Susanne Hartmann
informierte über die neusten
Entwicklungen im Projekt Wil West.
Marco Hämmerli ist gleich neben dem Bergholz aufgewachsen. le
Der FC Wil setzt an der Seitenlinie auch in Zukunft auf einen Ostschweizer. Die Nachfolge des in Frauenfeld geborenen Brunello Iacopetta trat vor wenigen Tagen der ehemalige FCW-Spieler Marco Hämmerli an. Die WN haben den 39-Jährigen zum Gespräch getroffen.
Fussball Marco Hämmerli, wer wird Europameister?
Ich glaube, Deutschland oder Frankreich. Die Deutschen haben mich zwar noch nicht überzeugt, aber ich glaube, die können bestimmt noch Gas geben.
Vor gut zwei Wochen gaben Sie Ihr Debüt als Trainer des FC Wil. Haben Sie überhaupt Zeit, den internationalen Fussball zu verfolgen?
Ich habe die Spiele selten so wenig wie dieses Jahr verfolgt. Meistens habe ich die 21-Uhr-Spiele geschaut und logischerweise führen wir in der Staffkabine und der Garderobe Gespräche über die Spiele. Der Hauptfokus liegt im Moment aber bei meiner neuen Tätigkeit als Trainer.
Zurück zum FC Wil, Sie sind der neue Mann an der Seitenlinie. Beschreiben Sie sich in zwei Sätzen.
Ich bin ein Wiler, bin hier geboren und bin mit dem Verein schon lange verbunden. Zudem bin ich ein junger, ambitionierter und authentischer Trainer, der vieles bewegen möchte.
Wann war für Sie klar, dass Sie der neue Trainer des FC Wil werden?
Ende Mai hat mich Jan Breitenmoser kontaktiert und gefragt, ob ich Interesse hätte, und für mich war klar, dass ich für diesen Schritt bereit bin. Dieser Verein passt zu mir. Ich habe mit dem Präsidenten und dem CEO mehrere Gespräche geführt und dadurch wurden alle meine positiven Gefühle bestätigt und ich wusste, dass es das Richtige für mich ist.
Ist der Job eine Traumerfüllung?
Ja, das ist es definitiv. Ich durfte das zweite Mal mein Hobby zum Beruf machen. Ich träumte immer wieder davon und ich habe hart dafür gearbeitet. Ich bin sehr dankbar für die Chance, die ich erhalten habe.
Sie haben nun die ersten Trainingstage mit der Mannschaft verbracht. Wie ist Ihr Eindruck von den Jungs?
Ich habe die Spieler als Fussballer gekannt und jetzt kann ich sie als Menschen kennenlernen, das ist mir sehr wichtig. Ich möchte, dass wir uns besser kennenlernen und dass sie sich wohlfühlen und sich in diesem Umfeld bewegen können. Das ist auch die Basis, um erfolgreich zu sein. Mein erster Eindruck ist sehr positiv. Sie sind jung, und bereit für neue Ideen.
Welche neuen Ideen sprechen Sie genau an?
Das Ziel ist es, attraktiven Fussball zu spielen. Es ist viel Mut gefragt und mehr Risikobereitschaft in der Defensive. Wir haben es etwa im Testspiel gegen Zürich gesehen. Wir wollen viele Chancen kreieren, mehr Intensität gegen den Ball fahren und höher verteidigen. Unser Fokus im Training ist es, dass die Spieler und auch der Staff in kurzer Zeit meine Spielideen verstehen. Ich will, dass wir alle die gleiche Sprache sprechen.
Haben Sie schon eine erste Elf im Kopf?
Nein, für das ist es noch zu früh. Wir haben noch zwei oder drei Transfers offen und haben vor Kurzem junge und erfahrene Leute geholt. Ich bin im Training noch am Testen und möchte den Spielern Zeit geben, sich zu zeigen. Jeder möchte sich neu präsentieren. Ich brauche sicher noch ein oder zwei Testspiele für diese Entscheidung und möchte mir dafür die Zeit geben.
Der FC Wil hat einige Abgänge zu «verkraften». Wie sehr sind Sie auch in die Transfertätigkeiten eingebunden?
Ich bin früh eingebunden worden und voll integriert. Für mich ist es sehr interessant und ich finde, es ist auch wichtig, dass der Trainer mitreden kann, das ist nicht überall selbstverständlich. Sie müssen meine Ideen kennen, damit sie einen Transfer machen können.
Welchen Spieler braucht der FC Wil unbedingt noch?
Im Mittelfeld und in der Innenverteidigung müssen wir sicher etwas machen. Danach sind wir immer offen für etwas Neues. Wir hoffen natürlich, dass es zu keinen Abgängen mehr kommt.
Mitte Juli startet bereits die neue Saison in der Challengue League, Ihr erster Gegner heisst Bellinzona. Ein Auswärtsspiel. Wie blicken Sie diesem Moment entgegen?
Natürlich habe ich grosse Vorfreude, spüre aber auch einen gewissen Druck. Schlussendlich arbeiten wir aber alle hart daran, zu zeigen, was wir können.
Auf welchem Tabellenplatz steht der FC Wil 1900 in der Winterpause?
Das ist eine spannende Frage. Im Moment würde ich die Mannschaft im Mittelfeld positionieren. Wir möchten einfach gut in die Saison finden und noch gar nicht so weit schauen. Bellinzona ist im Moment unser Fokus, und das ist, was im Moment zählt.
Warum ist ein guter Spieler wie Sie auch ein guter Trainer?
Ich glaube, wenn man selbst Spieler war, kann man eher verstehen, wie die Drucksituationen sind und was in der Kabine los ist. Man kann besser spüren und fühlen, was der Spieler braucht. Wir haben viele junge Spieler und da geht es zum Teil um Lehrabschlüsse und um Sorgen in anderen Bereichen. All das habe ich selbst durchgemacht. Ich kann somit meine Erfahrung teilen und kann ihnen etwas vorzeigen.
Brunello Iacopetta kam von Rapperswil-Jona, war zwei Jahre beim FC Wil und nutzte das Sprungbrett, um zum FC Aarau zu wechseln. Wie lange bleiben Sie in Wil?
Für mich ist es die erste Station und mein Traum ist in Erfüllung gegangen. Ich freue mich, jeden Tag hier zu sein. Ich liebe Emotionen und den Erfolg und ich möchte diesen Verein vorwärtsbringen und eshalb mache ich mir keine Gedanken darüber, irgendeinen nächsten Schritt zu gehen. Ich möchte zeigen, wozu ich fähig bin. Für mich geht es im Moment nur um das Team.
Welche Trainerlaufbahn verfolgen Sie schon länger?
Ich bin schon länger Dortmund-Fan und Jürgen Klopp ist punkto Emotionen und Leadership jemand, der mich schon immer sehr fasziniert hat. Ich verfolge aber auch einige junge Trainer, wie Fabian Hürzeler, ich nehme von jedem was mit, aber schlussendlich musst du auf dem Platz du selbst sein.
Lui Eigenmann
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