Ursula Egli
nimmt Stellung zum Bericht der GPK.
Letzten Samstag öffnete die Auffangstation für Papageien und Sittiche (APS) in Matzingen ihre Türen. Ehemalige Besitzer, Paten und Interessierte konnten die Tiere besuchen und sich über artgerechte Vogelhaltung informieren. Die WN waren vor Ort und erfuhren von Stationsleiterin Elisa Canepa, warum Einzelhaltung für Vögel problematisch ist und wie die Station bei der Partnervermittlung hilft.
Matzingen In der Auffangstation für Papageien und Sittiche (APS) in Matzingen leben zurzeit 236 Vögel, von kleinen Wellensittichen bis hin zu den grossen Gelbbrustaras. In der Wildnis sind Graupapageien stark vom Aussterben bedroht. «Ein paar konnten wir an den Zoo Zürich vermitteln, wo sie in einer artgerechteren Umgebung leben können als bei Privatpersonen», erzählt Canepa. Denn Papageien in Privathaltung zu halten, sei äusserst anspruchsvoll: «Sie sind laut, machen Dreck, knabbern an allem und sind teuer im Unterhalt.» Doch das grösste Problem sei oft die Einzelhaltung. «Ein Vogel in Einzelhaltung ist in der Schweiz mittlerweile verboten», warnt Canepa. Vögel sind soziale Tiere, die in der Natur in Gruppen leben. Einzelhaltung könne bei ihnen zu schweren psychischen Problemen führen, wobei sie sich selbst rupfen oder laut herumschreien. Diese Verhaltensstörungen entstehen aus Stress und Einsamkeit, ähnlich wie Nägelkauen beim Menschen. Leider wachsen Federn nach langem Rupfen oft nicht mehr nach.
Elisa Canepa hat eine besondere Aufgabe: Seit über vier Jahren vermittelt sie in Matzingen Einzelvögel an passende Partner. Besitzer können ihren Vogel in die Station bringen, wo dieser dann in einer Voliere auf andere Vögel trifft. «Manche Vögel finden schnell zueinander, bei anderen dauert es Wochen oder Monate», erklärt Canepa. Dabei sei die Partnerwahl nicht immer monogam, wie man vielleicht denken würde. «Manche Paare leben sogar zu dritt oder tauschen den Partner, wenn ein neuer Vogel dazukommt.» Auch interessant: Vögel machen bei der Partnersuche weder Halt vor gleichgeschlechtlichen Beziehungen noch vor anderen Vogelarten.
Vögel, die zu sehr an Menschen gebunden sind, entwickeln oft Verhaltensprobleme. «Menschliche Berührungen am Körper können beim Vogel sexuelle Reize aussenden und dadurch hormonellen Stress auslösen», warnt Canepa. Zu viel Nähe führe nicht nur zu Fehlprägungen, sondern mache den Vogel auch unglücklich. Vor allem, wenn der Mensch das Haus verlässt, entsteht Stress beim Tier, da Vögel in der Natur immer mit ihrem Partner zusammen sind. In der APS wird daher darauf geachtet, die Vögel nicht zu stark an den Menschen zu binden. «Wir fassen sie nicht häufig an, sie sollen keine Angst vor Menschen haben, aber auch nicht auf uns geprägt sein», erklärt Canepa. Denn Menschen können den Bedürfnissen der Vögel nicht gerecht werden. «Oder wollen Sie mit Essensresten aus dem Schnabel gefüttert werden?», fragt Canepa und lächelt.
Zu viel menschliche Nähe sei nur ein Grund falscher Haltung, zu wenig Platz ist ein weiterer. «Viele der Vögel, die zu uns kommen haben verlernt zu fliegen, weil sie jahrelang in zu kleinen Käfigen gehalten wurden.» Dabei müsse man sich bewusst sein, manche Papageien können bis zu 90 Jahre alt werden. Canepa betont: «Selbst kleine Vögel wie Wellensittiche oder Nymphensittiche lieben es zu fliegen.» Neben Platz sei auch die tägliche Beschäftigung wichtig: Frische Äste, Kartonspielsachen und verstecktes Futter sorgen dafür, dass die Tiere aktiv bleiben. Aber auch trotz aller Bemühungen können einige Verhaltensstörungen wie das Federrupfen oder die Flugunfähigkeit nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Die Arbeit der APS ist kostenintensiv: Tierarztkosten, Futter, Personal und die Pflege der Volieren verschlingen jährlich bis zu 250´000 Franken. «Wir finanzieren uns durch Spenden, Patenschaften und Sponsoren», erklärt Canepa. Paten dürfen ihre Vögel auf Vorankündigung jederzeit besuchen und werden auf Wunsch von Canepa regelmässig über das Wohl ihrer Schützlinge informiert: «Es hat aber auch jetzt noch Vögel, die keinen Paten haben.»
jms
Die WIR-Messe im Wiler Stadtsaal..
«Let's talk about Sex», ist das..
Letztes Jahr wurde in Eschlikon das..
Am Samstag findet zum dritten Mal..
Von Klassikern wie AC/DC über..
Sende uns ein Bild oder Video! Bild hochladen
Wir verwenden Cookies zur Unterstützung der Benutzerfreundlichkeit. Mit der Nutzung dieser Seite erklären Sie sich einverstanden, dass Cookies verwendet werden. Für weitere Informationen besuchen Sie bitte unsere Datenschutzerklärung
Lade Fotos..