Ruben Schuler
freut sich, dass seine Motion zur Grundsteuer Anklang fand.
Daniel Lehmann und Susanne Basig auf dem Rainbow Mountain in Peru.
Noch gut einen Monat sind Daniel Lehmann und Susanne Basig unterwegs, dann endet die 16-monatige Weltreise des Wiler Paars so, wie sie begonnen hat: mit einer Camperreise. Ein Gespräch übers Heimkommen, die Schweiz und über die gewonnene Bescheidenheit.
Wil/Indonesien Wenige Minuten vor dem Telefongespräch war Susanne Basig noch im Indischen Ozean zum Tauchen. «Ich mache hier auf Gili Air gerade meinen Tauchschein. Morgen habe ich die Abschlussprüfung. Ich bin schon nervös», verrät die Wilerin. Ihr Partner Daniel Lehmann seufzt: «Ich habe seit ein paar Tagen eine nervige Ohrenentzündung und muss darum passen.» Doch dies, schiebt Lehmann gleich hinterher, sei ein Luxusproblem, schliesslich sitze er unter der Sonne Indonesiens. Bescheidenheit, das sei eines der grössten Learnings, welches sie aus ihrer Weltreise mit nach Hause nehmen. «Wir haben gelernt, mit wenig auszukommen, haben gesehen, wie glücklich Menschen auch mit wenig Eigentum und Geld sein können», so Lehmann. Die ehemaligen Banker müssen es wissen. Gili Air, die indonesische Insel, ist das 40. Reiseland, welches sie derzeit entdecken und es ist zugleich das zweitletzte. «In ein paar Tagen endet unsere Weltreise in Australien, nach 16 Monaten unterwegs. Wir sind jetzt schon wehmütig, aber wir freuen uns gleichzeitig auf die Schweiz.»
Fragt man das Weltreisepaar nach ihren Highlights, kommen sie nicht mehr aus dem Schwärmen. «Besonders in Erinnerung geblieben ist uns sicher die Wanderung auf den Vulkan Acatenango in Guatemala. Wir haben auf knapp 3000 Metern bei null Grad gezeltet und am Morgen die glühende Lava beobachtet. Das war schon einmalig», so Daniel Lehmann und ergänzt sogleich: «Magisch war sicher auch der Besuch von Machu Picchu.» Man könne die Erlebnisse aber nicht miteinander vergleichen, betont Susanne Basig: «Jedes Land, jede Aktivität, die wir gemacht haben, steht für sich, egal ob in Peru, Argentinien, Guatemala, Japan oder Thailand.» Und welches Land hat dem Paar am besten gefallen? Daniel Lehmann holt tief Luft: «Ich muss an dieser Stelle ganz ehrlich sein, der Schweiz kann keines unserer 40 bereisten Länder das Wasser reichen. Die Schweiz ist einfach die Champions League.» Susanne Basig ergänzt: «Wir haben uns in jedem Land überlegt, ob wir hier leben könnten, doch wir haben bei jedem bereisten Land etwas gefunden, das uns weniger gefallen hat. Mal war es die Armut, mal die Rechtsstaatlichkeit, mal der Müll. Da spielt die Schweiz einfach ganz vorne mit.» Umso mehr freut sich das Paar nun aufs Heimkommen, aber nicht nur auf die Sauberkeit, sondern vor allem auf die tägliche Routine, wie Daniel Lehmann verrät: «Wir freuen uns auf einen geregelten Ablauf, auf Yoga am Morgen und den Sport und vor allem natürlich auf unsere Familie und Freunde. Nach einer so langen Zeit unterwegs sind es die selbstverständlichen Dinge, die man zu vermissen beginnt.» Dass die Reise nun nach 16 Monaten endet, sei so geplant gewesen, verrät Susanne Basig: «Wir haben immer mit dieser Länge gerechnet und unser Budget danach ausgerichtet. Dass wir nun genau auf die Weihnachtszeit nach Hause kommen, ist natürlich gleich doppelt schön.»
Nach der Tauchprüfung von Susanne Basig bleibt das Wiler Paar noch ein paar Tage in Indonesien, bevor es in das letzte Land ihrer Reise geht: Australien. Da werden die Abenteurer die Westküste drei Wochen lang mit einem Camper bereisen. So endet die Reise der beiden, wie sie begonnen hat. Ein Zufall? Daniel Lehmann schmunzelt: «Die viermonatige Reise mit dem Camper durch Europa zu Beginn unserer Reise ist uns schon in sehr guter Erinnerung geblieben. Das Reisen mit einem rollenden Zuhause ist einfach so herrlich unkompliziert und einfach.» Dass sich der Kreis nun aber so schliesst, verrät Susanne Basig, sei Zufall: «Wir wollten zum Schluss unserer Reise eigentlich noch auf die Philippinen, haben uns aber wegen der Taifunsaison umentschieden. Darum reisen wir nun nach Australien.» Daniel Lehmann selbst war vor 26 Jahren schon einmal bei den Aussies. Er freut sich, das Land nach eigenen Angaben seiner Partnerin zu zeigen. Apropos Partnerschaft: Was hat die Reise mit der Beziehung der Wiler gemacht? Daniel Lehmann schmunzelt: «Nur einmal wurde es laut. Das war nach langer Anreise ohne Schlaf von Mexiko City über Vancouver nach Tokio, als wir dann nochmals drei Stunden mit dem komplizierten Zugsystem zu unserer Workaway-Familie im Norden Tokios fahren mussten und wir sehr dünnhäutig und sensibel waren. Wir können aber sagen, dass wir als Paar nach Hause kommen und unser Leben zusammen weiterplanen.»
Nebst dem Geniessen ihrer letzten Reisetage sind Daniel Lehmann und Susanne Basig derzeit vor allem damit beschäftigt, ihr Heimkommen zu planen. Die ersten Entscheidungen haben die beiden dafür schon getroffen, verrät Daniel Lehmann: «Ich suche eine Anstellung im 50-Prozent-Pensum, sprich, ich möchte meine Work-Life-Balance mehr in Richtung Life verschieben, um nebenbei womöglich eine Ausbildung zum Atemcoach zu machen.» Während sich Lehmann eine Rückkehr zur Bank vorstellen kann, ist diese für Susanne Basig, die auch nur noch in einem 80-Prozent-Pensum arbeiten möchte, fast ausgeschlossen, wie sie verrät: «Ich kann mir verschiedene Tätigkeiten vorstellen, möchte aber wie Dani nebenbei Zeit haben, mich selbst weiterzuentwickeln, etwa mit einer Ausbildung zur Barista oder im HR- oder Marketingbereich» Eine Wohnung hat das Paar in der Schweiz nicht mehr. Am liebsten würden sie nach St.Gallen ziehen, Wil stehe aber ebenfalls zur Debatte. Und die nächste Reise ist schon geplant? Susanne Basig schmunzelt: «Natürlich haben wir Träume, etwa die Antarktis oder Laos. Aber wir können uns tatsächlich auch vorstellen, einen Camper zu kaufen. Mal sehen. Der Traum vom eigenen Café oder Guesthouse ist zudem immer noch ein Thema.»
Von Lui Eigenmann
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