Claudia Veit
hat in ihrem Monster-Wettbewerb eine Gewinnerin erkoren.
Zu Hause sei sie die Innenministerin, verrät Landwirtin und Kantonsrätin Ursula Egli, die sich gerne im Garten aufhält.
Es waren zu wenige Stimmen: Nach nur einer Legislatur wurde Ursula Egli im vergangenen November als Stadträtin von Wil abgewählt. Mit den WN blickt die SVP-Frau auf ihre Amtszeit und die Wahlen zurück und verrät auch, wie es ihr persönlich geht.
Wil Ursula Egli, wie geht es Ihnen am heutigen Dienstag?
Mir geht es gut, sicher besser als auch schon. In der vergangenen Woche war ich im Urlaub, das hat richtig gutgetan, ich konnte runterfahren. Auf diese Auszeit hatte ich mich schon lange gefreut.
Es wurde in den vergangenen Monaten in der Stadt viel über Sie geredet. Was sagen Sie?
Es war ein intensiver Wahlkampf mit nicht nur schönen Geschichten. Schlussendlich aber ist es eine Wahl und bei einer solchen gibt es Gewinner und Verlierer. Sicher habe ich mir meine Pläne gemacht, aber ein Volksentscheid kann solche Pläne ganz schön durcheinanderbringen.
Mit der Zusage für dieses Interview haben Sie lange gewartet. Warum?
Ich musste meine Abwahl erst einmal verarbeiten. Dazu war ich noch vier Wochen als Stadträtin im Amt und wollte diese Arbeit gut abschliessen. Sprich, ich hatte in den vergangenen Wochen einfach keinen Kopf dafür.
In einer Absage an die WN für ein Interview haben Sie geschrieben: «Aber ich kann Ihnen verraten, dass es mir aktuell nicht sehr gut geht.» Was hat Sie in dieser Zeit beschäftigt?
Die Abwahl kam nicht nur für mich unerwartet, sondern auch für viele Menschen in Wil. Gerade heute habe ich wieder einen Brief erhalten, indem zum Ausdruck gebracht wird, wie schade es sei, dass ich nicht mehr im Stadtrat sei. Ich habe einfach Zeit für mich gebraucht, um alles zu verarbeiten.
Warum wurden Sie am 24. November 2024 nach nur einer Amtszeit abgewählt?
Dazu haben verschiedene Faktoren geführt, da bin ich überzeugt. Von vielen Wählerinnen und Wählern ist die SVP nicht gerne in der Exekutive gesehen, was ich nicht verstehen kann. Die SVP ist die wählerstärkste Partei im Parlament und gehört einfach dazu. Der GPK-Bericht, welcher zwischen den beiden Wahlgängen rauskam, war sicher auch nicht gerade förderlich. Und noch dazu kommt sicher, dass die FDP auch noch mitangegriffen hat. Aber es ist, wie es ist, so ist Politik. Was ich in dieser Hinsicht aber sehr bedauere, ist, dass man meine Arbeit zum Schluss sehr einseitig wahrgenommen hat und nicht die ganzen vier Jahre angeschaut hat, was in dieser Zeit alles geleistet wurde.
Kam die Abwahl überraschend?
Ja, wie schon angesprochen. Vor allem auch, weil ich so viel Unterstützung gespürt habe, gerade auch durch Leserbriefe, die erschienen sind, und dies von Leuten, von denen ich es nie erwartet hätte. Das gab mir das Gefühl, dass ich nicht alles falsch gemacht habe, und dafür bin ich dankbar.
Über viele Monate waren Sie vor und während Ihres Wahlkampfs mit Mobbing-Vorwürfen konfrontiert. Können Sie sich rückblickend erklären, warum diese schweren Anschuldigungen entstanden sind?
Ganz klar durch den Vorstoss, der links/grünen Gegner im Parlament. Da bin ich aber weiterhin der Meinung, über personelle Geschichten sollte das Parlament nicht entscheiden müssen, das ist definitiv eine Stadtrat- und Chef-Angelegenheit. Und trotzdem hat es die Konstellation so ergeben, dass schlussendlich ein Bericht daraus entstanden ist. Das ist keine schöne Geschichte, vor allem, fast ein Jahr lang so negativ in den Medien zu sein. Am Schluss glaubt die Leserschaft noch, was da steht ...
Der Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Stadtparlaments zeigt, dass die Mobbing-Vorwürfe gegen Sie haltlos sind. Gleichzeitig stellt der Bericht Verbesserungsbedarf im Personalmanagement der Stadt fest. Haben Sie Fehler gemacht?
Ja, die habe ich gemacht. Ich bin nicht ganz korrekt vorgegangen und trotzdem, Fehler sind menschlich und zu dem stehe ich. Im Nachgang würde ich sicher das eine oder andere anders angehen.
