Claudia Keel-Graf
erklärt, mit welchen Zutaten dasThurbobräu gebraut wird.
Meret Grob (l.) und Salome Zeintl vor der Wiler Tonhalle, in der sie die Stadt seit einiger Zeit mitgestalten.
Sie sind jung, intelligent und wollen in Wil mitreden. Doch wie gut gelingt das Meret Grob (27) und Salome Zeintl (26) als «Rookies» im Stadtparlament? Die beiden Wilerinnen erzählen, was es braucht, bis man ernst genommen wird und weshalb sie wenig von Sesselklebern halten.
Wil Meret Grob und Salome Zeintl, wurden Sie als junge Frauen im Parlament sofort respektiert?
Salome Zeintl: Ich glaube, es ging schon eine gewisse Zeit, bis man mich ernst nahm. Das hat aber vor allem mit dem Alter zu tun. Ich habe mir aber immer wieder vor Augen geführt, dass das Wissen der älteren Parlamentarier nicht von ungefähr kommt und ich alles fragen darf.
Und Sie, Meret Grob?
Meret Grob: Auch ich hatte anfangs Respekt, mich zu äussern, gerade in der GPK, die fast nur aus Herren besteht. Zu Beginn fühlte ich mich aber auch nicht sattelfest in den Finanzthemen und der Geschäftsprüfung. Als einzige Frau unter 30 hat mir damals der Austausch mit anderen jungen Frauen gefehlt ...
Nun sind Sie zu zweit. Wie hoch ist die Schwelle ins Parlament?
Meret Grob: Die drei Jungparteien haben je einen Sitz. Es kann länger dauern, bis man in der Liste nach oben rückt. Ein weiteres Hindernis sehe ich darin, dass wir keine Stellvertretung haben. Das Amt verpflichtet zu vier Jahren und im Durchschnitt zu einer Sitzung pro Woche. Das kann mit einem Studium oder Auslandaufenthalt schwer zu vereinen sein.
Salome Zeintl: Dem stimme ich zu. Es motiviert die Jungen nicht wirklich, wenn bei so vielen Bisherigen ein zweiter junger Sitz fast unmöglich ist.
Wollten Sie auch ins Parlament, um dies zu ändern?
Salome Zeintl: Unter anderem. Ich finde, dass man als Parlamentarier ab einer gewissen Zeit etwas träge wird. Einige Mitglieder merken nicht, wenn's Zeit ist zu gehen und so sitzen gerade in den Kommissionen zu lange dieselben Leute. Ich wäre für eine Amtszeitbeschränkung auf drei aufeinanderfolgende Legislaturen. Was ich aber vor allem wollte, war, bei der Gestaltung von Wil für die Jungen mitreden zu können.
Meret Grob: Ich wollte in die Wiler Politik, um die Stadt für die Bewohnenden zu gestalten und finde es wichtig, dass alle Generationen im Parlament vertreten sind. Ich sehe nach eineinhalb Jahren, dass gewisse Ansichten und Fragen von unterschiedlichen Generationen anders geäussert werden.
Wie meinen Sie das genau?
Meret Grob: Ich finde, wir jüngeren Menschen sind, unabhängig von der Partei, abhängig vom Alter an einigen Themen näher dran. Zum Beispiel, wenn es um die Kinderbetreuung geht, ist uns als jungen, berufstätigen Frauen klar, dass sich noch einiges verbessern muss. Da sehen die älteren Parlamentarier keine so grosse Relevanz.
Wie macht man sich als junge Frau oder junger Mensch wie Sie einen Namen im Parlament?
Salome Zeintl: Ich denke, indem man Geschäfte gut vorbereitet. In der Fraktion merkt man schnell, wer die Unterlagen gut durchgelesen hat. Ausserdem ist es zentral, wenn man Themen wahrnimmt, die viele betreffen und diese aufs Tapet bringt.
Meret Grob: Das denke ich auch. Was sicher ebenfalls von Vorteil ist, sind überparteiliche Kompromisse herbeizuführen, wie bei den Tagesschulen. Sebastian Koller und sein Engagement für den Wiler Turm ist ein gutes Beispiel.
Sie, Salome Zeintl, haben in Ihrer Amtszeit bisher keine eigene Interpellation eingereicht, Sie, Meret Grob, bisher eine. Welches Fazit ziehen Sie daraus?
Salome Zeintl: Meine Fraktion ist sehr offen und ich kann mich immer erkundigen, in welchem Bereich man einen Vorstoss wagen könnte. Ich finde jedoch, man sollte mit einer Interpellation nicht einfach ein Statement setzen und der Verwaltung allenfalls noch mehr Arbeit machen, sondern es sollte um Sachpolitik gehen. Deshalb habe ich noch keinen Vorstoss gemacht.
Meret Grob: In der GPK sind wir ja vor allem für Finanz- und Geschäftsprüfungsthemen zuständig. Das bedingt, dass wir etwas weniger direkte Sachgeschäfte beraten. Ich bin jedoch sicher, dass noch einige Vorstösse von mir folgen werden, denn ich sehe schon noch einige Dinge, die verändert werden könnten.
Was wäre dies noch nebst der angesprochenen Amtszeitbeschränkung und Stellvertretung?
Meret Grob: Vier Jahre im Leben einer jungen Person sind eine lange Zeit und es kann sich beruflich und privat einiges tun. Diese Herausforderung gilt es zu meistern. Was sicher wichtig ist, ist eine gute Personalplanung und Personen bereits innerhalb der Partei aufzubauen.
Salome Zeintl: Genau. In unserem Alter verändern sich Gegebenheiten schnell. Sei dies ein weiter entferntes Masterstudium, ein neuer Job oder persönliche Umstände. Wenn sich junge oder neue Leute einsetzen wollen, soll man ihnen keine Steine in den Weg legen und sich dann beschweren, man finde keine neuen Leute.
Von Darina Schweizer
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