert sich die Gemeinde Uzwil auf Nachfrage. Für die Eigentümer seien Brunnen oft auch Belastung. Die Gemeinde habe deshalb der Grundeigentümerschaft angeboten, Eigentum und Unterhalt des Brunnens zu übernehmen. Das Angebot stehe. Die Grundeigentümerschaft sei in ihrem Entscheid frei, ob sie es annehmen oder den Brunnen selber unterhalten wolle.
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