Rudolf Kuhn
schiesst Silberjodidraketen in den Himmel um Hagel abzuwehren.
Iris Lindemann Krüsi und Franco Graf vom RAT Münchwilen.
Das Rätsel um die Rückstellung des Traktandums «Darlehen an das Regionale Alterszentrum Tannzapfenland» an der vergangenen Sirnacher Gemeindeversammlung ist gelöst. Die WN haben Zentrumsleiter Franco Graf und Verwaltungsratspräsidentin Iris Lindemann Krüsi zum Gespräch getroffen.
Münchwilen Grosses Fragezeichen bei der Sirnacher Bevölkerung: An der jüngsten Gemeindeversammlung informierte Präsident Beat Schwarz über eine nicht alltägliche Begebenheit. Das Traktandum «Darlehen an das Regionale Alterszentrum Tannzapfenland» in Höhe von 370’000 Franken wurde zurückgestellt.
Unterschiedliche Meinungen
Um die Rückstellung verstehen zu können, lohnt sich ein Blick in die Leistungsvereinbarung des RAT, die mit den 13 Vertragsgemeinden existiert. Diese sei aus dem Jahr 2016, wie Verwaltungsratspräsidentin Iris Lindemann Krüsi zu erzählen beginnt. Die Leistungsvereinbarung sieht vor, dass betagte Personen aus den Vertragsgemeinden im RAT vergünstigt leben können. Im Gegenzug können die Vertragsgemeinden das RAT finanziell unterstützen.
Ein Geben und Nehmen, das auch beim aktuellsten Bauprojekt zum Zug gekommen wäre. «Dazu kam es jedoch nicht, da einige Gemeinden der Finanzierung kritisch gegenüberstanden», erklärt Zentrumsleiter Franco Graf. Geplant ist die Aufstockung des Ostflügels und ab dem kommenden Jahr die Renovierung des Pflegeheims samt Obergeschoss, dessen Spatenstich kürzlich über die Bühne ging. Doch was hat diese Neuausrichtung der Finanzierung mit Sirnach zu tun?
«Die Kasse stimmt»
Da die Gemeinde Sirnach nicht nur im Verwaltungsrat mit Gemeinderätin Yvonne Koller vertreten ist, sondern auch viele Heimbewohner aus dem Nachbarort kommen, wollte die Gemeinde das Projekt schnell vorantreiben. Dass sich Sirnach so für das RAT einsetzt, begrüssen beide Interviewpartner gleichermassen. Parallel dazu wurden alternative Finanzierungsmittel seitens des RAT geprüft, da es mehr Gegenwind von den Vertragsgemeinden gab als erwartet. Das kann Verwaltungsratspräsidentin Iris Lindemann Krüsi auch verstehen. «Es liegt auf der Hand, dass Gemeinden, die viele Bewohner stellen, eher bereit sind, das RAT finanziell zu unterstützen, als andere», sagt sie.
Konkrete Nennungen von Genossenschaftsgemeinden, die dem Darlehen kritisch gegenüberstanden, wollten weder der Zentrumsleiter noch die Verwaltungsratspräsidentin tätigen. Sie liessen jedoch durchblicken, dass die Leistungsvereinbarung in einem nächsten Schritt genauer angeschaut werden muss. Auf die Frage, ob das RAT nun in eine finanzielle Schieflage geraten sei, antworten beide entschieden mit Nein. «Das RAT steht finanziell gut da und die Kasse stimmt, auch wenn grössere Bauprojekte anstehen», erklärt Franco Graf. Für die Finanzierung des 12-Millionen-Projekts hat das RAT schliesslich mit dem Kanton Graubünden einen Partner gefunden.
Mit Graubünden geeinigt
Nach Abwägung und Überprüfung verschiedener alternativer Finanzierungsmöglichkeiten kamen die Verantwortlichen zum Schluss, dass einer Zusammenarbeit mit dem Kanton Graubünden nichts mehr im Wege steht. «Da wir über ein gutes finanzielles Rating verfügen, konnte man sich schliesslich mit dem Kanton Graubünden auf eine Finanzierung einigen.» Gemäss den RAT-Verantwortlichen bietet das 10-Millionen-Franken-Darlehen Planungssicherheit in der gesamten Projektphase. Ein verlässlicher Partner in Sachen Finanzierung ist auch ein entscheidender Punkt, wenn es um die Tarifgestaltung geht. «Wenn wir weiterhin haushälterisch mit unseren Mitteln umgehen, wirkt sich das auch positiv auf die Kosten und somit auf unsere Endkunden aus», erklärt Iris Lindemann Krüsi.
Drei Anfragen für ein Bett
Mit der Baustelle, um die es letztendlich geht, ist das RAT auf Kurs. «Der Start ist geglückt und alle arbeiten Hand in Hand», freut sich Zentrumsleiter Franco Graf. So treffen sich die führenden Köpfe der Baustelle und des RAT regelmässig zum gemeinsamen Austausch. Das Pflegeheim mit Zwischentrakt wird in drei Etappen renoviert. Die Doppelzimmer werden mehrheitlich in Einzelzimmer umgebaut und erhalten alle eine Nasszelle. «Der Umbau erfolgt nach neuestem Standard, die Zimmer werden modern und hell eingerichtet und bieten ein optimales Raumklima», betont Lindemann Krüsi, und Graf ergänzt: «Mit diesen verbesserten Wohnmöglichkeiten erfüllen wir das Bedürfnis der Bewohnerinnen und Bewohner nach mehr Privatsphäre und ermöglichen ihnen individuelle Pflege und Betreuung in ihrer privaten Wohnumgebung.»
Die Bettenzahl bleibt auch nach Bauabschluss unverändert. Diese hat mit einer 99-prozentigen Auslastung einen Spitzenwert erreicht. Der Zentrumsleiter erklärt, dass sie auf ein freies Bett drei Anfragen haben. Eine neue Untersuchung zeigte zudem, dass ein RAT-Bett im Jahr nur drei Tage leer stand. Der daraus resultierende Arbeitsaufwand soll sich für die Mitarbeiter im neuen RAT ab 2026 als angenehmer gestalten. «Wir stecken unser Geld in den Betrieb und in unsere Mitarbeiter, denn sie sind das grosse Kapital im RAT», sagt die Verwaltungsratspräsidentin. An der alljährlichen Generalversammlung vom vergangenen Dienstag konnte das RAT-Team positive Rückmeldungen zum aktuellen Bauprojekt entgegennehmen.
Von Jan Isler
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