Laura Oberholzer
ist seit zwei Jahren Leiterin der Midnightsports in Zuzwil.
An den Wiler Primarschulen herrscht Platznot. Die Pläne des Stadtrats für ein weiteres Provisorium sorgen in der Politik für Kritik. Jigme Shitsetsang, Departementsleiter Bildung und Sport, nimmt Stellung.
Wil In Wil mangelt es an Schulraum. Am akutesten ist das Problem aktuell beim Primarschulhaus Allee. Ein Teil der Schulkinder wird schon seit geraumer Zeit in der ehemaligen Polizeistation und in drei weiteren angemieteten Räumlichkeiten rund um die Schule unterrichtet. Langfristig sollen die betroffenen Schülerinnen und Schüler im geplanten Schulhaus an der Schillerstrasse beschult werden. 18 neue Klassenzimmer sollen da entstehen – genügend Platz für die bestehenden und für die zukünftig entstehenden Klassen. Das Problem: der Zeithorizont. Für die Umsetzung des Projekts rechnet der Stadtrat mit einer Dauer von acht bis zehn Jahren. Aufgrund des rasanten Anstiegs der Schülerzahlen muss aber bereits nächsten Sommer eine Lösung her: ein provisorischer Holzmodulbau für sechs Klassen auf dem Grundstück bei der Kreuzung Gallus- und Othmarstrasse im Westquartier. Das Provisorium soll eine vergleichbare Wertigkeit wie der Modulbau Langacker aufweisen und die zusätzlich angemieteten Räumlichkeiten bis zur Fertigstellung des Schulhauses an der Schillerstrasse ablösen. Der Stadtrat hat für das Projekt, für das der Gesamtleistungswettbewerb bereits ausgeschrieben ist, beim Stadtparlament einen Kredit von 5,8 Millionen Franken beantragt. Das sorgt für Kritik.
«Um den Zuwachs auf das Schuljahr 2026/27 aufzufangen, ist eine Zwischenlösung unumgänglich» – der Stadtrat hebt die Dringlichkeit des Projektes hervor. Jigme Shitsetsang, warum wurde nicht schon früher gehandelt, um diesen Zeitdruck zu umgehen?
Das Departement Bildung und Sport (BS) und das Departement Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) wollten verschiedene Möglichkeiten prüfen. So wurden auch Einmietungen und die Möglichkeit einer Nutzung auf dem Areal der psychiatrischen Klinik geprüft. Dies hat eine bestimmte Zeit in Anspruch genommen. Wären wir bereits vor zwei Jahren mit einem konkreten Projekt gekommen, hätte dies wohl andere Kritik ausgelöst – ob wir beispielsweise ebendiese Möglichkeiten überprüft hätten.
SVP-Fraktionschef Benjamin Büsser sagte dazu gegenüber der «Wiler Zeitung», dass das Parlament mit dem Messer am Hals fast nicht Nein sagen könne. Sebastian Koller der Grünen prowil spricht von einer «Friss-oder-stirb-Vorlage».
Ich habe Verständnis dafür, dass der Zeitrahmen im Hinblick auf den politischen Prozess relativ eng ist. Überraschend kommt der Bericht und Antrag aber nicht. In der Vergangenheit habe ich bei verschiedensten Gelegenheiten und auch gegenüber dem Parlament erwähnt, welche Absicht der Stadtrat mit der strategischen Schulraumplanung verfolgt. Dabei habe ich wiederholt darauf hingewiesen, dass, bis der definitive Schulraum erstellt sein wird, provisorische Lösungen zur Überbrückung unvermeidbar sind.
Konkret fehlt ab 2026 für vier Klassen Schulraum. Das geplante Provisorium ist für sechs Klassen ausgelegt. Wäre die Suche nach einer Lösung für einzelne Klassen nicht wesentlich einfacher und auch günstiger gewesen?
Das kommt natürlich auf die Räumlichkeiten an. Die meisten sind nicht per se dafür gemacht, um darin zu unterrichten. Im Umkreis des Schulhauses Allee haben wir keine entsprechend geeigneten Räumlichkeiten gefunden. Eine Lösung mit mehreren einzelnen Klassenzimmern würde zudem zu grossen betrieblichen, organisatorischen und schulkulturellen Herausforderungen führen.
