Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Der Hobby-Nähtreff im Lindenhof ist mittlerweile eine feste Institution in der Stadt Wil. Jede Woche versammeln sich dort unter der Co-Leitung von Ana Bätscher, Annatina Bollmann und Hanna Baumann rund 15 Frauen verschiedenster Herkunft zum gemeinsamen Nähen für einen guten Zweck.
Wil Jeden Montagmorgen zwischen 9 und 11.30 Uhr erfüllt ein ungewöhnliches Geräusch die Räume des Quartiertreffs im Lindenhof. Das unverkennbare Rattern stammt von zwölf Bernina-Nähmaschinen. Bedient von geschickten Frauen leisten die Maschinen treu ihren Dienst im Nähtreff.
Fleissige Hände führen die Stoffe unter dem Nadelkopf der unverwüstlichen Bernina-Nähmaschinen hindurch. Den Damen ist die Freude an ihrer Arbeit ins Gesicht geschrieben und man sieht, dass sie schon so einige Jahre an Erfahrung im Umgang mit Nadel und Faden mitbringen. Obschon sie ganz unterschiedliche Sprachen sprechen, so verbindet sie die Freude am gemeinsamen Nähen.
Wenn die Verständigung schwer-fällt, dann wissen sie sich mit Händen und Füssen zu helfen. Manchmal fungiert auch eine der Damen spontan als Dolmetscherin oder der Umweg über eine Drittsprache hilft, wenn die Kommunikation harzt. So spricht zum Beispiel eine der anwesenden Ukrainerinnen etwas Italienisch, wieder eine andere spricht Italienisch und Deutsch, und schon ist die Übersetzung perfekt. Irgendwie weiss man sich immer zu helfen.
«Aktuell stammen die Damen, die an unserem Nähtreff teilnehmen, mehrheitlich aus der Ukraine und der Schweiz», erzählt Ana Bätscher. Vor einigen Jahren war das Bild noch ein ganz anderes. «Ursprünglich waren es vor allem Männer aus Afghanistan, Pakistan oder Eritrea, die sich zum gemeinsamen Nähen trafen.» Quasi zum Beweis zeigt sie auf ihrem Handy ein Foto aus den Anfängen des Nähtreffs, worauf ausschliesslich Männer zu sehen sind. «Die Männer haben mittlerweile allesamt einen Platz in der Arbeitswelt gefunden», freut sich Ana Bätscher. «Der Nähtreff hat dabei bestimmt dem einen oder anderen etwas auf die Sprünge geholfen», ergänzt sie mit einem strahlenden Gesicht. Nicht zuletzt ist es die Sprache, die einen zentralen Beitrag zur Integration in der Gesellschaft leistet. Auch wenn es mit Deutsch nicht immer auf Anhieb klappt, so ist dies doch die offizielle Sprache, die beim Nähtreff gesprochen wird. «Viele schnappen mal das eine, mal das andere Wort auf, bis schlussendlich ganze Sätze hängen bleiben und einfache Gespräche möglich sind», so Ana Bätscher. Wer weiss, vielleicht werden die Damen irgendwann etwas aus ihrem persönlichen Nähkästchen plaudern können? Dass sie so einiges zu erzählen hätten, daran lassen ihre freundlichen Gesichtszüge keinen Zweifel.
Den Nähtreff gibt es mittlerweile seit neun Jahren, seit drei Jahren ist er im Quartiertreff Lindenhof untergebracht. «Anfangs kamen wir mit einem einzigen Raum aus, inzwischen belegen wir deren drei», erzählt Ana Bätscher.
Die rüstige Rentnerin verrät, dass sie schon manchmal altershalber ans Aufhören gedacht habe, die Leitung des Nähtreffs sie aber immer wieder mit grosser Befriedigung erfülle. «Wenn ich in die strahlenden Gesichter der Teilnehmerinnen blicke, dann weiss ich, wofür ich mich hier engagiere», sagt sie. «Wir nähen jedes Jahr 200 Minidecken für Flüchtlings- und Obdachlosenkinder; zudem produzieren wir sehr preiswert jeweils zu Weihnachten Mützen für diverse Vereine, welche für die Ostmission die Weihnachtspakete versenden.» Und wie zur Bestätigung stimmt eine der Frauen aus der Ukraine ein Volkslied an, woraufhin alle im Raum in einen fröhlich klingenden Gesang einstimmen. Wie heisst es doch so schön: «Wo man singt, da lass dich nieder, böse Menschen haben keine Lieder.» Für das Nähen gilt dasselbe.
Von Wiesy Imhof
Die Stadt Wil stellt dem internationalen Nähtreff kostenlose Räumlichkeiten zur Verfügung. Ausserdem sind es vor allem Firmen, aber auch vereinzelt Private, welche mit Nähutensilien oder Stoffe den Nähtreff unterstützen. Von ganz besonderem Interesse sind aber Nähmaschinen und dabei speziell solche der Marke Bernina. Wer seine ungenutzte Bernina-Nähmaschine einem sinnvollen Zweck zuführen möchte, der darf sich sehr gerne beim Leiter des Quartiertreffs Lindenhof, Fredi Ryf, melden. Kontakt:
alfred.ryf@stadtwil.ch
oder Tel. 071 914 45 85
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