Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
«Die Rahmenbedingungen in der Swiss League haben sich verschärft», so Christian Bannwart im Gespräch mit den «Wiler Nachrichten».
HCT-Geschäftsführer Christian Bannwart im Gespräch über die Playoffs, den Abgang des Assistenztrainers und grosse Sponsoren.
Eishockey Christian Bannwart, die reguläre Saison hat mit 63 Punkten auf Rang 6 abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Leistung?
Die Regular Season war eine Achterbahnfahrt – den sechsten Platz hätte ich vor der Saison aber wohl unterschrieben. Vermutlich widerspiegelt die Rangierung etwa unsere (finanziellen) Möglichkeiten.
Die Saison war teilweise ein Auf und Ab. Wie haben Sie die reguläre Saison 2023/24 wahrgenommen?
Ich habe die Saison als sehr anstrengend wahrgenommen. Dieses Jahr war der Playoff-Kampf in unserer Liga bis zum letzten Spieltag spannend.
In den Playoffs startet der HCT auswärts beim EHC Olten. Was trauen Sie den Leuen gegen diesen Gegner zu?
Olten ist klarer Favorit. Sie haben Aufstiegsambitionen und operieren mit ganz anderen finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten. Aber genau da sehe ich unsere Chance: Wenn wir ohne Druck dem Grossen ein Bein stellen können, sind wir am gefährlichsten.
Die Strategie des HCT ist, auf junge Talente zu setzen. Dafür pflegt man sportliche Beziehungen zum NLA-Club Fribourg-Gottéron oder zum EHC Frauenfeld. Ging diese Strategie in dieser Saison auf?
Ja, wir sind und waren die letzten Jahre eines der grossen Sprungbretter für Spieler, Trainer und Funktionäre, die in die National League wollten. Selbstverständlich macht man sich teilweise abhängig, weil die Spieler auch kurzfristig in ihre Stammclubs zurückgepfiffen werden können. Dank unseres umtriebigen und kommunikativen Sportchefs war das aber verhältnismässig wenig der Fall.
In der nächsten Saison wird sich auf dem Eis und im Trainergespann einiges ändern. Viel Wirbel gab es um den Abgang des Assistenztrainers Beni Winkler. Man habe sich nicht einigen können. Stimmt das?
In der Tat konnten wir ihm nicht mehr das Angebot der letzten Jahre unterbreiten. Die Rahmenbedingungen in der Swiss League haben sich verschärft. Beni hat die Chance, sich bei Kloten in der obersten Liga in der gleichen Position zu beweisen. Das freut mich sehr für ihn.
Auch Headcoach Markus Akerblom verlässt den Club nach der Saison. Der Vertrag wird nicht verlängert. Was hat zu diesem Entscheid geführt?
Ich schätze Markus als Person sehr. Die strategische Ausrichtung des Vereins hat uns aber leider keine andere Wahl gelassen, als mit Markus nicht mehr zu verlängern.
Ins Oberhaus wechselt auch Torhüter Luis Janett. Wie wird der HCT diesen Rückschlag verkraften?
In der Tat hat Luis die einzigartige Möglichkeit, sich beim EHC Biel zu beweisen in der kommenden Saison. Man darf sich darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen – im Gegenteil: Als Sprungbrettverein ist das eines der schönsten Komplimente, das man erhalten kann.
Nachrücken wird der jetzige Ersatzgoalie Loic Galley. Was trauen Sie dem jungen Talent zu?
Genau, er ist einer der erwähnten Leihspieler unseres Partnervereins Fribourg-Gottéron und hat diese Saison mit vielen Einsätzen und einer der höchsten Fangquoten in der Liga schon für Aufsehen gesorgt. Daher bin ich zuversichtlich.
Andererseits konnte mit Spielern wie Alessandro Villa, Devin Stehli und Gian Janett verlängert werden. Was wird sich an der Kadersituation ändern mit Hinblick auf die neue Saison?
Richtig, unser Sportchef Patrick Brändli hat den Fokus bei den frühzeitigen Verlängerungen auf die Schlüsselspieler gesetzt. Daher sind wir glücklich, diese drei Spieler mit Sicherheit bei uns zu wissen. Einige weitere Stützen wie Captain Hobi, Kühni und Döpfner haben weiterlaufende Verträge.
Der HCT ist bekannt für seine treuen Fans. Auch in diesem Jahr konnte der Zuschauerschnitt wieder gesteigert werden. Dennoch liegt der Schnitt bei «nur» 1300 Personen. Der HCT gibt sich viel Mühe, organisierte Kidsdays oder das Wega-Spiel. Was muss passieren, dass die Identifikation als Thurgauer Hockeyfan mit dem Kantonsclub steigt?
Das ist ein langer Weg. Ich höre immer wieder von den «guten alten Zeiten» in den 90er-Jahren. Heute leben wir aber komplett in einer anderen Zeit. Das Freizeitangebot ist um ein Vielfaches grösser. Zudem ist die Attraktivität der Liga aktuell nicht nur hilfreich. Genau deshalb müssen wir jedes Spiel zu einem Eventerlebnis machen. Das ist – mit diesen infrastrukturellen Voraussetzungen – herausfordernd. Aber wir sind auf gutem Weg.
Kreativ ist der HCT nicht nur bei der Organisation von Events vor und nach dem Spiel, sondern auch bei der Finanzierung. Die Fanaktie spülte rund 400’000 Franken in die Kasse. Geld, das der HC Thurgau gut gebrauchen kann?
Ja, die Covid-Nachwehen spüren wir immer noch – ebenso den Verlust der Fernsehgelder von jährlich knapp 400’000 Franken auf die letzte Saison hin. Trotzdem wollen wir nach vorne schauen und das erhaltene Geld nur marginal für eine allfällige Verlustdeckung verwenden, sondern eher gezielt einsetzen. Das zweite Ziel war es mit dieser Volksaktie, den Verein auf breitere Füsse abzustützen und die von Ihnen angesprochene Identifikation im ganzen Kanton zu steigern.
Aus Fankreisen ist zu hören, dass ein grosser Sponsor fehle. Ist das Hinzugewinnen weiterer Sponsoren für die kommende Saison auf der To-do-Liste?
Selbstverständlich! Wir sind die ganze Zeit am Weibeln. Wir haben einen hervorragenden Sponsoringchef und sind in der Thurgauer Wirtschaft bestens vernetzt. Unser Verwaltungsrat, unser Beirat, unser Businessclub – alle öffnen ihr Netzwerk. Wir sind der Thurgauer Verein mit dem mit Abstand grössten Sponsoringbudget. Nur schon dieses Niveau zu halten, ist Jahr für Jahr eine grosse Herausforderung.
In den Playoffs der vergangenen Jahre war die heimische Gütti immer gut besucht. Die Thurgauer kamen in den letzten drei Saisons auch bis ins Halbfinale. Ist sportlicher Erfolg immer noch die beste Werbung für einen Verein?
Ja, sportlicher Erfolg ist die Schlagader eines Vereins. Aber es ist nicht der einzige Faktor: Auch gute Events, ein gutes Besuchererlebnis, tolle Begegnungen usw. haben ihren Wert. Wir sind als HCT ein Treffpunkt für alle Gesellschaftsschichten.
Schaffen die «Leuen» in diesem Jahr auch wieder den Sprung ins Halbfinale?
Wenn möglichst viele am 16., 20. und evtl. 25. Februar den Weg in die Weinfelder Güttingersreuti finden.
Von Jan Isler
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