Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Steven Morf (l.) und Giorgio Giampietro (r.) übernehmen das Kunstcafé von Gino Bettiga (m.).
Nach 21 Jahren verlässt Gino Bettiga die Wiler Altstadt und übergibt das Kunstcafé an die nächste Generation: Steven Morf und Giorgio Giampietro verraten, was sie für das Lokal geplant haben.
Wil «Wir geben dir ein Jahr, dann bist du wieder weg.» Ein Satz, der sich bei Gino Bettiga fest eingebrannt hat. «Als ‹fremder Fötzel›hatte ich es zu Beginn nicht leicht», erinnert sich der 60-jährige Rheintaler an seine Anfangszeit in der Wiler Gastro-Szene zurück: «Ich kannte hier niemanden.» Heute, 21 Jahre später, kennt Gino die Wiler Altstadt und die Wiler Altstadt kennt Gino. «Einige der Gäste sind in den Jahren zu engen Freunden geworden», sagt der gelernte Koch. Umso schwerer fällt ihm nun der Abschied: Per Ende Jahr ist Schluss mit Gino’s Kunstcafé. Dieser Entscheid steht seit Anfang des Jahres fest.
Gino blickt auf eine Reihe von tollen Anlässen und inspirierenden Begegnungen zurück. «Es war eine spannende Zeit», erinnert sich der Rheintaler. Trotzdem dürfe man die Arbeit nicht unterschätzen, die hinter einem Gastronomiebetrieb stecke, betont er. «Ich bin meist 15 bis 16 Stunden hier. Und das ist nur die Arbeit, die für alle sichtbar ist», so der 60-Jährige und fügt an: «So toll es ist, es ist ein Knochenjob.» Nun möchte Bettiga seinem Privatleben mehr Zeit widmen. Nach über zwei Jahrzehnten zieht sich Gino deshalb Ende Dezember aus der Gastronomie zurück. Lange werden die Türen des Kunstcafés allerdings nicht geschlossen sein: Ab dem 1. Februar 2025 heissen Giorgio Giampietro und Steven Morf dort ihre Gäste willkommen.
«Wir können es kaum erwarten, loszulegen», freut sich Giampietro. «Die Selbstständigkeit, ein eigenes Lokal – das ist unsere Leidenschaft.» «Der Standort in der Altstadt und die Grösse des Lokals sind für etwas erstes ‹Eigenes› ideal», fügt Morf zustimmend an. Der 29-Jährige ist in Wil kein unbekanntes Gesicht: Der gelernte Koch hatte seine Zweitlehre als Servicefachangestellter im Hof zu Wil absolviert. Kennengelernt haben sich Morf und Giampietro vor gut zwei Jahren bei der Arbeit in einem Café in Sirnach. «Wir verstanden uns auf Anhieb», erinnert sich der gelernte Kaufmann Giorgio Giampietro. Aus den Arbeitskollegen wurden gute Freunde, die nicht nurdieselben Interessen, sondern auch dieselben Gastronomischen Ideen teilten. «Vor einem Jahr setzten wir uns zusammen, konkretisierten unsere Ideen und begannen, nach geeigneten Lokalen Ausschau zu halten», so Morf. Seit Mitte Juni sei nun alles in trockenen Tüchern, so der Sirnacher. Vor der Eröffnung Anfang Februar stehe allerdings noch etwas Arbeit an.
«Wir wollen das Kunstcafé nicht grundlegend verändern, sondern nur etwas modernisieren», betont Giampietro, der vor 13 Jahren den Quereinstieg in die Gastronomie gewagt hatte. Aus dem Lokal soll eine moderne Cocktailbar mit ausgewählten Drinks und Fingerfood werden. Im Untergeschoss ist eine Sportbar mit Fernsehen, «Töggelichaste» und Darts geplant. Das soll vor allem auch die jüngeren Gäste ansprechen. Auch Konzerte werden weiterhin stattfinden: Das erste Konzert sei bereits am 8. Februar geplant, so Morf. Ob es wieder Kunstausstellungen geben wird, wissen die beiden noch nicht.
Mit ihrem Konzept wollen Giampietro und Morf ihre eigene Vision verwirklichen und gleichzeitig diejenige von Gino weiterführen. Ihre Vision halten sie auch im neuen Namen des Kunstcafés fest: «Vision». Neben der Umsetzung der neuen Ideen ist ihnen eines besonders wichtig: «Qualität. Wir setzen auf hochwertige Drinks und frische Produkte», betont Morf. «Es sind die kleinen Details, die den Unterschied machen», bestätigt Giampietro.
Gino scheint zufrieden mit seinen Nachfolgern: «Die beiden haben bereits Erfahrung in der Gastronomie. Sie werden das toll machen.» Er überlässt der jüngeren Generation das Feld mit einem lachenden und einem weinenden Auge: «Ich werde den Trubel hier oben vermissen. Aber ich freue mich auch sehr darauf, bald mehr Zeit mit meinem Partner geniessen zu können», so Bettiga. Endgültig werde er der Wiler Altstadt nicht den Rücken kehren. «Ich habe hier gute Freunde. Und ich bin natürlich neugierig, was aus «‹meinem› Kunstcafé werden wird», schmunzelt er.
Linda Bachmann
Nur ein paar Meter weiter von Gino’s Kunstcafé kommt es ebenfalls zu einem Wechsel. Im Oktober zieht die international bekannte Künstlerin Jennifer Gehr in die Räumlichkeiten an der Marktgasse 70 und eröffnet da ein Kurslokal für Malkurse und einen Shop für Künstlerbedarf. Weiter darf man Jennifer Gehr, die ihr Studio noch bis zum Umzug nach Wil in Flawil betreibt, bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und die Bilder begutachten. Sie sei schon immer ein Fan von Wil und der Altstadt gewesen, verrät Gehr gegenüber dieser Zeitung ihre Beweggründe, in die Äbtestadt zu ziehen. «Zudem ist die Lokalität natürlich an einem attraktiven Ort», so Gehr, die gleichzeitig von den attraktiven kulturellen Szenen in der Stadt schwärmt: «Ich passe gut hierhin und werde als Künstlerin sicher gut wahrgenommen», so Gehr, die nicht nur ihr Studio nach Wil, sondern auch ihren Privatwohnsitz nach Wil verlegt.
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