Alfons Brühwiler
hat Anfang Jahr sein Amt als Gemeindepräsident angetreten.
Vor gut einem Monat hat Rickenbach sein Original verloren. Mit 87 Jahren ist der bekannte Friseur und Musiker Roland Wagner gestorben. Sein Sohn Marcel kämpft mit dem Verlust, führt das Erbe seines Vaters aber mit grosser Leidenschaft weiter.
Rickenbach Marcel Wager hat gerade Feierabend. Mit einem Besen wischt er die letzten Haare zusammen, die seine Kundin hinterlassen hat. Mit einem tiefen Seufzer lässt sich der 61-Jährige danach in einen seiner Friseurstühle fallen und wischt mit einem grünen Lappen über den Spiegel. «Einen Monat ist es nun genau her, seit der Beerdigung meines Vaters», so Wagner, dem es sichtlich schwerfällt über den Tod zu sprechen. «Ich sage gerne, er hatte 86 geile und am Schluss leider noch ein blödes Jahr in seinem Leben», sagt der Rickenbacher ganz direkt. Was Wagner damit meint, in seinem letzten Lebensjahr hatte Roland Wagner mit einer fortschreitenden Demenz zu kämpfen und lebte statt in seinem geliebten Haus in einem Wiler Pflegeheim. Da, so Wagner, sei sein Vater dann auch gestorben. Sein Hund Lucky spielte dabei eine ganz besondere Rolle, erinnert sich Marcel Wagner an den Todestag zurück: «Sein Hündchen stieg zu ihm ins Bett und legte sich in seinen Arm. Da blieb es liegen, bis das Herz meines Vaters seinen letzten Schlag tat. Das war schon ganz besonders.» Marcel Wagner wischt mit dem grünen Lappen abermals über den Tresen und erklärt: «Lucky hat nun ein neues Zuhause bei einer guten Freundin meines Vaters gefunden. Das freut mich sehr.»
Marcel Wagner macht ein paar Schritte durch den Coiffuresalon. Zusammen mit seinem Vater hat er hier jahrelang den Kunden die Haare geschnitten. Zuletzt hat das Vater-Sohn-Gespann sogar noch sechs Jahre zusammen gelebt. «Mit meinem Vater habe ich abends das letzte und morgens das erste Wort gewechselt. Da ist es schon sehr komisch, wenn diese Person auf einmal fehlt.» Auf die Welt gekommen ist Roland Wagner am 2. April, das war kein Zufall, weiss sein Sohn mit einem Schmunzeln zu berichten: «Meine Grossmutter hat ihn wohl noch ein bisschen zurückgehalten, damit er kein Scherz wird.» Aufgewachsen ist Roland Wagner zusammen mit elf Geschwistern, sieben davon haben den gleichen Beruf, wie der Vater erlernt: Coiffeur. So auch Roland Wagner, der am 1. Juli 1959 sein eigenes Geschäft in Rickenbach eröffnete. Seit da sei kaum ein Tag vergangen, an dem er keine Haare geschnitten hat, weiss Marcel Wagner. Doch das Haarschneiden war nur eine Leidenschaft des Rickenbachers, sein Herz hat Roland Wagner schon als Kind an die Musik verloren - besonders ans Alphorn spielen. Nur drei Tage vor seinem Tod habe sein Vater zum letzten Mal auf seinem geliebten Holzinstrument gespielt, so Sohn Marcel.
Marcel Wagner geht eine Treppe des sechsstöckigen Hauses hinauf. An den Wänden hängen Wimpel, Auszeichnungen und Fotos. Auf einem sitzt Roland Wagner auf seinem Pferd King Way, auf einem anderen ist er als Samichlaus zu sehen. «Mein Vater war ein Tausendsassa und ich habe bis heute keine Ahnung, wie er das alles unter einen Hut gebracht hat», so Sohn Marcel, bei dem die Bewunderung für seinen Vater gerade in diesem Bereich riesig ist, wie er erklärt: «Alle seine Ämter hat er unentgeltlich ausgeführt, hat geholfen, wo es ging. Wo findet man heute noch so einen Menschen, es muss doch immer alles bezahlt sein.» Die Liste seiner Mitwirkungen würde eine eigene Zeitungsseite füllen. So war Wagner 20 Jahre lang Präsident des Musikvereins Rickenbach, dazu hat er die Bläserband Rickenbach gegründet und ist dieser zwölf Jahre lang als Präsident vorgestanden. Ganze 28 Jahre war er zudem bei der Rittermusik. Auch bei der Fastnacht und an den Weihnachten hatte Wagner musikalisch mitgewirkt. So war er 20 Jahre lang bei der Guggenmusik Wiler Semphoniker dabei und war Gründer der musikalischen Samischläuse. Für gute Stimmung in Rickenbach hatte Wagner auch immer mit dem Katerball gesorgt, den er in Eigenregie gegründet hatte. Ehrenmitglied war Wagner zudem beim Jodlerverband und Ehrenpräsident beim schweizerische Coiffeurmeister-Verband, für den er das Lehrlingsfrisieren ins Leben gerufen hatte. Marcel Wagner zeigt auf ein Bild seines Vaters mit seinem Pferd: «Beim Reitclub Nieselberg war er auch aktiv. Aber das würde jetzt zu weit führen. Mein Vater war einfach überall mit dabei.»
Marcel Wagner steigt die Treppenstufen wieder hinab und setzt sich zurück in den Coiffurestuhl. «Ich werde keine Erinnerung, kein Andenken meines Vaters in diesem Haus abhängen. Das bleibt so, wie es ist», so der Rickenbacher. Und das Haus als Museum, was es eigentlich auch ist, öffentlich zu machen? Marcel Wagner winkt ab: «Wer zum Haarschneiden kommt, kann einen Blick in die Räumlichkeiten werfen.» Das Coiffuregeschäft selbst möchte der 61-Jährige über seine Pension hinaus weiterführen: «So lange ich zwäg bin, werde ich hier weitermachen, es ist meine Leidenschaft und ich bin mir sicher, auch mein Vater schneidet weiter Haare, einfach im Himmel.»
Von Lui Eigenmann
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