Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Stadtpräsident Hans Mäder strebt eine weitere Amtszeit im Wiler Rathaus an.
Vier Jahre lenkt Hans Mäder im Herbst die Geschicke der Stadt Wil. Im Interview mit den WN wirft der Stadtpräsident einen Blick zurück und einen nach vorne.
Wil Hans Mäder, das neue Jahr ist heute 25 Tage alt, wie blicken Sie auf die ersten Tage zurück?
In den ersten Tagen zwischen Neujahr und den Skiferien ist die Agenda jeweils gefüllt mit Sitzungen, Neujahrsempfängen und dem Abbau von Pendenzen, die im alten Jahr nicht erledigt werden konnten. Den Beginn des neuen Jahres haben wir in Südfrankreich erlebt. Über alles gesehen bin ich mit dem Start ins Jahr 2024 zufrieden.
Welche Pendenzen standen in den ersten Tagen dieses Jahres als Stadtpräsident ganz oben auf Ihrer Liste?
Die Projektgruppe Landesgartenschau Wangen war aufgrund des Parlamentsentscheides in der Budgetdebatte gefordert, zuhanden der Geschäftsprüfungskommission das Detailkonzept zu überarbeiten. Zudem mussten im Auftrag des Parlamentes zusätzliche Abklärungen bezüglich der Revision der Ortsplanung zeitnah erledigt werden, um das Projekt nicht weiter zu verzögern. Und schliesslich stehen die Verhandlungen mit dem Stiftungsrat der Schule St.Katharina in der entscheidenden Phase.
Und als Privatperson?
Wie erwähnt durften meine Frau und ich den Jahreswechsel in Frankreich verbringen. Ausserdem wohnten wir einigen kulturellen Höhepunkten bei, so der Premiere der «Cavalleria Rusticana», dem Dreikönigstreffen der Stadt oder der Oper «Platée» im Opernhaus Zürich. Und die Wahl meines langjährigen Freundes Christoph Hürsch zum Präsidenten des Parlamentes hat mich sehr berührt.
Haben Sie sich für 2024 Vorsätze genommen? Falls ja, welche?
Nein, keine besonderen. Beruflich ist der erwähnte Abschluss einer Vereinbarung mit dem Kathi von hoher Priorität. Ausserdem steht die Eröffnung des Gastrobetriebes im Hof zu Wil an. Und auch die Entwicklung des Projekts Wil West erfordert die volle Aufmerksamkeit von Stadt und Region.
Im Sommerinterview der «Wiler Nachrichten» im vergangenen Jahr haben Sie verraten, dass Sie immer mehrere Bücher gleichzeitig lesen. Das neue Jahr könnte man auch als neues Buch bezeichnen, in welches man nun seine Geschichte schreibt. Welchen Titel würde dieses Buch bei Hans Mäder tragen?
Gemeinsam zum Erfolg.
Und wie viele Seiten bräuchte das Buch in diesem Jahr?
Möglichst wenige. Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.
Das Jahr 2024 ist ein Wahljahr. In Wil stehen dabei die Gesamterneuerungswahlen im Fokus. Im WN-Sommerinterview haben Sie exklusiv bestätigt, dass Sie für eine weitere Amtszeit als Stadtpräsident kandidieren. Wie sieht Ihr Wahlkampfplan aus?
Den definitiven Entscheid über eine Kandidatur fällen die Delegierten der Mitte-Partei. Davon abgesehen kommt es selbstverständlich auf das Feld der Mitbewerber oder Mitbewerberinnen an. Auf jeden Fall werde ich versuchen, mit meinen Stärken und meinem Leistungsausweis zu punkten.
Welches sind Ihre Kernthemen?
Der Stadtrat ist inzwischen fast vier Jahre im Amt. Da wird unser Leistungsausweis sicherlich ein Kernthema sein.
Die Wiler Regierung wurde im letzten Jahr ordentlich durchgeschüttelt. Einerseits stand die E-City-App im Fokus, andererseits wird Stadträtin Ursula Egli des Mobbings bezichtigt. Wie viel Vertrauen hat die Regierung im vergangenen Jahr eingebüsst?
Diese Frage muss die Wiler Bevölkerung beantworten.
Wie beabsichtigen Sie, dieses Vertrauen bis zu den Wahlen im Herbst wiederherzustellen?
Vertrauen ist kein Produkt, das einfach so «hergestellt» werden kann. Vertrauen wird geschenkt. Man kann es sich allenfalls verdienen. Ich werde meine Energie weiterhin dafür einsetzen, das Vertrauen der Wiler Bevölkerung zu verdienen. Wichtig ist, fassbar, nahbar und authentisch zu sein.
