Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Alternative Stromgewinnung ist in aller Munde. So auch die Energiegewinnung aus Windkraft. Eben diese sorgt in der Gemeinde Kirchberg für erhitzte Gemüter und eine Bevölkerung, die in zwei Lager gespalten wird.
Kirchberg Einen wesentlichen Beitrag zu einer sicheren und bezahlbaren Stromversorgung soll die Windkraft liefern. Dies teilte der Kanton St.Gallen in einer Medienmitteilung Ende September mit. So eruierte er im Rahmen der Richtplanerlassung 2023 gleich 15 Windeignungsgebiet im Kanton. Eines davon ist das Gebiet Hamberg-Alvensberg, das teils in der Gemeinde Kirchberg und teils in der Gemeinde Mosnang liegt. Der Kanton St.Gallen setzt den kantonalen Sondernutzungsplan als Leitfaden für Windparks mit nationalem Interesse fest. Der Kirchberger Gemeinderat scheint von diesem Vorhaben der Regierung ebenfalls angetan. So teilte er im «Gmeindsblatt» mit: «Das Bau- und Umweltdepartement klärt in den kommenden Monaten zusammen mit den Gemeinden Form, Umfang und Zeitpunkt des Sondernutzungsplans. Der Verein Pro Lebensraum Kirchberg und sein Präsident Pius Trost sehen diese Sache aber anders.
«Der Gemeinderat kommunizierte bereits an der Richtplananpassung im Mai 2023 eine offene Haltung gegenüber eines Kantonalen Sondernutzungsplans, was einem Ja gleichkommt. So wurde aus dem anfangs provisorischen Gebiet nun eines der 15 fest eingeplanten Windeignungsgebiete», sagt Pius Trost. «In der Anhörung des Kantons äusserten sich über 3000 Personen kritisch zum Vorhaben. Mehr als 120 Personen aus der Gemeinde Kirchberg waren dagegen, das Gebiet Hamberg-Alvensberg in die Richtplananpassung fix aufzunehmen und Windräder zu bauen. Der Regierungsrat in St.Gallen und der Gemeinderat Kirchberg haben somit die Bürgerinnen und Bürger einmal mehr nicht ernstgenommen», moniert der Vereinspräsident. Dies sei aber noch nicht alles: «Der Gemeinderat möchte gar eine Ausweitung zur Hulftegg und hofft, dass die Kantone Thurgau und Zürich ihnen dazu Hand bieten. So wäre das Gebiet ein Windpark von nationaler Bedeutung.» Bei einer solchen Einstufung gebe es keine Einschränkungen mehr durch Natur- und Heimatschutz, so der 61-Jährige. «Im Jahr 1999 erhielt die Gemeinde Kirchberg den Naturschutzpreis von Pro Natura. Damit wirbt die Gemeinde auch, denn es heisst ja schliesslich Kirchberg – zum Läbe. Mit dem Zuspruch zur Sondernutzungszone setzt der Gemeinderat jedoch genau diese Natur aufs Spiel.»
Aber nicht nur die Natur würde darunter leiden, auch das Portemonnaie der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler: «Durch eine unrentable und flatterhafte Stromproduktion entstehen Mehrkosten, die am Ende die Bürgerinnen und Bürger bezahlen.» Pius Trost hat sich intensiv mit dem Windatlas der Schweiz auseinandergesetzt und sieht den Standort Kirchberg nicht als einen geeigneten für Windkraftanlagen: «Kirchberg hat einfach zu wenig Wind für solche Anlagen. Am Ende sind das nur unnötige Kosten. Es gibt doch mit der KVA in Bazenheid und weiteren Betrieben bereits jetzt mehr alternative Energiegewinnung als die von Bund und Kanton bis ins Jahr 2050 anvisierten sieben Prozent, auf die wir auch stolz sein können.»
