Claudia Veit
hat in ihrem Monster-Wettbewerb eine Gewinnerin erkoren.
Mit 82 Jahren beendet Walter Strassmann seine Tätigkeit auf der Iddaburg. le
Die Demission ist eingereicht. Am 31. Juli tritt Walter von St.Iddaburg ab. Ein Gespräch.
Gähwil Walter Strassmann, nach zehn Jahren als Wallfahrtspriester in der St.Iddaburg: Welche Momente bleiben Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung?
Besonders war sicher, wie ich von den Kirchenbesuchern aufgenommen wurde. Die Freundschaft und die gute Stimmung, die mir entgegengebracht wurden, waren wirklich schön. Dazu kommt die wunderschöne Landschaft, die mich sofort in ihren Bann gezogen hat.
Gab es besondere Herausforderungen, die Sie während Ihrer Amtszeit bewältigen mussten?
Ich war natürlich gespannt, wie die Kirchenbesucher auf meine Messen reagieren, auch auf meine Art und Weise, wie ich diese gestalte. Man muss wissen, ich bin ein sehr freier und moderner Priester und ich predige nur über Dinge, an die ich selber glaube, und bleibe dabei am Boden der Realität. Das kommt wahrscheinlich von meinem zweiten Studium in Physik. Die Art kam aber zum Glück sehr gut an.
Hatten Sie ein besonderes Ziel oder eine Vision für Ihre Arbeit in der St. Iddaburg? Würden Sie sagen, Sie konnten dieses Ziel erreichen?
Ein besonderes Ziel von mir in der seelsorgerischen Arbeit überhaupt ist es, darauf zu achten, keine Kirchengänger zu verlieren. Neue dazuzugewinnen, ist so oder so sehr schwierig, aber denen, die wir haben, müssen wir Sorge tragen. Das habe ich etwa mit Apéros gemacht.
Was hat Sie zu dem Entschluss geführt, Ihr Amt niederzulegen?
Das Alter. Ich werde im Juli 82 Jahre alt und ich muss sagen, ab 80 wird man einfach langsamer, man muss eher einmal nach Worten suchen. Für mich war immer klar, ich möchte nicht hierbleiben, bis ich zusammenbreche. Zehn Jahre habe ich mir gesetzt und die habe ich im Juli, wenn ich abtrete, auch geschafft.
Wie fühlen Sie sich mit der Entscheidung?
Ich fühle mich damit sehr wohl. Es ist eine gute Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Die Ermüdungserscheinungen sind einfach da, das merke ich auch immer mehr in den Messen.
Wie planen Sie, Ihre Zeit nach Ihrem Rücktritt zu verbringen? Gibt es Projekte, denen Sie sich widmen möchten?
Projekte gibt es keine mehr. Ich werde mich zu meinen Mitbrüdern ins Gemeinschaftshaus im Kanton Zug begeben und da meine Ämtli übernehmen, etwa Beten für die Gemeinschaft oder die Buchhaltung für die Niederlassung unseres Ordens in Paris. Im Zentrum stehen aber weiter, wie hier auf der Iddaburg, das Wandern und Velofahren. Mit meinem E-Bike etwa habe ich in sechs Jahren 8000 Kilometer gemacht.
Wie haben Sie den Kontakt mit den Pilgern erlebt, die zu Ihnen kamen? Gab es Begegnungen, die Sie besonders berührt haben?
Pilger haben in den vergangenen Jahren sehr nachgelassen. Besonders Corona sorgte für einen Einbruch. Meistens kommen heute ganze Gruppen in Cars hier hoch. Ich erzähle den Pilgern dann gerne die Geschichte der Idda. Bei der Legende weise ich darauf hin, dass es auch eine Legende ist. Dazu sage ich den Pilgern auch, dass sie gerne ihre Füsse in den Sarkophag der Kirche Fischingen halten können, da es eine heilende Wirkung haben soll. Ich muss aber ganz ehrlich sein, wenn ich den Fuss da reinhalte, tut er mir vorher nicht weh und nachher auch nicht (lacht).
Wie haben Sie die Veränderungen in der Kirche und der Gesellschaft während Ihrer zehnjährigen Amtszeit wahrgenommen?
Kirchlich gesehen beobachte ich vor allem, dass jüngere Priester, die nun nachkommen, viel konservativer sind, als ich es bin. Ich bin ein typischer 68er, der sich die Freiheit für meinen eigenen Weg nimmt.
Was bedeutet für Sie persönlich ein erfülltes Leben im Alter?
Wenn man mit Freude auf sein Leben zurückschauen kann. Es gab auch bei mir schwere Zeiten, aber die haben mich geformt. Ich hatte ein schönes Leben.
Sie haben Ihre Berufung mit Leidenschaft gelebt – was möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die mit ihrem Glauben oder ihrer Lebensaufgabe hadern?
Das Wichtigste ist die Nächstenliebe, man sollte nie moralisch werden, sondern verzeihen können. Viele junge Menschen verwirklichen genau diese Weisheiten im Gegensatz zu den älteren.
Wie hat Ihr Glaube Sie durch die Höhen und Tiefen Ihres Lebens begleitet?
Das grösste Tief hatte ich in der Ausbildung, als ich als naturwissenschaftlich denkender Mensch vor der Frage stand, ob es Gott überhaupt gibt, ob man mit ihm sprechen kann? Als Theologe hatte ich dann tatsächlich den Moment, dass er mich berührt hat, aber das war einmalig. Später habe ich mein Gottesbild dann sehr geändert. Für mich ist die Evolution einfach Realität.
Gibt es eine Bibelstelle oder ein Gebet, das Sie durch die Jahre getragen hat?
Einerseits der Johannesbrief, andererseits das Bruder-Klaus-Gebet «Mein Herr und mein Gott».
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Wallfahrt in der St. Iddaburg?
Was ich mir sehr wünsche, ist, dass jemand wirklich hier oben wohnt und so die Beziehung zu den Kirchgängern intensiv pflegt und sich Zeit nimmt.
Viele Pilger erhoffen sich von einer Heiligen, dass sie Wunder wirkt. Haben Sie selbst schon Wunder erlebt?
Nein, das habe ich nicht. Aber ich habe wunderbare Dinge erlebt. An den Kerzen und im Kässeli merke ich aber schon, dass ein grosses Vertrauen zur Iddaburg besteht und viele Menschen mit ihrem Anliegen hierherkommen. Um was es dabei geht, weiss ich nicht, ich forsche nicht nach. Wenn jemand reden will, kann er das aber natürlich tun, das ist heute wenig der Fall. Die Menschen gehen lieber zum Psychiater und bezahlen Geld, um sich helfen zu lassen.
Lui Eigenmann
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