Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
«Wahltag ist Zahltag», diese Floskel hört man oft. Bis aber die Stimmbürger jemanden wählen können, bedarf es viel Arbeit. Nicht zuletzt auch durch die Findungskommissionen. Ihre Bemühungen sind aber nicht zwingend von Erfolg gekrönt.
Region In Flawil wurde am vergangenen Sonntag mit Rolf Claude ein neuer Gemeindepräsident gewählt. In Jonschwil und Sirnach wählten die Stimmbürger in der ersten Jahreshälfte einen neuen Präsidenten und in Niederbüren wurde kürzlich ein Präsidentschaftskandidat bekannt gegeben. Sämtliche Gemeinden haben dabei auf eine Findungskommission gesetzt, nicht alle konnten einen Sieg verbuchen.
Findungskommissionen unterstützen eine Gemeinde bei der Präsidentensuche. «Der Kommission gehören Vertreter der Ortsparteien und manchmal auch weiterer Interessensgruppen an. Nicht selten werden Dienste von Personalbüros beansprucht», erklärt der SVP-Kreispräsident Bruno Dudli. Er war selbst in der Findungskommission, als Alexander Bommeli im Herbst 2015 zum Gemeindepräsidenten gewählt wurde. «Wir verzichteten auf ein Personalbüro. Ich habe schon gehört, dass dafür rund 20’000 Franken bezahlt wurden. Unsere Findungskriterien beruhten auf einem Punktesystem. Die Kandidierenden mussten diverse Fragen sowohl im politischen als auch im persönlichen Bereich beantworten», sagt Dudli. Letztlich habe es aufgrund der Qualifikationen nur eine Einerkandidatur in Oberbüren gegeben. Die Findungskommission habe trotz unterschiedlicher politischer Gesinnung der Vertreter sehr gut zusammengearbeitet. Es habe weder Neid noch Missgunst im Gremium geherrscht, erinnert sich Bruno Dudli.
Auch bei der Wahl von Philipp Egger in Jonschwil sah es zunächst nach einer Einerkandidatur aus. Die Findungskommission hatte elf Bewerbungen erhalten, mit vier Personen Gespräche geführt und einen Kandidaten portiert (WN vom 6. Oktober 2022). Als die Kommission ihren Vorschlag schon in trockenen Tüchern wähnte, grätschte in letzter Minute der Jonschwiler Gemeinderat René Bruderer dazwischen. Bruderer setzte das Wahlkarussell in Gang und sorgte dafür, dass die Jonschwiler eine Auswahl hatten. Letztlich reüssierte der Kommissionskandidat und trat die Nachfolge des Gemeindepräsidenten Stefan Frei an.
In Flawil sah es zu Beginn gut aus für die Findungskommission. Auch ihr gehörten Vertreter sämtlicher Ortsparteien an. «Nachdem bekannt wurde, dass Elmar Metzger zurücktreten würde, versuchten die Ortsparteipräsidenten der FDP und der Mitte, eine Findungskommission zu bilden. Seitens der Gemeinde wurde uns ein Budget zur Verfügung gestellt», sagt der FDP-Vizepräsident Erich Baumann, der selbst in der Kommission Einsitz nahm. Die Kommission portierte mit Caroline Bartholet (FDP) und Thoni Thoma (SVP) zwei amtierende Gemeindepräsidenten. Als Dritter im Bunde empfahl sich Patric Lorenz Burtscher (Verein Kei Partei) zur Wahl. «Die Zusammenarbeit in der Findungskommission hat am Anfang gut funktioniert. Man war sich einig und hat ohne Vorbehalte oder Missgunst die beiden Kandidaten Bartholet und Thoma portiert», sagt der Flawiler FDP-Vizepräsident. Der Wahlkampf plätscherte bis wenige Wochen vor dem Wahltermin dahin. Dann liess die SP verlauten, dass sie unzufrieden mit der Kandidatenwahl sei.
