Sarah Büchel
bebildert das Gemeindeblatt in Uzwil mit ihren Drohnenbildern.
Der achtjährige Loris Eilinger erhält im Alter von fünfeinhalb Jahren die Diagnose ADHS. Gemeinsam mit seiner Mutter Silvia ist es dem Schüler ein grosses Anliegen, über das Thema ADHS aufzuklären, deshalb schrieb Loris kurzerhand ein Büchlein dazu.
Niederbüren Eine kurze blaue Hose, ein rotes Shirt mit Stern auf der Brust, strubbeliges blondes Haar und natürlich ein wehender Umhang: Das ist Igor. Der achtjährige Junge ist anders als seine Gspänli. Denn er rettet in seinen Träumen als Superheld die Welt. «Ich habe mir Igor und seine Abenteuer im Lernclub ausgedacht», erzählt Loris Eilinger und rutscht auf seinem Stuhl hin und her. «Der Lernclub ist ein Angebot der Primarschule, die Loris besucht. Dieser ermöglicht es leistungsstarken Schülern mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten oder besonders hoher Leistungsbereitschaft, über ein Quartal an einem eigenen Projekt zu arbeiten», ergänzt Loris’ Mama Silvia Eilinger. Der Drittklässler lebt seit seinem sechsten Lebensjahr mit der Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS. «Wie ich ist auch Igor anders. Ich wollte mit meinen Geschichten zeigen, wie es einem gehen kann, wenn man manchmal etwas aneckt», erzählt Loris und schlägt sein über 36 Seiten dickes Büchlein «Igor – im Traumland und im echten Leben ein Held» auf. Auf seinen Heldenreisen rettet der tollkühne Igor beispielsweise eine Crew in ihrem Heissluftballon von einem Kirchturm. «Oder er landet eine Boeing 737, bei der ein Triebwerk Feuer fing», so der Schüler stolz und zeigt auf eine Zeichnung eines Flugzeugs mit brennenden Triebwerken. «Die Zeichnungen zu den Geschichten hat Loris alle selbst abgezeichnet und ausgemalt», weiss seine Mutter.
«Loris hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ist sehr genau», verrät Silvia Eilinger. So wusste der Achtjährige ganz genau, welches Flugzeug er für die Illustration seiner Geschichte zeichnen musste: «Nur bei einem bestimmten Flugzeugtyp kann Igor das brennende Triebwerk aus dem Fenster sehen.» Seine Genauigkeit und auch der starke Sinn für Gerechtigkeit seien im Alltag des Schülers oft ein Hindernis, gibt die Zweifachmama preis. «Das vergangene Schuljahr hatte einige sehr herausfordernde Situationen parat», so die 43-Jährige. «Wenn Loris zum Beispiel feststellt, dass andere Kinder beim Turnunterricht schummeln, schlägt sein starker Gerechtigkeitssinn an. Oder wenn er eine Aufgabe zu wenig genau erklärt bekommt, ist er rasch frustriert. Er kann dann laut und impulsiv werden», erzählt Eilinger. Der Schulalltag sei für den Drittklässler immer wieder eine Herausforderung, weiss Mama Silvia. Dieser sei nur dank viel Verständnis und Geduld von Lehr- und insbesondere Förderlehrpersonen sowie reichlich Unterstützung durch die Eltern zu bewältigen. «Ich bin in jedem Fall für eine offene und ehrliche Kommunikation. Nicht nur in der Schule, sondern beim Thema ADHS generell», erklärt Eilinger und streicht ihrem Sohn liebevoll durchs blonde Haar. Eine Enttabuisierung sei dringend nötig, zumal das heutige integrative Schulsystem mit den vorhandenen Personalressourcen am Anschlag sei. «Wir sind auf die Mitarbeit und das Verständnis der Lehrpersonen angewiesen.» Doch wie erkennt man, dass ein Kind an ADHS leidet und nicht nur besonders aktiv ist?
«Am 17. Dezember 2021 bestätigten die Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienste St.Gallen bei Loris die Diagnose ADHS», sagt Eilinger und richtet ihren Blick aus dem Fenster. Schon in der Schwangerschaft sei Loris ein richtiger «Zabli» gewesen, erinnert sie sich zurück. Als er zur Welt kam, sei in der Nabelschnur sogar ein Knoten gewesen. «Gegenüber meinem älteren Sohn Levin war Loris schon von Anfang an viel aktiver.» Das veranlasste die Mutter dazu, bei ihrem Sohn im Alter von fünf Jahren eine Abklärung zum Thema ADHS zu vorzunehmen. «Unser Kinderarzt meinte zwar, es sei sehr früh für eine solche Abklärung. Ich wusste jedoch, auch durch viel Eigenrecherche, dass ich es abgeklärt haben wollte, zumal ich oft von Schulproblemen diesbezüglich gelesen hatte und vorbereitet sein wollte hinsichtlich des baldigen Schuleintritts», erzählt die Sachbearbeiterin. «Ich bin nicht krank», sagt der Achtjährige und schaut seine Mama fragend an. «Nein, du bist nicht krank», bestätigt Eilinger liebevoll und ergänzt: «ADHS ist keine Krankheit. Es ist eine neurologische Entwicklungsstörung. Man kann sich vorstellen, dass Informationen nicht wie bei einem nicht von ADHS betroffenen Gehirn auf direktem Weg weitergeleitet, sondern über einen Umweg verarbeitet werden», stellt die Mutter klar.
Dass Loris anders als seine Klassenkameraden ist, stört den Achtjährigen nicht. Im Gegenteil: Er lässt seine Erlebnisse in die Abenteuer von Igor einfliessen und kann sie so besser verarbeiten. «Ich habe noch so viele Ideen. Das gibt dann Band 2», ist sich der Drittklässler ganz sicher und springt lachend von seinem Stuhl.
Von Dominique Thomi
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