«Der in Gang gesetzte Prozess kann nur noch schwer aufgehalten werden», befürchtet Trost. Durch den Zuspruch der Gemeinde an die Regierung werde auch Kirchberg bald nichts mehr zu sagen haben, so der 61-Jährige. «Der Rat kommt mir ein bisschen so vor wie ein Diener, der darauf wartet, seinem Herrn den Tee zu servieren, schreibt er doch im Gmeindsblatt er warte auf die Festlegung der weiteren Schritte durch den Kanton.» Der Vereinspräsident sieht die einzige Lösung in der Bevölkerung: «Wenn die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer ihr Land nicht hergeben, kann der Wahnsinn vielleicht noch gestoppt werden.»
Von Dominique Thomi
Eine nicht ganz unbeachtliche Anzahl Bürgerinnen und Bürger (120 Personen) sprach sich beim Kanton gegen einen Windpark aus. Nimmt der Gemeinderat diese Stimmen ernst?
Es ist wichtig darzulegen, an welchem Punkt sich das Thema Windenergie im Kanton aktuell befindet. St.Gallen hat das Gebiet Hamberg-Alvensberg im Richtplan als Windeignungsgebiet festgelegt. Dieser Schritt bedeutet nicht, dass auf dem Gebiet zwangsläufig ein Windpark entstehen wird. Aktuell fehlen weitere Vorprüfungen, Abklärungen und Messungen, die zeigen, ob ein mögliches Windenergieprojekt überhaupt bewilligungsfähig und aus energetischer Sicht sinnvoll wäre. Selbstverständlich nimmt die Politische Gemeinde Kirchberg die Anliegen der Bürgerschaft ernst – so auch die Stimmen, die gegen und für die Windkraft sind. Es handelt sich beim Thema Windenergie um ein vielschichtiges und polarisierendes Thema, dessen Diskussion umsichtig geführt werden muss.
Kirchberg wartet, nach eigenen Angaben aus dem «Gmeindsblatt», auf weitere Informationen der Regierung. Gibt es seitens der Gemeinde noch die Möglichkeit und das Interesse sich gegen einen Windpark auszusprechen?
Es wird auch im weiteren Prozess für die Standortgemeinde die Möglichkeit geben, ihre Position einzubringen. Der Gemeinderat vertritt also weiterhin eine ergebnisoffene Haltung gegenüber den weiteren Abklärungen zu einer potenziellen Windkraftanlage. Eine sorgfältige Abwägung von Schutz und Nutzen wird in den weiteren Verfahren eine wichtige Rolle einnehmen. Dabei gilt es auch, die Vereinbarkeit mit den Interessen der Natur zu prüfen. Das Ergebnis der Interessenabwägung im Rahmen der Nutzungsplanung kann nicht vorweggenommen werden.
Kirchberg erhielt im Jahr 1999 einen Naturschutzpreis von Pro Natura und wirbt auch im Slogan mit einer vielfältigen Natur. Steht ein möglicher Windpark über den Interessen der Natur?
Die Gemeinde Kirchberg trägt seit über zehn Jahren das Energiestadtlabel und ist dem Energietal Toggenburg angeschlossen. Somit legen es die Werte der Gemeinde Kirchberg nahe, einer unvoreingenommenen Prüfung des Windenergiegebietes offen gegenüberzustehen. Eine Zusage zu einer unvoreingenommenen Prüfung ist nicht gleichzusetzen mit einer Bejahung eines möglichen Windparkprojekts in der Gemeinde Kirchberg. Um hierzu eine fundierte Entscheidung treffen zu können, fehlen aktuell, wie erwähnt, die Fakten.
Gibt es Zahlen, die die Wirtschaftlichkeit eines Windparks in Kirchberg belegen können?
Die Wirtschaftlichkeit eines Windparkprojekts in Kirchberg liesse sich erst beurteilen anhand eines konkreten Projekts, also in Kenntnis der Anzahl und Platzierung der Windenergieanlagen und der Typen. Aktuell liegt kein konkretes Projekt vor.
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