Juliana Hassler
half Kindern, ihre eigenen Schoko-Osterhasen
herzustellen.
Den Aufkleber auf dem Heck seines Wohnwagens hat Marc Flückiger von der FDP-Regionalpartei geschenkt bekommen.
Wer Marc Flückiger ab dem 5. Mai eine Mail schreibt, bekommt eine Abwesenheitsmeldung – nicht für eine Woche, nein, für drei Monate. Der Wiler Unternehmer und Kantonsrat macht sich auf, zusammen mit seiner Familie im Wohnwagen Europa zu erkunden.
Wil Marc Flückiger steht in seinem Büro, in der Hand den Schlüssel für sein Auto. Gerade hat er seinen Wagen aus der firmeneigenen Werkstatt abgeholt. «Ich habe neue Sommerpneu montieren lassen, damit auch unser Zugfahrzeug für die grosse Reise bereit ist», verrät Flückiger und wirft den Schlüssel mit Schwung auf seinen fein säuberlich aufgeräumten Bürotisch. Noch liegen da ganz viele grüne Sichtmäppchen. Diese aber werden in den nächsten Tagen alle in den Ordner «Erledigt» wandern, erklärt der Unternehmer und ergänzt: «Die Zeit rast, noch war es ein halbes Jahr, bis es losgeht, und nun steht unsere Reise schon vor der Tür.» Man merkt Marc Flückiger die Vorfreude an, während er diesen Satz sagt, die Augen strahlen.
Marc Flückiger ist bekannt für seine direkten Worte, auch bei diesem Gespräch nimmt er kein Blatt vor den Mund. «Für einige bin ich ein Depp, dass ich so eine verrückte Reise unternehme, und ich merke jetzt schon, dass ich mit meiner Idee anecke», verrät der Kantonsrat. Doch Flückiger gibt nicht viel auf die Kritiker, viel zu sehr freut er sich auf die kommende Auszeit und viel zu akribisch hat er sich und sein Unternehmen, die Sygma AG, auf die drei Monate vorbereitet – so weit, dass er während der Reise sein Handy kaum in die Hand nehmen muss. Geschafft hat Marc Flückiger das, indem er seinen Mitarbeitenden mehr die Verantwortung gegeben hat und diese auch entscheiden lässt. «Ich bin gespannt, wie die Verantwortlichen und grundlegend alle Mitarbeiter die Firma weiterführen, wenn ich nicht da bin.» Für seine Rückkehr hat sich Flückiger schon eine Notiz in seinen Kalender gemacht. «Nicht alles schlechtreden» steht da geschrieben. «Ich möchte am 5. August nicht zurückkommen und alles infrage stellen, sondern von meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern lernen», erklärt Flückiger.
Dass die Europareise genau jetzt stattfindet, ist kein Zufall, im Juni lenkt Flückiger die Sygma AG seit zehn Jahren. In einem früheren Interview mit dieser Zeitung war für den Unternehmer klar: Nach zehn Jahren ist Schluss. «Ich war zwölf Jahre bei Züger, neun Jahre im Stadtparlament. Ich finde, die Zehn ist eine gute Zahl, um Dinge zu beenden.» Und die Sygma? Flückiger schmunzelt: «Ich kann diese Firma nicht aufgeben, sie liegt mir viel zu sehr am Herzen.» Der Unternehmer geht darum nun einen anderen Weg und legt eine Auszeit ein – oder wie es Marc Flückiger nennt: Nachhaltigkeit schaffen. «Ich bin noch fit, merke aber auch, dass ich keine 30 Jahre mehr bin. Die Regeneration dauert länger, vor allem, seit ich zwei Kinder habe, da gibt es für mich kaum noch Pausen.» Mit der Reise, die nun bald startet, hofft Flückiger, seine Batterien wieder voll aufzuladen, um die nächsten Jahre weiter Vollgas geben zu können im Unternehmen, aber auch in der Politik, denn Flückiger ist erst vor wenigen Wochen wieder in den Kantonsrat gewählt worden. Die erste Session aber verpasst der FDP-Mann nun wegen seiner Reise. «Der Trip war schon vor meiner Wiederwahl festgelegt, darum kann ich das nun nicht ändern. Aber es bleiben mir ja noch viele weitere Sitzungen», schmunzelt der Politiker.
In der nächsten Woche geht es für Marc Flückiger und seine Familie mit dem Wohnwagen auf den elterlichen Bauernhof seiner Frau in Mosnang. Grund dafür ist, dass der Wiler während der Auszeit sein Haus umbauen lässt. «Und da die Küche zuerst rauskommt, ziehen wir nun schon einmal in den Wohnwagen», schmunzelt Flückiger und ergänzt: «Es ist auch ein guter Test, ob wir richtig gepackt haben.» Nach dem Bauernhof-Aufenthalt startet die Europareise am 5. Mai dann richtig. Das erste Ziel hat die Familie auch schon gemeinsam festgelegt: Es ist die Landesgartenschau in Wangen, wo auch die Stadt Wil mit einem Pavillon vor Ort sein wird. Danach wolle sich die Familie treiben lassen, erklärt Flückiger die Route: «Das Tempo geben schlussendlich die Kinder vor, vielleicht schaffen wir es bis ans Nordkap, vielleicht auch nicht. Wir nehmen es, wie es kommt, und mit dem Wohnwagen sind wir ja flexibel.» Im Raum stand anfangs auch eine grössere Tour, verrät der Familienvater: «Wir haben auch an die Panamericana gedacht, doch der Aufwand mit zwei kleinen Kindern wäre zu gross.» Da der Wohnwagen so oder so schon in der Garage stand, entschied sich die Familie für Europa. «Wir fahren zu Hause auf unsere Reise los, das ist cool», so Flückiger.
Marc Flückiger schnappt sich seinen Autoschlüssel, es wartet der nächste Termin. Dass der Stress bald ein Ende hat, darauf freut sich der Unternehmer. «Ich habe in den vergangenen Jahren kaum Ferien gemacht, in den ersten fünf Jahren als Unternehmer praktisch gar nicht. Die drei Monate habe ich mir angespart.» Dass er sich die Auszeit nun nehmen kann, solange die Kinder noch klein sind, freut den Familienvater. «Ich freue mich darauf, wenn wir als Einheit zusammenwachsen, ich meinen Kindern meine Werte mitgeben kann und wir einfach mal ein Lagerfeuer machen und das ganz einfache Leben geniessen können», schwärmt Flückiger und geht schnellen Schrittes aus seinem Büro, nachdem er sich verabschiedet hat.
Lui Eigenmann
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