Francesco Cristofari
fuhr spontan mit seinem E-Bike
von Eschlikon
nach Italien.
Natascha Knaus arbeitet nun am Schreibtisch. Hier fühlt sie sich, so sagt sie selbst, nun endlich richtig angekommen. lin
Vergangenen Sommer schloss Natascha Knaus ihre KV-Lehre bei der Stadt Wil nicht nur erfolgreich ab – sie wurde dabei auch zum Top-Story-Lehrling ausgezeichnet. Die 35-jährige Wilerin erzählt, was ihren Erfolg besonders macht.
Wil «Ich wollte nie das KV machen», sagt Natascha Knaus und schmunzelt. «Immer im Büro zu sitzen, stellte ich mir langweilig vor.» Knapp 20 Jahre später sitzt die Wilerin an ihrem Schreibtisch im dritten Stock des Rathauses der Stadt Wil. Hierhingeführt haben die 35-Jährige gleich zwei prägende Einschnitte in ihrem Leben – aufgrund ihrer aussergewöhnlichen Geschichte hat Knaus vergangenes Jahr sogar den Titel als Top-Story-Lehrling der Wirtschaft Region Wil erhalten.
In der Zeit, in der ihre ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler ihre Karrieren in der Arbeitswelt starteten, hatte Natascha Knaus einen anderen Lebensmittelpunkt: Die Wilerin wurde früh Mutter und bekam mit 17 Jahren einen Sohn. Für eine Ausbildung fehlte ihr als alleinerziehende Mutter damals die Zeit. Sie hielt sich mit verschiedenen Jobs über Wasser. «Ich war nie wählerisch bei meiner Stelle, sondern war froh, arbeiten zu können und dabei Geld zu verdienen», erinnert sie sich zurück. Trotzdem sei es nicht immer einfach gewesen, gibt Knaus zu. Denn ohne Ausbildung seien ihre Möglichkeiten sowie der jeweilige Zahltag immer sehr begrenzt gewesen. Auch von ihren Mitmenschen bekam die junge Mutter zu spüren: Dass sie keine Ausbildung hatte, führte oft zu kritischen Reaktionen. Als die Wilerin schliesslich im Facility Management der Stadt Wil eine Anstellung erhielt, tat sich unverhofft eine Chance auf.
Natascha Knaus war knapp zwei Jahre für die Stadt Wil tätig, als sie sich aufgrund gesundheitlicher Beschwerden beruflich umorientieren musste. «Ich hatte immerzu Gelenkschmerzen», so die 35-Jährige. «Es handelt sich um chronische Beschwerden.» Knaus konnte deshalb keinen Beruf mehr ausführen, der überwiegend körperliche Arbeit erforderte. Sie war gezwungen, eine andere Arbeitsstelle zu suchen. Im Gespräch mit einer Mitarbeiterin der Stadt Wil ergab sich die Lösung für Knaus: eine verkürzte Lehre zur Kauffrau. Eine Chance, die das Leben der 35-Jährigen um einiges bereicherte. «Gesundheit ist unser höchstes Gut», betont sie. «Ich merkte schnell, wie viel weniger Schmerzen ich in meinem neuen Berufsalltag hatte.»
Trotz der neu gewonnenen Lebensqualität sei die Ausbildung nicht immer reibungslos verlaufen. «Ich dachte nicht nur einmal daran, alles hinzuschmeissen», gibt Natascha Knaus zu. Dank ihres Durchhaltewillens und der Unterstützung ihrer Freunde und Familie hat die 35-Jährige letzten Sommer die Lehre erfolgreich abgeschlossen. Aktuell arbeitet sie in der Personaladministration der Stadt Wil. «Ich fühle mich richtig angekommen», sagt Knaus zufrieden. Mit der Schule habe sie dennoch nicht ganz abgeschlossen: In nächster Zeit wolle sie in ihrem Fachbereich noch eine Weiterbildung absolvieren.
Linda Bachmann
Die Wirtschaft Region Wil zeichnet jedes Jahr Lehrabgängerinnen und Lehrabgänger aus: Lernende mit einer Mindestnote von 5,0 können sich beim Top-Lehling-Wettbewerb anmelden. Lernende mit
einer besonderen Geschichte und einer Mindestnote von 4,9 für den Top-Story-Lehling-Wettbewerb. Anmeldefrist ist am 31. August. Weitere Infos: www.toplehrling.ch
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