Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Ultraanstrengende Übungen, schlechte Technik, hohe Verletzungsgefahr – das sind Klischees, die an der Trendsportart Crossfit haften. David Zimmel coacht den Sport seit deren Anfängen in der Schweiz. Er räumt mit den Vorurteilen auf.
Wil/Sirnach Aussen Autogarage, innen ein Fitnessstudio – oder, wie es in der Crossfit-Szene genannt wird, eine Box. Der Boden ist mit schwarzen Gummimatten ausgelegt, von der Decke hängen Schaukelringe, an den Wänden stehen Airbikes. Verschiedene Hanteln, Gewichtsscheiben und Medizinbälle sind säuberlich auf schwarzen Metallregalen aufgereiht. Mittendrin steht David Zimmel. Hier leiten er und weitere Coaches wöchentlich verschiedene Kurse im Crossfit an. Ein Sport, der immer populärer wird, aber noch mit vielen Vorurteilen zu kämpfen hat.
«Crossfit hat ein Imageproblem», sagt David Zimmel. «Viele Leute verstehen den Sport und vor allem dessen Ziele nicht», begründet der 40-Jährige. Kritisiert würden vor allem gewisse Bewegungsadaptionen und vermeintlich darauf zurückzuführende Verletzungen. «Im Crossfit gibt es Übungen, die entgegen den Empfehlungen aus anderen Sportarten mit Schwung ausgeführt werden», erklärt der Coach. «Dies wird fälschlicherweise oft mit einer schlechten Technik gleichgesetzt.» Je nach Trainingsziel sei eine schwungvolle Übungsausführung aber laut Zimmel unbedenklich und sogar zielführend.
Der Coach erklärt: Im Crossfit liege der Fokus auf funktionellem Training. Im Unterschied zum herkömmlichen Fitnesstraining an Kraftgeräten werden im Crossfit mehrheitlich Bewegungen trainiert, die auch im Alltag vorkommen. «Das ultimative Ziel von Crossfit ist eine breit abgestützte Fitness», betont David Zimmel. Denn: «Je fitter man ist, desto weniger ist man krank und desto lebenswerter ist das Leben.» Die Ästhetik sei ein schöner Nebeneffekt eines fitten Körpers, aber nicht das Hauptziel des Crossfit-Trainings, so der Coach.
Kennengelernt hat Zimmel den Sport 2008. Seit einigen Jahren leitet er als Coach Gruppenkurse und Personaltrainings in seinen eigenen Boxes an je einem Standort in Wil und in Sirnach. Das Training besteht jeweils aus einer Kombination von Übungen mit eigenem Körpergewicht, externen Gewichten und Ausdauer. Eine Einheit dauert 60 Minuten, wobei die Anzahl der Übungen jeweils variiert. Dabei enthält Crossfit Komponenten aus verschiedensten Sportarten: vom Marathon über das Kunstturnen bis hin zum olympischen Gewichtheben. Auch Velofahren und Schwimmen gehören dazu. «Die Bezeichnung Crossfit ist ein Label, das man gegen eine Gebühr mit einer entsprechenden Ausbildung nutzen kann», erklärt David Zimmel. Schweizweit höchstes Level Crossfit-Coach könne sich nennen, wer die Prüfung zum Level-1-Coach abgeschlossen habe. Um eine eigene Box zu eröffnen, müsse man das Zertifikat als Level-2-Coach besitzen, führt der 40-Jährige aus. Er selbst ist einer von 35 Level-3-Coaches in der Schweiz. Sein Ziel ist, die Prüfung zum höchsten Level, Level 4 zu absolvieren. Schweizweit gibt es bisher noch keinen Coach mit dieser Auszeichnung. Die Prüfung wird gemäss Zimmel aufgrund der geringen Nachfrage aktuell nur in Amerika durchgeführt. Bis dies auch in der Schweiz erfolgt, konzentriert er sich auf die Vorbereitung. Dazu gehören nebst dem eigenen Training das Coaching von Einzelpersonen und Gruppen im Crossfit-Training und in Sachen Ernährung sowie das Aufräumen mit Vorurteilen.
Wie anstrengend Crossfit tatsächlich sei, könne mit der Wahl der Intensität jederfür sichselbst entscheiden, so der Coach. Wichtig sei, dass die Übungsausführung korrekt gemacht werde. «Korrekt und nicht perfekt», betont er. «Perfektionismus ist für Fortschritte nicht hilfreich.» Wer alle Wiederholungen einer Übung perfekt ausführe, bewege sich nicht an seinem Limit. Dies gelte sowohl für die Leistungssteigerung im Crossfit als auch in anderen Lebensbereichen. Nur wer Fehler mache, könne Fortschritte erzielen. «Fehler sollten allerdings von einem Coach korrigiert werden, bevor es zu Verletzungen kommt», betont Zimmel. Unter Aufsicht eines Coaches sei eine Crossfit-Einheit so nicht gefährlicher als ein Spaziergang mit dem Hund.
Linda Bachmann
Lade Fotos..