Aus nicht gesicherten Quellen vernahm man, dass die SP um jeden Preis einen zweiten Wahlgang anstrebe. Das Verhalten der SP sorgte für Unruhe, wie Erich Baumann bestätigt. Er sagt dazu: «Später scherte die SP aus und brachte das gemeinsam erarbeitete Konstrukt ins Wanken.» Nach dem ersten Wahlgang schwang Burtscher mit wenigen Stimmen gegenüber Bartholet obenaus. Thoma hatte das Nachsehen. Für Bruno Dudli ist klar, dass das Resultat von Burtscher vor allem ein Schuss vor den Bug der Gemeinde durch die Stimmbürger war. Dass danach aber alles anders wurde, überraschte ihn schon.
Zwei Tage nach dem ersten Wahlsonntag verkündete Caroline Bartholet, dass sie weiterkandidieren möchte, und kündigte im gleichen Atemzug ihre Präsidentenstelle in Niederbüren. Von Toni Thoma vernahm man vorerst hingegen nichts. Wenige Wochen später verabschiedete sich Caroline Bartholet überraschend aus dem Wahlkampf. Der SVP-Mann Thoma liess sich Zeit und verkündete kurz vor dem Stichtag, dass er nicht mehr antreten werde. «Dass das Resultat nach dem ersten Wahlgang nicht dem Gusto der Findungskommission entsprach, kann ich nachvollziehen. Aber dass gleich beide Bürgerlichen das Handtuch warfen, kann ich nicht verstehen. Der späte Rückzieher von Toni Thoma nahm der Findungskommission die Möglichkeit, zu reagieren», erklärt Dudli. Nun war Patric Lorenz Burtscher noch der einzig Verbliebene. Die SP schickte dann aber mit Rolf Claude doch noch einen Kandidaten ins präsidiale Rennen. Das Resultat ist mit dem deutlichen Sieg von Rolf Claude zwischenzeitlich bekannt.
«Die Findungskommission freut sich, Ihnen mitteilen zu können, dass eine überzeugende Bewerbung für das Niederbürer Gemeindepräsidium vorliegt. Gerne werden wir Ihnen im Mitteilungsblatt vom 19. Oktober den Kandidaten genauer vorstellen. Anlässlich der offiziellen Vorstellung am Mittwoch, 25. Oktober, haben Sie das erste Mal Gelegenheit, den Kandidaten persönlich kennenzulernen», schrieb die Gemeinde im Mitteilungsblatt vom 12. Oktober, just einen Tag vor dem Meldeschluss für Kandidierende. Auch den Medien erging es dabei nicht besser. So teilte die Gemeinde Niederbüren am Mittwoch, 18. Oktober, mit, dass der Präsidentschaftskandidat Edy Stillhard heisse und in Flawil beheimatet sei. Darüber hinaus setzte die Gemeinde den Medien eine Sperrfrist bis Donnerstag, 19. Oktober, um 9 Uhr. Des Weiteren schrieb die Gemeinde: «Es werden bewusst keine Kontaktdaten veröffentlicht, Interviewanfragen werden erst nach dem offiziellen Vorstellungstermin am Mittwoch, 25. Oktober, um 19.30 Uhr im Gemeindesaal Niederbüren, beantwortet.» Bruno Dudli ist erstaunt über eine solche Taktik. Er gehe davon aus, dass Stillhard eine Einerkandidatur zur Bedingung gemacht habe. Zudem würde Stillhard im Gegensatz zur noch amtierenden Präsidentin, Caroline Bartholet zu 100 Prozent für die Gemeinde arbeiten, so der SVP-Kreispräsident. Für die Stimmbürger von Niederbüren bestehe nur noch eine Möglichkeit, auf die Einerkandidatur zu reagieren. Dudli verweist dabei auf den Gesetzesartikel 92, Absatz 2 «Massgebendes Mehr und Ergebnis.» Dieser besagt: «Zur Berechnung des absoluten Mehrs wird die Zahl der gültigen Stimmzettel durch zwei geteilt. Die nächsthöhere ganze Zahl ist das absolute Mehr.» Folglich müssten mehr als die Hälfte der Stimmbürger leer oder einen anderen Namen einwerfen, um einen zweiten Wahlgang mit einer neuen Ausgangslage zu bewirken», erklärt Dudli abschliessend.
Von Andreas Lehmann
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