Ihr mutmassliches Mobbing-Opfer Beatrice Aebi hat im Oktober im «Tagblatt» ein Interview gegeben und die Zusammenarbeit mit Ihnen als sehr belastend bezeichnet. Haben Sie inzwischen das Gespräch mit der ehemaligen Stadtplanerin gesucht?
Nein, und dazu habe ich auch kein Bedürfnis. Ich habe mir sicher schon einmal überlegt, wie die Situation wäre, wenn wir uns begegnen würden, das schon.
Wie sehen Sie Ihre Abwahl? Als Entlassung?
Ganz klar als Abwahl.
Wer hat Sie nach der Abwahl aufgefangen?
Meine Familie und mein Umfeld. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich mich in die Arbeit geflüchtet habe. Ich hatte nach der Abwahl noch vier Wochen Amtszeit und es gab einiges zu tun, was ich noch erledigen wollte und noch dazu musste ich mein Büro räumen. So konnte ich gleichzeitig auch meine Motivation hoch halten. Hätte ich immer daran gedacht, dass im Januar fertig ist, wäre die wohl nicht mehr da gewesen.
Was haben Sie in den ersten Tagen nach Ihrer Abwahl gemacht?
Ich habe mich erst mal wieder zu Hause sortiert. Dabei habe ich auch gemerkt, wie viel ich hier eigentlich verpasst habe, gerade in betrieblichen Angelegenheiten.
Verlässt man eine Arbeitsstelle, bekommt man immer auch ein Arbeitszeugnis. Wenn Sie sich selber eines ausstellen müssten, wie würde dieses ausfallen?
Ich würde schreiben, dass ich sehr bürgernah war und dass ich die Stadt weiter bringen wollte. Dazu würde ich sicher auch anmerken, dass ich intensiv den Austausch mit der Bürgerschaft gesucht habe. Ein gutes Miteinander hatten wir sicher auch im BUV. Ich habe dieses Departement nicht ganz freiwillig gewählt, rückblickend ist es aber sicher das schönste Departement der Stadt, weil man am meisten bewegen kann und viel Verantwortung hat. Im Umkehrschluss heisst das natürlich aber auch, dass man oft in der Kritik steht.
Im Polittalk der WN haben Sie kurz nach Ihrer Abwahl geschrieben: «Ich wäre gerne noch geblieben.» Welches Projekt hätten Sie gerne noch abgeschlossen?
Den Bahnhof und den Umbau des Gare de Lion hätte ich sehr gerne noch begleitet. Bei der ARA Thurgau darf ich als Delegierte der Partei weiter mitwirken. Es freut mich, dass ich da dabeibleiben kann.
Wenn Sie in der Stadt unterwegs sind, gibt es einen Ort, wo Sie Ihre eigene Handschrift besonders gut ablesen können?
Nach nur vier Jahren ist das schwierig. Ich freue mich aber sicher jedes Mal, wenn ich der Unteren Bahnhofstrasse entlangfahre und die neue Überbauung Perronimo sehe.
Würden Sie rückblickend etwas Grundlegendes anders machen?
Grundlegend sicher nicht, aber ich würde, wenn es um schwierige Personalangelegenheiten, früher mit dem Personaldienst oder dem Stadtpräsidenten das Gespräch suchen.
Für die SVP sind Sie weiter im Kantonsrat. Wie viel Freude haben Sie noch an Politik?
Nach wie vor grosse, das legt man nicht einfach so zur Seite, da müsste ich schon auswandern. Ich bin weiter mit Herzblut in der Politik dabei.
Werden Sie in vier Jahren nochmals einen Angriff nehmen, um wieder Einsitz in die Wiler Stadtregierung nehmen zu können?
Wie sagt man so schön, sag niemals nie. Diese Frage habe ich mir aber ganz ehrlich noch nicht so gestellt, ich muss erst einmal verdauen, was war. Ich kann aber sagen, dass mir diese Frage heute nicht zum ersten Mal gestellt wurde.
Nach Marcus Zunzer und Daniel Stutz sind Sie die dritte Vorsteherin des Departements für Bau, Umwelt und Verkehr (BUV) in Folge, die nach einer Amtszeit abgewählt wurde. Wie «überlebt» Ihr Nachfolger Manuel Nick länger in diesem Amt?
Indem er sich nicht nur links-grünen Anliegen annimmt, sondern auch immer an das Gewerbe und die Wirtschaft denkt.
Durch die Abwahl als Stadträtin haben Sie nun wieder mehr Zeit. Wie nutzen Sie diese?
Den Januar habe ich wirklich für mich gebraucht. Ich war übermüdet und auch die emotionalen Themen haben Spuren hinterlassen. Nun bin ich aber wieder in der Spur und kann mir eine neue Herausforderung vorstellen. Ich suche aber sicher keine Anstellung mehr, in der ich 70 Prozent angestellt bin, aber 150 Prozent arbeite, das möchte ich auch meiner Familie nicht antun.
Lui Eigenmann
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