Der Stadtrat orientiert sich laut seinem Bericht am Schulpavillon neben dem Lindenhof. Die Modulbauweise soll eine «vergleichbare Wertigkeit» wie das Schulhaus Langacker haben. Gibt es Rückmeldungen von Lehrpersonen und Schülern, die belegen, dass diese Bauweise tatsächlich den Anforderungen entspricht?
Ja, diese Erfahrungswerte haben wir. Die Entstehungsgeschichte des Schulhauses Langacker war keine einfache – aber Fakt ist: Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen fühlen sich darin sehr wohl. Die Atmosphäre des Modulbaus ist der eines Schulhauses ebenbürtig.
Mitte-Fraktionschef Reto Gehrig kritisiert, dass der Preis von rund einer Million Franken pro Klassenzimmer zu hoch sei. Wie hebt sich der Holzmodulbau konkret von einer Standardcontainer-Lösung ab?
Der Holzmodulbau kann individueller gestaltet und besser auf die Bedürfnisse der Schule angepasst werden. Dies ist deshalb gerechtfertigt, da einige der Kinder aufgrund des Zeithorizonts des Projekts Schillerstrasse ihre gesamte Primarschulzeit in diesen Räumlichkeiten verbringen werden. Nicht weniger wichtig ist es für die Schule, eine attraktive Arbeitgeberin zu bleiben. Nur so können wir eine hohe Unterrichtsqualität gewährleisten.
Der Stadtrat betont in seinem Bericht, dass der Modulbau wiederverwendbar sei und durchaus ein Markt dafür bestehe. Nun wurde Kritik geäussert, dass dies aufgrund der Eigenschaften des Baustoffes Holz nicht möglich sei.
Es gibt genügend Beispiele aus anderen Städten und Gemeinden, die zeigen, dass Modulbauten weiterverwendet werden können. Wir haben in der Region genügend Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben. Weshalb sollten wir deren Expertise keinen Glauben schenken?
Trotzdem: Einen konkreten Plan zur nachträglichen Nutzung gibt es noch nicht. Auch beim Alleeschulhaus besteht noch keine konkrete Lösung. Wie wird sichergestellt, dass die Räumlichkeiten langfristig nicht zum Turm 2.0 werden?
Wir brauchen auch in Übergangszeiten Schulraum, beispielsweise bei einer Sanierung eines anderen Schulhauses. Der Modulbau kann dann durchaus weiter vor Ort oder an einem anderen Standort genutzt werden. Für eine konkrete Lösung ist es allerdings noch zu früh. Der Vergleich mit der Liegenschaft zum Turm hinkt. Ein funktionstüchtiges Gebäude wie das Alleeschulhaus kann nicht mit einem ehemaligen Feuerwehrdepot verglichen werden. Mit 5,8 Millionen Franken bleibt der Kredit gerade noch unter der 6-Millionen-Grenze. Ab diesem Betrag wäre eine Volksabstimmung obligatorisch. Das BUV hat die Kosten mithilfe externer Experten berechnet. Der Betrag richtet sich nach diesen Empfehlungen und ist als Kostendach zu verstehen. Die Kostenschwelle hat damit nichts zu tun. Der definitive Betrag steht zudem noch nicht fest und wird erst durch das Unternehmerverfahren abschliessend geklärt.
Im Falle eines Ratsreferendums hätte das Volk trotzdem das letzte Wort. Welche Konsequenzen hätte eine Verzögerung des Modulbaus? Gibt es einen Plan B?
Es gibt keinen Plan B und auch wir würden gerne auf Provisorien verzichten. Die steigende Schülerzahl verlangt aber nach zusätzlichem provisorischem Schulraum. Mit dem in der strategischen Schulraumplanung vorgesehenen Schulhaus an der Schillerstrasse ist eine langfristige Lösung in Sicht – zu einem «Providurium» wird dieses Projekt also nicht.
Linda Bachmann
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