Ihre Stadtratsgspänli wollen alle ebenfalls weitermachen und kandidieren für eine weitere Amtszeit. Warum ist es aus Ihrer Sicht wichtig, dass die Konstellation so bleibt, wie sie ist?
Für die Planung, Umsetzung und Begleitung von Projekten ist eine gewisse Kontinuität Erfolgsvoraussetzung. Auch die Zusammenarbeit mit der Verwaltung ist auf Augenhöhe nur möglich, wenn die politische Ebene über ausreichend Erfahrung verfügt.
Vervollständigen Sie den Satz: Wenn Hans Mäder im Herbst wiedergewählt wird …
… dann werde ich mich weiterhin und auf allen Ebenen mit voller Kraft für die positive Entwicklung der Stadt Wil einsetzen.
Was machen Sie, wenn Sie im Herbst nicht wiedergewählt werden?
Dann geniesse ich meine Pension. Ich habe bereits eine Bucketlist erstellt mit Aufgaben, die ich nach meinem Ausscheiden aus dem Amt angehen werde.
Im April feiern Sie Ihren 66. Geburtstag. Was motiviert Sie dazu, sich im offiziellen Pensionsalter erneut dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen, und wo holen Sie die Energie dafür her?
Was motiviert die Rolling Stones dazu, auch 2024 auf Tournee zu gehen? Bei mir ist es das Feuer für Wil, das immer noch brennt wie am ersten Tag.
An seiner Sitzung hat das Wiler Stadtparlament die Budgets 2024 der Stadt und der Technischen Betriebe Wil genehmigt. Ein Ratsreferendum zum Steuerfuss kam zustande, somit müssen die Stimmberechtigten an der Urne über eine Senkung von 118 auf 115 Prozent entscheiden. Wie blicken Sie auf diese Abstimmung?
Ich freue mich auf den Abstimmungskampf. Der Stadtrat und das Parlament sind der Meinung, dass angesichts der anstehenden Investitionen eine Steuersenkung zum heutigen Zeitpunkt verfrüht und nicht gerechtfertigt ist. Wir werden sehen, ob die Bevölkerung dieser Argumentation folgt.
Bei der Schutzverordnung waren beim letzten Interview noch 150 Einsprachen hängig. Sind diese mittlerweile alle vom Tisch?
Nein. Das Projektteam hat diverse Augenscheine durchgeführt. Einzelne Einsprachen wurden zurückgezogen. In den nächsten Wochen wird der Stadtrat entscheiden. Anschliessend steht allen Einsprechenden der Rechtsmittelweg offen.
Im Fokus der Öffentlichkeit steht auch in diesem Jahr Wil West. Die Regierungen der Kantone St.Gallen und Thurgau sowie die Gemeinden der Regio Wil sind weiterhin überzeugt von der Ausrichtung des Projekts. Welche Schlagzeile würden Sie gerne am Ende dieses Jahres über das Megaprojekt lesen?
Wil West ist kein Megaprojekt. Es ist ein nachhaltiges, demokratisch legitimiertes Projekt zur Wirtschaftsentwicklung der ganzen Region. Es basiert auf einer langjährigen, regional abgestimmten Planung. Und ja: Wil West hat Vor- und Nachteile. Wenn sich die Mitglieder des St.Galler Kantonsrates sachlich mit den Argumenten auseinandersetzen und dann einen verantwortungsvollen Entscheid fällen, dann freue ich mich.
Neu eingeführt haben Sie am Ende des letzten Jahres die Sprechstunde «Offenes Ohr». Dabei können Fragen gestellt und Anregungen angebracht werden. Warum braucht es diese Sprechstunden und wen möchten Sie damit erreichen?
Das Parlament ist die legitime Vertretung der Wiler Bevölkerung. Darüber hinaus kann die Bevölkerung in den politischen Prozessen auf vielfältige Weise mitwirken. In persönlichen Fragen hingegen fehlt der niederschwellige und direkte Kontakt zu den Behörden. Das «Offene Ohr» ist ein Versuch, diesen Kontakt mit den Wilerinnen und Wilern zu ermöglichen.
Welche Anregungen haben Sie in der Sprechstunde schon erhalten?
Es waren Fragen zum Sondernutzungsplan an der Unteren Bahnhofstrasse, zur Strassenbeleuchtung und zu den Kulturateliers.
Von Lui Eigenmann
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