Daniel Gerber
bleibt dem Stadtparlament eine weitere Legislatur erhalten.
Die Gläser, die Stefan Frick mit anderem Campinggeschirr in seinem Unternehmen
verkauft, hat der Wiler auch schon auf Temu entdeckt. lin
Jeder kennt sie, fast jeder hat schon einmal etwas da bestellt: Die Rede ist von Onlinehandelsplattformen aus dem Fernost. Mit deren Preisen kann kein Schweizer Händler mithalten. Stefan Frick, Präsident vom Gewerbeverein Wil und Region, erklärt weshalb Temu und Co. früher oder später Probleme bereiten.
Wil Ein Pinselhalter aus Holz, ein Schneemann-Aufkleber für Toilettendeckel, ein Batterientester und ein schwenkbarer Wasserhahnaufsatz – auf Plattformen wie Temu, Shein und Co. gibt es (fast) nichts, was es nicht gibt. Und vor allem nichts, was nicht mindestens halb so viel kostet wie ein vergleichbares Produkt im europäischen Handel. Die tiefen Preise und die kostenlose Heimlieferung regen auch Herrn und Frau Schweizer zum einen oder anderen Kauf an. Dass dies einen Einfluss auf die europäische Wirtschaft hat, ist nicht unbekannt. Doch welche Ausmasse können diese Folgen annehmen? Stefan Frick, Geschäftsführer der Auto Zollikofer AG und Präsident des Gewerbevereins Wil und Region, klärt auf.
Stefan Frick, wie haben sich die Herausforderungen für dasGewerbe in den letzten Jahren verändert?
Durch das Internet ist die Transparenz grösser geworden. Das ist einerseits ein Vorteil, andererseits wurde so der Wettbewerb noch ausgeweitet: Der Kunde hat eine grössere Auswahlmöglichkeit. Als Unternehmen muss man sich bestmöglich präsentieren, um Aufmerksamkeit zu erhalten. Dazu kommen steigende Kosten und sinkende Margen. Eine der grossen Stärken von Plattformen wie Temu ist der niedrige Preis. Wie können lokale Unternehmen diesem Druck standhalten? Die lokalen Unternehmen haben keine Chance, solche Angebote zu konkurrenzieren. Die Rahmenbedingungen wie Personalkosten oder Mieten lassen das nicht zu. Die Schliessung von Weltbild an der Oberen Bahnhofstrasse ist da ein aktuelles Beispiel. Grundsätzlich ist Wettbewerb ja gut, aber nur, solange für alle dieselben Rahmenbedingungen gelten.
Welchen Einfluss haben Plattformen wie Temu und Co. auf das Gewerbe?
Das Problem entsteht nicht mit einer einzelnen Bestellung, es entsteht mit der Masse an Einkäufen bei solchen Plattformen. Dies hat nicht nur den Untergang von einzelnen Unternehmen, sondern einen Verlust für den gesamten Staat zur Folge. Die Bestellungen werden meist als Kleinsendung versendet, die mehrwertsteuer- und zollfrei in die Schweiz importiert werden können. So entgeht dem Staat die Mehrwertsteuer und den Sozialwerken die AHV oder die IV. Langfristig ist es nicht möglich, unseren Wohlstand zu erhalten und gleichzeitig alles günstig im Ausland zu kaufen. Ansonsten müssten wir die Sozialwerke mit höheren Abgaben finanzieren oder deren Leistungen herunterfahren.
Wie verändern Plattformen wie Temu das Konsumverhalten in der Region?
Die tiefen Preise führen zu Spontankäufen. Die Werbung von Temu zielt mit Countdowns und starken Rabatten auch darauf ab.
Was muss passieren, um die Problematik zu beheben?
Die Problematik betrifft ganz Europa. Um zu verhindern, dass unser Markt mit asiatischen Waren überschwemmt wird, müsste der Staat entsprechende Massnahmen für den Zoll einführen.
Wie sehen Sie die Zukunft des lokalen Gewerbes in Wil in den nächsten fünf bis zehn Jahren?
Es gibt zwei Trends: Die einen Leute, die sich fast ausschliesslich online bewegen, und die anderen, die den persönlichen Kontakt schätzen. Gerade bei grösseren Investitionen und emotionaleren Käufen – wie in meinem Fall dem eines Autos – legen wieder mehr Kunden Wert auf eine persönliche Ansprechperson. Heute bedienen die meisten Betriebe beide Vertriebskanäle – online und vor Ort. Das wird die nähere Zukunft sein.
Glauben Sie, dass Themen wie Regionalität und Nachhaltigkeit im Konsumverhalten der Menschen gegen Plattformen wie Temu an Bedeutung gewinnen?
Es gibt bestimmt solche Leute. Temu hat den Markteintritt in Europa mit einem extrem hohen Marketingbudget gestartet. Die Produkte werden teilweise unter dem Einkaufspreis vertrieben. Dies hat einen Hype ausgelöst – fast jeder hat einmal dort bestellt. Auf das anfängliche Hochgefühl folgt bei vielen das Bewusstsein über die ökologischen Auswirkungen und die schlechten Arbeitsbedingungen im Herstellungsland.
Welche Rolle spielt der Gewerbeverein, um das Bewusstsein der Bevölkerung für die Bedeutung des lokalen Handels zu stärken?
Der Gewerbeverein bietet seinen Mitgliedern ein Netzwerk, in dem sie sich an verschiedenen Anlässen, zum Beispiel an der Gewerbestrasse, präsentieren können.
Wie setzen Sie sich persönlich für mehr Nachhaltigkeit ein?
Das Umweltbewusstsein wird von Generation zu Generation sensibilisierter. Trotzdem finde ich es wichtig, dass der Umweltschutz und das Leben ausgeglichen sind. Ich selbst habe auch einmal eine Bestellung auf Temu getätigt, achte aber sehr darauf, dass ich so wenig wie möglich fliege.
Wie können Konsumentinnen und Konsumenten das regionale Gewerbe unterstützen?
Die Leute sollen sich wieder Zeit nehmen, lokale Angebote zu vergleichen, und weniger Spontankäufe im Internet tätigen.
Linda Bachmann
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