Francesco Cristofari
fuhr spontan mit seinem E-Bike
von Eschlikon
nach Italien.
Das Buch von Clara Delissen basiert auf wahren Begebenheiten – den Erfahrungen von ihr selbst und denjenigen ihrer Freundinnen und Freunde. lin
Clara Delissen hat ein eigenes Buch geschrieben. Erst zögerte sie, damit an die Öffentlichkeit zu gehen, dann tat sie es doch. Die 21-Jährige verrät ihre Beweggründe und was wirklich hinter der Geschichte steckt.
Wil«Viele Ereignisse in diesem Buch sind in Wirklichkeit passiert. Sie sind zwar nicht in dieser Konstellation geschehen, doch einzeln mir und meinen Freundinnen und Freunden widerfahren. Lediglich den Kontext habe ich verändert», lautet das Vorwort von Clara Delissens Buch. Ursprünglich war es das Endprodukt ihrer Maturaarbeit, doch die darin behandelten Themen lassen die 21-jährige Wilerin auch drei Jahre nach ihrem Abschluss an der Kantonsschule Wil nicht los.
Das Buch «Anders als du denkst» handelt von zwei jugendlichen Mädchen, die mit verschiedenen Voraussetzungen denselben Schulalltag erleben und die Vorurteile, die an ihnen haften. «Ich habe einen Freundeskreis mit zwei verschiedenen Seiten», erzählt Clara Delissen. «Eine besteht aus Schweizerinnen und Schweizern, die andere aus Personen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen. Beide Seiten haben gegenüber der jeweiligen anderen so manche Vorurteile.» Die Geschichten der beiden Schülerinnen Hanna und Fatime sollen dieses Phänomen veranschaulichen und mit der Einsicht in verschiedene Perspektiven Verständnis schaffen. «Jeder hat Vorurteile. Auch ich», gibt die 21-jährige Autorin zu. Es mache allerdings einen Unterschied, ob man sich dessen klar bewusst sei oder ob man diesen Zustand einfach hinnehme, betont sie. Delissen ist sich sicher: Vorurteile abzubauen, ist möglich – dafür braucht es aber mehr Offenheit und Interesse gegenüber anderen Personen. Dies hofft sie, mit der Geschichte der beiden Mädchen zu erreichen. Doch da ist noch ein weiteres Thema, mit dem die Protagonistinnen konfrontiert werden.
«In den letzten zwei Jahren meiner Schulzeit wurde ich sexuell beläs-tigt», erzählt die 21-Jährige. «Ich erhielt anonyme Anrufe von einem Mann. Er stöhnte ins Telefon und sagte mir, er hole sich gerade auf Bilder von mir einen runter.» Die Anrufe des Unbekannten hätten sich gehäuft, woraufhin Clara Delissen die Polizei aufsuchte. Doch geholfen hat diese ihr nicht. «Die Polizei sagte mir, ich solle halt keine anonymen Anrufe annehmen», erinnert sich die Wilerin. Doch so schnell gab sie sich nicht geschlagen. Ihr Mobil-anbieter konnte die Anrufe schluss-endlich nachverfolgen und ihren Belästiger ausfindig machen. Die 21-Jährige zeigte den Mann an, worauf er verurteilt wurde. Auch wenn die belästigenden Anrufe nun Vergangenheit sind – das Erlebnis ist an Clara Delissen nicht spurlos vorbeigegangen: «Wenn ich anonyme Anrufe bekomme, nimmt es mich noch immer mit», gibt sie zu. Ans Telefon gehen tut sie aber auch in solchen Fällen trotzdem. «Ich trage keine Schuld an unerwüschten Anrufen», sagt die 21-Jährige bestimmt. «Und ich möchte mich nicht einschränken.»
Das Geschehene niederzuschreiben, hat Delissen bei der Verarbeitung des Übergriffs geholfen. Die grösste Herausforderung sei für sie aber nicht der Schreibprozess selbst gewesen, sondern die Entscheidung, das Buch zu veröffentlichen. «Die Geschichte basiert teilweise auf meinen eigenen Gefühlen und Erlebnissen. Diese allen zugänglich zu machen, ist schon etwas beängstigend», gibt die Autorin von «Anders» zu. Schlussendlich hat aber ein Wunsch überwogen, der grösser war als ihre Bedenken: Clara Delissen möchte als Beispiel vorangehen und aufzeigen, dass auch junge, unbekannte Autorinnen das Zeug dazu haben, interessante Geschichten zu schreiben und diese zu publizieren. Ausserdem hofft sie, dass ihr Buch an Primarschulen oder auch Oberstufen Anklang findet und im Unterricht eingesetzt wird, um Jugendliche für das Thema Vorurteile zu sensibilisieren. «Das ist ein wichtiges Thema, dessen Bedeutung zu- und nicht abnehmen wird.»
Von Linda Bachmann
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